Digimon Adventure Ω von kentasaiba2 ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- In der Ferne waren Rufe zu hören, nein, eher ein Heulen. Dies veranlasste die beiden kleinen Wesen, ihr Tempo zu erhöhen. Ihnen war klar, dass ihnen die Zeit ausging und sich das Tor bald schließen würde. So war es immer, die Tore öffneten sich immer nur wenige Minuten. Würden sie diese Gelegenheit verstreichen lassen, so würde es unangenehme Konsequenzen für sie haben. Nein, nicht nur für sie, sicher für die gesamte DigiWelt. Eines der beiden Wesen, ein bläulicher Drache, übertrieb es nun und verlor das Gleichgewicht. Es stolperte und fiel unsanft auf die Schnauze. Sein Gefährte, ein weißes, glitzerndes Wesen, drehte sich abrupt um und eilte zu seinem Freund. Er half ihm auf und erhielt sofort einen Dank. Der bläuliche Drache überprüfte die kleine Tasche, die es mit sich führte. Es kontrollierte den Inhalt und war erleichtert, dass dieser unbeschädigt war. Es würde den Gegenstand in der anderen Welt noch dringend brauchen. Sofort vernahmen sie, wie der Feind sich ihnen näherte. Sie hatten etwas von ihrem Vorsprung eingebüßt, den sie dringend wiederherstellen mussten. Sie rannten los und erkannten in wenigen Metern vor ihnen das Tor. Es schimmerte grünlich und wirkte lediglich wie eine Lichtbrechung. Doch die beiden Wesen wussten, was es damit auf sich hatte. Sie sahen einander noch einmal an und nickten sich dann zu. Sie waren bereit, in das Tor zu springen, da tauchte der Feind hinter ihnen auf. Zu spät war ihnen bewusst geworden, dass der Feind sich die letzten Meter unterirdisch fortbewegt hatte. Er preschte nun hervor und griff die Wesen an. Es handelte sich um eine riesige Maschine mit einem gewaltigen Maul. Es besaß die Schnauze eines Krokodils und gewaltige Kanonen auf seinem Rücken. Es schnappte nach dem blauen Drachen, doch sein Freund schoss einen weißen Blitz gegen das Maul des Ungetüms. Dies ließ den Feind nur kurz zurückschrecken, doch die Gelegenheit reichte. Das weiße Wesen griff die Hand des blauen und zog es mit sich Richtung Tor. Sie standen direkt vor ihm, da preschte der Feind erneut vor und drehte die beiden mit einem Angriff. Ihre Hände lösten sich voneinander, doch sie hatten es geschafft. Sie flogen durch das Tor, zumindest sah es für das weiße Wesen so aus. Es hatte seinen Freund aus den Augen verloren und hoffte, dass sich dieser in Sicherheit befand. Bei ihm selbst fing sich alles an zu drehen, und bald landete er an einem seltsamen Ort. Hohe Bauten zierten die Umgebung, und Lärm war zu vernehmen. Um sich herum erkannte es Lebewesen, die nicht seiner Art entsprachen. Sie gingen auf zwei Beinen und hatten Haare auf dem Kopf. Kapitel 1: Folge 1 - Partner ---------------------------- Takeshi machte sich bereit, schlafen zu gehen. Er wollte heute nicht zu lange wach bleiben, denn morgen stand ein wichtiger Tag bevor – ein Ereignis, das sich nie wieder in seinem Leben wiederholen würde. Denn morgen würde er seinen ersten Tag als Mittelschüler erleben. Es war ein völlig neuer Abschnitt in seinem Leben, der alles verändern würde. Auf der anderen Seite war es etwas entmutigend, da er außerhalb der Schule nicht viel unternahm. Er hatte seine Hobbys, wie etwa die Spielhalle, die er mit seinem besten Freund Shun besuchte, oder seine Lieblingsserie Kamen Yusha, der er regelmäßig folgte. Und natürlich den Ramen-Laden um die Ecke. Dort gab es tatsächlich die besten Ramen, die er jemals genießen durfte. Schon mehrmals hatte er den Besitzer oder dessen Lehrling nach dem Rezept gefragt, war jedoch immer nur auf Schweigen gestoßen. Er konnte es verstehen, doch allein bei dem Gedanken lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Gerade als Takeshi seinen PC ausschalten wollte, an dem er alles für morgen vorbereitet hatte, erhielt er noch eine Mail. Er beschloss, diese noch schnell zu überprüfen, und hielt inne. Hatte er sich verlesen? Als Absender erkannte er den Namen 'Tsubasa'. Aber konnte das sein? Zuerst glaubte er nicht so recht daran, dann öffnete er die Mail und las mit Spannung. Sofort verbesserte sich seine Stimmung zusehends. Diese Person wollte sich morgen mit ihm treffen. Sie hatte Ort und Zeitpunkt genannt und fragte, ob dies für Takeshi in Ordnung sei. Dieser bejahte sofort, indem er eine ausführliche Mail zurückschrieb. Dann fuhr er seinen PC herunter und legte sich schlafen. Er konnte es kaum noch abwarten. Sein fester Vorsatz, am nächsten Tag nicht zu verschlafen, löste sich in Luft auf, als er erwachte und auf seinen Wecker starrte. Er schimpfte teilweise mit sich selbst und zog sich schnell an. Er würde die Bahn verpassen, was ihn dazu veranlassen würde, das Fahrrad zu nehmen. Da seine Eltern oft früh zur Arbeit mussten, hatte ihn auch keiner frühzeitig geweckt. Schnell trank er in der Küche einen Schluck Wasser, nahm dann seine Schulsachen und machte sich auf den Weg. Als er mit seinem Fahrrad vor dem Schulgebäude zum Stehen kam, wurde ihm bewusst, dass er an seiner Kondition arbeiten musste. Er stellte es an der dafür vorbereiteten Stelle ab und schloss sich dann den Erstklässlern an, welche in das Gebäude strömten. Wie üblich fanden sie sich in der Sporthalle ein, in welcher bereits breitflächig Stühle aufgestellt worden waren. Als sich alle setzten, ließ Takeshi seinen Blick schweifen. Schnell hastete er zu einem Stuhl, bevor ihm dieser weggenommen werden konnte. "Geschafft", stöhnte er erleichtert. Der Junge neben ihm verschränkte die Arme und seufzte. "Wie ich sehe, setzt du deine Einstellung vom letzten Jahr fort. Wir sind jetzt Mittelschüler, es wird mehr von uns erwartet", führte er Takeshi vor Augen. Dieser rollte mit den Augen. "Ja ja, ich weiß doch. Aber das ist unser erster Tag, überfordert mich nicht gleich", bat er. Der Junge neben ihm lehnte sich in den Stuhl zurück und richtete seine Brille zurecht. "Du kannst nur hoffen, dass wir wieder in derselben Klasse sind. Einer muss immerhin auf dich aufpassen." Takeshi hasste es, wenn sein bester Freund Shun den Erwachsenen spielte, immerhin waren sie gleich alt. Doch es stimmte, dass sich Shun wesentlich mehr für die Schule anstrengte und sie allgemein ernster nahm als er selbst. Er mochte es nicht, wenn Shun ihn daran erinnerte, doch Takeshi kannte auch dessen Eltern, die manchmal ziemlich streng sein konnten. Wenig später trat der Direktor der Schule vor das Mikro und gratulierte den Schülern zum neuen Schuljahr. Er erinnerte sie daran, ihre Pflichten ernst zu nehmen, aber auch Spaß am Alltagsleben zu haben. Danach wurde allen ein Zettel mit ihren Klassen überreicht, und Takeshi stellte erleichtert fest, dass er tatsächlich wieder mit seinem Freund vereint sein würde. Der Klassenraum selbst wirkte nicht besonders. Takeshi entschied sich für den Platz hinten links, Shun einen weiter vorne, näher an der Tafel. Er ließ seinen Blick schweifen, doch er kannte kaum jemanden aus seiner alten Schule. Und zu den wenigen, die er erkannte, hatte er keinen großen Bezug. Er würde wohl größtenteils mit Shun abhängen. Gleichzeitig überlegte er, ob er vielleicht einem Club beitreten sollte, verspürte dann aber doch keine große Lust darauf. Der Kitakubu reizte ihn dann doch. Besonders wenn er direkt nach der Schule seinen Lieblings-Ramenladen aufsuchte. Seine Mutter kam erst spät abends nach Hause und konnte deshalb nicht für ihn kochen. Zwar bemängelte sie oft, dass Takeshi sich zu einseitig ernährte, auf der anderen Seite hatte sie auch noch keine der Ramen dort probiert. Der Unterricht begann, und Takeshi hörte mit halbem Ohr zu. Heute konnte er sich dies erlauben, doch morgen würde der wirkliche Unterricht beginnen. In der Pause schlenderte Shun zu ihm und reichte ihm etwas zu trinken. Takeshi nahm es gerne entgegen. "Wollen wir heute etwas unternehmen? Die Spielhalle vielleicht? Heute geht das noch klar, aber die nächsten Tage müssen wir uns dem neuen Stoff widmen", meinte er. Takeshi musste ihn jedoch enttäuschen. "Geht nicht, ich treffe mich heute schon mit jemandem", verkündete er. Shun musterte ihn skeptisch. "Takeshi... sag bloß nicht... ein Date?" Der Junge fuhr herum und hob abwehrend die Hände. "Nein, nein! So ist das nicht. Ich habe gestern nur eine Mail von Tsubasa erhalten. Ich treffe mich heute mit ihm", erklärte er, bis er erkannte, dass Shun das wohl nichts sagen würde. Also verlieh er seinem Gesagten mehr Kontext. "Ach, du wirst Tsubasa sicher nicht mehr kennen. Er ist weggezogen, als du gerade hergezogen bist. Wir haben immer im Garten gespielt und so. Kamen Yusha, um genau zu sein." Shun runzelte die Stirn. "Kamen Yusha? War das nicht deine Lieblingsserie?" Takeshi brummte unzufrieden. "Na klar! Ich war der rote Kamen Yusha und Tsubasa war der Gelbe. Wir haben immer den Yusha-Gruß gemacht!", sagte er und hielt sich zwei Finger vor das rechte Auge und zwei Finger über die Stirn. Shun resignierte. „Entschuldige, ich altere wohl schneller als andere Gleichaltrige“, korrigierte Takeshi sich selbst. Er ignorierte die Stichelei und dachte an Tsubasa zurück. Es fühlte sich wirklich nostalgisch an. Die beiden hatten fast jeden Tag miteinander verbracht. Tsubasa war sein bester Freund gewesen, bis er wegziehen musste. Danach war Takeshi traurig gewesen, doch Shun hatte ihn aufgebaut. Er fragte sich, ob Tsubasa immer noch Kamen Yusha verfolgte oder wie Shun sich entwickelt hatte. „Jedenfalls wird er auf unsere Schule gehen. Heute müssen noch die Formalitäten erfolgen, aber morgen ist es soweit. Ich hoffe, er kommt auch in unsere Klasse. Mann, es gibt wirklich eine Menge, die ich ihm erzählen will“, sagte Takeshi zu Shun. Shun nickte mehrmals. „Ja, ich wäre dankbar, wenn mir noch jemand etwas Arbeit abnimmt. Vor allem jemand, der versteht, wovon du manchmal redest“, stimmte er zu. Takeshi seufzte und starrte aus dem Fenster. Vielleicht würde sein Schultag doch interessanter werden. Als der Unterricht endete, verabschiedete er sich von Shun und studierte sein Handy. Er überprüfte noch einmal Zeit und Treffpunkt, die er mit Tsubasa ausgemacht hatte. Das war erst in zwei Stunden, und er überlegte, was er in dieser Zeit anstellen sollte. Zurück nach Hause? Hausaufgaben hatte er noch nicht auf. Vielleicht doch nochmal Shun anrufen und vorschlagen, zu den Spielhallen zu gehen? Nein, wie er sich und ihn kannte, würden sie dabei die Zeit vergessen, und er würde somit auch seinen alten Kumpel vergessen. Als er so überlegte, kam er zu einem logischen Schluss. Er schnappte sich sein Fahrrad und raste los. Wenig später kam er an seinem Zielort an. Sein Paradies. Sein Shangri-La. Er stand vor seinem geliebten Ramen-Laden und trat ein. Erleichtert stellte er fest, dass außer ihm kaum Gäste da waren. Also setzte er sich wie so oft an den Tresen und wartete. Der Lehrling des Betreibers kam aus dem hinteren Bereich hervor und seufzte. Er trat auf Takeshi zu und grüßte ihn. „Na, wen haben wir denn da? Wenn das nicht unser Stammkunde ist. Du hast unsere Ramen wirklich noch nicht satt, was?“, fragte der Lehrling. Takeshi verneinte unverzüglich. „Nein, die werde ich nie satt sein. Und ich komme so oft wie ich kann, um eines Tages der 1-Millionste Kunde zu sein und ein Jahr kostenlos Ramen essen zu dürfen.“ Dafür erhielt er einen leichten Klapps auf den Kopf. „Träum weiter, solche Events wären geschäftsschädigend. Egal, dasselbe wie immer?“, fragte der Lehrling. Eigentlich hätte er nicht fragen müssen, Takeshi bejahte augenblicklich, und der Lehrling gab die Bestellung nach hinten durch. Diese wurde mit einem „Sofort“ zur Kenntnis genommen. Takeshi kannte den Koch nicht, der seine Ramen für gewöhnlich zubereitete. Dessen Stimme klang immer recht hoch, wie von einem Kind. Doch sicher bildete er sich das nur ein. „Ist der Inhaber heute nicht da?“, hakte Takeshi nach, während er wartete. Der junge Mann vor ihm schüttelte den Kopf. „In letzter Zeit kümmert er sich lieber um seine Familie.“ Takeshi nickte. „Dann kannst du den Laden ja vielleicht bald übernehmen, Motomiya-sensei.“ Dessen Miene verfinsterte sich. „Nein... ich... habe noch einen langen Weg vor mir. Noch... sind meine Ramen noch nicht gut genug, um einen eigenen Laden zu rechtfertigen. Doch eines Tages... ja... eines Tages“, sagte der Lehrling und reckte seinen Kopf zur Decke, während er an seinen Traum dachte. Dann waren auch bereits Takeshis Ramen fertig, und er ließ sie sich schmecken. Er wurde wie so oft nicht enttäuscht. Er zahlte und bedankte sich für das leckere Menü. Dann verließ er den Laden und ließ den Ramen-Spezialisten zurück. Dieser sammelte die Schüsseln ein und brachte sie nach hinten. „Gönn dir eine Pause, im Moment haben wir sonst keine Kunden“, sagte er seinem Partner, der Ramen inzwischen bereits so gut zubereiten konnte wie er selbst. Dieser, ein recht kleiner Koch mit blauem Fell, schüttelte den Kopf. „Nein, ich koche schon mal vor. Man weiß nie, ob nicht eine Familie oder Arbeitskollegen kommen“, stand für ihn fest. Sein Partner zweifelte aber daran. Er bezweifelte, dass sich heute noch viel tat. Er sollte sich irren. Kurz darauf erhielt er einen Anruf von jemandem, von dem er bereits länger nichts mehr gehört hatte. Besorgnis schwang nun in seinem Gesicht mit, und sein Partner wartete auf eine Erklärung. „Veemon, eventuell müssen wir den Laden früher schließen. Es könnte ein Problem geben“, sagte dieser dann. Takeshi sah noch einmal auf die Uhr. Er wollte unter keinen Umständen zu spät kommen. Er wollte einen schlechten Eindruck vermeiden, immerhin hatten er und Tsubasa sich seit fast sieben Jahren nicht mehr gesehen. Wie er heute wohl aussah? Doch er zweifelte nicht daran, ihn sofort wiederzuerkennen. Den blonden Schopf und die lebhafte Natur waren ihm noch gut im Gedächtnis geblieben. Er hatte sich auf dem Rathausplatz, direkt vor der U-Bahnstation, begeben und ließ seinen Blick schweifen. Über seinem und den Köpfen der anderen Passanten schwirrte nun eine Art Drohne. Takeshi fragte sich, wem sie wohl gehörte und was ihr Zweck war. Sie wirkte etwas ziellos. War sie am Ende defekt? Naja, ihm konnte es egal sein. Er trat näher an die Straße, um gut sichtbar zu sein. Von wo kam Tsubasa eigentlich? Mit der U-Bahn? Oder kam er mit dem Fahrrad? Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als er seinen eigenen Namen hinter sich vernahm. Sofort drehte er sich um und sah jemanden auf sich zukommen. Zuerst dachte er an Tsubasa, wurde aber enttäuscht. Es handelte sich nämlich um ein blondes Mädchen mit sportlicher Kleidung. Nun gut, sein Vorname war sehr geläufig, warum wand er dem Ruf keine große Bedeutung zu. Er wollte sich gerade wieder wenden, da kam das Mädchen vor ihm zum Stehen. „Tut... tut mir leid! Bin ich zu spät? Dabei habe ich mich so gefreut, dich wiederzusehen!“, sagte sie etwas außer Atem. Takeshi runzelte die Stirn. „Ähm... meinst du mich? Kann es sein, dass du mich verwechselst?“, hakte er nach. Doch das Mädchen sah ihn nur besorgt an. „Du... bist doch Takeshi, oder?“, schien sie sich nun selbst nicht mehr sicher. Der Junge nickte. „Ja, aber ich warte hier auf jemanden namens Tsubasa. Ich glaube nicht, dass wir uns kennen, oder?“ Das blonde Mädchen neigte den Kopf leicht nach rechts. „Ähm..., ja das bin ich. Tsubasa“, erklärte sie. Takeshi neigte den Kopf nach links. „Wie? Du meinst, du bist eine Freundin von Tsubasa und kommst an seiner Stelle, weil er verhindert ist?“, versuchte er sich einen Reim zu machen. Das Mädchen wirkte zunehmend verwirrt, bis ihr etwas einfiel. Sie hielt sich eine Hand vor das Auge und zwei der anderen Hand über die Stirn. „Kämpfer der Gerechtigkeit! Kamen Yusha Gelb!“ Takeshi ließ diese Geste auf sich einwirken. Dann erschien ein riesiges Fragezeichen über seinen Kopf. Im selben Moment brach das Chaos los. Die Erde bebte unter den Füßen der beiden. Beide verloren den Halt und stürzten auf den Hintern. Wilde Rufe und fliehende Personen überall. Takeshi kämpfte sich auf und reichte dem Mädchen die Hand. „Was? Ein Erdbeben? Jetzt? Und wieso wurden wir nicht gewarnt?“, verstand er nun gar nichts mehr. Das Mädchen wandte ihren Blick in alle Richtungen. „Nein... nur die Umgebung um uns herum wackelt!“, vermeldete sie. Das ergab nun gar keinen Sinn. Doch es blieb auch kaum Zeit darüber nachzudenken. Ganz in ihrer Nähe brach die Straße ein, und ein großes Loch entstand. Menschen riefen um Hilfe. „Nein! Karen! Yuta! So helft uns doch!“, rief ein Mann, und Takeshi rannte los. Das Mädchen wollte ihn zurückhalten, doch ohne Erfolg. Dieser war bei dem Mann angekommen und erkannte die Katastrophe. Eine Frau und ein Kind, augenscheinlich dessen Frau und Sohn, waren in ein Erdloch versunken. Ob sie verletzt waren, konnte er nicht beurteilen. Der Mann hielt seine Hand hinunter, doch der Spalt schien zu tief zu sein. Also beschloss Takeshi, seinen Instinkten zu folgen und rutschte hinunter. „Geben Sie mir den Jungen“, bat er, und die Frau folgte sofort. Er nahm das Kind entgegen und reichte es dem Mann hoch. Dieser ergriff es und setzte es unverletzt ab. Als nächstes bot Takeshi der Frau an, auf seine Schultern zu steigen. Der Versuch endete erst etwas unbeholfen, dann konnte aber auch sie sich auf festen Grund retten. Doch Takeshi stand nun vor demselben Problem wie die Eingebrochenen vorhin. Er schaffte es ohne Hilfe kaum wieder hoch. Allerdings war er agiler, und er hoffte, mit einem gezielten Sprung hochzukommen. Er unternahm einen Versuch, scheiterte aber. Der Mann reichte ihm schon die Hand, bis der Grund noch weiter einbrach und Takeshi ins schwarze Nichts fiel. Der Mann wich erschrocken zurück, und auch Tsubasa war nun bewusst geworden, was geschehen war. „Takeshi! Kannst du mich hören?“, rief sie nach unten. Die weitere Person, die nun zu ihnen stieß, erkannte sie erst gar nicht. Es handelte sich um einen Jungen mit Brille, der sehr erschrocken aussah. „Warte! Hast du gerade Takeshi gesagt?“ Besagter Takeshi wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, ob er sich etwas gebrochen hatte. Er tastete seine Beine und Arme ab, konnte es dann aber verneinen. Er nutzte die Taschenlampe seines Handys, um sich im Dunklen zurechtzufinden. Es dauerte eine Weile, bis er realisierte, wo er sich befand: in einem U-Bahnschacht. Gut, das ergab Sinn, denn der Eingang zur U-Bahn befand sich direkt am Platz. Erleichtert atmete er auf. Das bedeutete nämlich, dass er hier nicht festsaß, sondern einfach nur ein paar Schritte zur Station gehen musste und schon konnte er mittels Treppe wieder an die Oberfläche. Das hieß, sofern diese nicht auch eingestürzt war. Doch er wollte im Moment nicht das Schlimmste hoffen. Also schritt er voran und erkannte schwere Geräusche aus dem Gang vor ihm. Verdammt! Würde etwa ausgerechnet jetzt eine Bahn kommen? Konnte er wirklich so viel Pech haben? Aber nein, zu seinen Füßen erstarrte er; er befand sich nicht auf den Gleisen. Somit war er erst einmal sicher. Zumindest dachte er sich das so. Er leuchtete nach vorne und konnte nicht glauben, was da auf ihn zukam. Es war langsamer als eine Bahn, wirkte im ersten Blick aber genauso. Es sah aus wie eine Maschine, aber auch tierrartig. Schließlich musste er sich eingestehen, dass nur 20 Meter von ihm entfernt ein riesiges Krokodil, völlig aus Metall, zum Stehen gekommen war. War er eingeschlafen und versehentlich in einer Folge von "Kamen Yusha" gelandet? Nein, solche Kreaturen kamen dort nicht vor. Solche hatte er höchstens einmal im Fernsehen gesehen, als er noch klein war. Aber... konnte das wirklich sein? War das da vor ihm wirklich eines dieser Digimon, von denen er schon so viel gehört hatte? Aber nein, das war nicht möglich. Diese Wesen lebten in ihrer eigenen Welt und nicht in der der Menschen. Allerdings schien die Kreatur vor ihm nichts davon zu wissen. So schwer sie war, war sie eindeutig für die Einstürze verantwortlich. Doch wozu war sie außerdem noch im Stande? Er würde es gleich am eigenen Leib erfahren. Etwas auf dem Rücken der Kreatur setzte sich in Bewegung und löste sich. Es raste direkt auf Takeshi zu. Zum Glück wurde er von etwas Kleinem gepackt und in den nächsten Schacht gezogen. Mit einem ohrenbetäubenden Lärm realisierte er, dass das Krokodil Geschosse auf ihn abgefeuert hatte. Er war gerade noch so gerettet worden. Er landete unsanft auf dem Boden, sein Retter auf ihm. Verdutzt musterte er diesen. Es handelte sich ebenfalls um keine*n Menschen, sondern um eine Kreatur, wesentlich kleiner. Sie wirkte gläsern, mit weißer Haut, sofern man das Haut nennen konnte. Auf ihrem Kopf prangten bunte Kristalle. „Was soll das? Willst du sterben, Mensch?“, fragte die Kreatur. Takeshi kämpfte sich frei und trat einen Schritt zurück. „Nein, natürlich nicht! Was war das für ein Monster? Und wer bist du überhaupt?“ Das Wesen bedachte ihn keines Blickes. „Ich bin Prismamon! Der Feind hat mich also doch verfolgt. Gut... besser mich als ihn. Aber wir müssen ihn jetzt und hier unschädlich machen. Stehst du mir zur Seite?“ Takeshi verstand nur noch Bahnhof. Was angesichts seiner Umgebung auch nicht verwunderlich war. Doch das Wesen vor ihm... Prismamon? Es handelte sich also tatsächlich um ein Digimon. Takeshi hätte nie erwartet, mal eines mit eigenen Augen zu sehen. Und heute waren es sogar zwei auf einmal. Eines wollte ihn umbringen und das andere... wollte ihn dazu bringen, mit ihm zu kämpfen? War es verrückt? „Was redest du da? Wir müssen hier weg! Das Ding schießt Kanonen ab, wir haben keine Chance!“, redete er auf Prismamon ein. Das Digimon knurrte nur verächtlich. „Dann waren die Gerüchte wohl falsch. Ich habe gehört, dass Menschen starke Kämpfer seien, durch die auch wir Digimon stärker werden. Aber das waren wohl nur Märchen.“ Das Krokodil bewegte sich nur behäbig und bog erst jetzt in ihren Schacht ein. Doch es gab kein Entrinnen mehr. Takeshi erkannte, dass sie sich in einer Sackgasse befanden. Doch was jetzt? Kämpfen? Nein, dieses kleine Ding war chancenlos gegen das Metallmonster. Dennoch ließ es sich davon nicht abhalten. Es schien einen Grund zum Kämpfen zu haben. Es stürmte auf den Feind los und schoss eine Art Blitz ab. Doch scheinbar ohne große Wirkung. Es wurde von einer Pfote weggeschleudert. „Wo... Ort... Buch...“, grölte das Krokodil, doch Prismamon ballte nur die Fäuste. „Vergiss es! Du kriegst meinen Freund nicht! Ich beschütze die, die mir wichtig sind!“, setzte es dem Feind entgegen. Es setzte erneut zum Angriff an, aber mit demselben Effekt. Takeshi wurde klar, dass das Krokodil eine Frage beantwortet haben wollte, ansonsten hätte es das kleine Ding längst zerquetscht. Was sollte er unternehmen? Die Chance zur Flucht nutzen, während sich das Ungeheuer auf Prismamon konzentrierte? Nein, das konnte er nicht. Und Kamen Yusha hätte genauso wenig jemanden im Stich gelassen, der Hilfe benötigte. Doch Takeshi wusste, dass auch er nichts ausrichten konnte. „Wenn... ich doch nur stärker wäre...“, krächzte er. Nun nahm er eine Bewegung über sich wahr. War das... die Drohne von vorhin? Takeshi musterte sie und erkannte eine Art Kugel, die nun vor ihm zum Stehen kam. Eine Luke an der Oberseite öffnete sich und ließ eine Art Monitor aus Licht erscheinen. Ungläubig starrte er auf ein Gesicht, das sich darauf zeigte. Es war ein jüngerer Mann mit braunen Haaren und einem Pferdeschwanz. „Wer... sind Sie denn jetzt?“, fragte Takeshi den Mann. Der Mann brauchte etwas Zeit, um die Situation zu verstehen. „Prismamon ist bei dir, richtig? Und er ist in Gefahr, so ist es doch?“, fragte der Mann. Takeshi konnte nichts anderes als es zu bestätigen. „Mein Name ist Gennai, ich überwache die Übergänge zu deiner Welt bereits eine Weile. Ich kenne dich zwar nicht, aber ich muss dich um einen Gefallen bitten. Bitte kämpfe zusammen mit Prismamon, um den Feind zu besiegen“, sagte der Mann. Takeshi starrte ihn verständnislos an. Was genau verlangte der Typ da von ihm? „Hallo? Haben Sie das Ungeheuer mit Ihrer Drohne nicht gesehen? Das Ding ist riesig!“, wandte sich Takeshi an Gennai. Gennai nickte. „Ja, Deckerdramon ist gefährlich, aber nicht unbesiegbar. Mit vereinten Kräften sollte es euch beiden möglich sein, den Feind zu besiegen“, sagte Gennai überzeugt. Takeshi wollte gegen diese Behauptung argumentieren, doch Gennai schien bereits irgendwas einzutippen, und eine andere Luke an der Drohne öffnete sich. Ein Lichtblitz schoss heraus und traf Takeshis linken Unterarm. Doch er verspürte keinen Schmerz. Es fühlte sich warm an, und als er auf die Stelle blickte, starrte er verblüfft auf ein Gerät. Es war weißlich und dreieckig. Kurz erinnerte es ihn an das Verwandlungsgerät, das Kamen Yusha immer verwendete. „Was... ist das?“, stotterte er. Gennai ließ mit seiner Antwort nicht lange auf sich warten. „Das ist ein DX-Ω. Ein DigiVice der neuesten Generation. Es erlaubt dir, zusammen mit Prismamon zu kämpfen. Ich bitte dich... steh ihm bei. Als Partner“, sagte Gennai. Takeshi begutachtete das Gerät und zog es dann um ein Handgelenk weiter. Dann stand er auf und schritt näher zu dem Kampfgeschehen. Er verspürte Furcht, doch das Digimon vor ihm geriet immer weiter in Bedrängnis. Er durfte nicht länger handlungsunfähig bleiben. Auch wusste er nicht genau, wie er in das Kampfgeschehen eingreifen sollte, doch das DigiVice, wie es der Mann nannte, würde ihm schon dabei helfen. „Prismamon! Bist du bereit?“, rief er dem Digimon zu. Dieses machte einen Sprung nach hinten, direkt vor seine Beine. „Hast du es dir anders überlegt?“, fragte Takeshi. Takeshi nickte. „Zeigen wir diesem Kerl, dass er hier nicht einfach so solchen Schaden anrichten darf!“, rief Takeshi. Prismamon stimmte ihm zu und sprang auf den Feind zu. Takeshi dachte nun nur noch daran, dem Kleinen helfen zu wollen, und sofort spürte er, wie das Gerät an seinem Arm wärmer wurde. Es begann zu leuchten, doch es war nicht das Einzige. Auch Prismamon begann nun zu glühen. „Prismamon digitiert zu PrismKnightmon!“, hallte es plötzlich. Das Digimon begann sich nun ganz von allein zu transformieren. Es war nun viel größer und menschenähnlicher. Es trug eine Art Helm, während sein linker Arm ein Schild war und über seinem rechten ein Schwert. Es wirkte beinahe wie ein Ritter auf Takeshi. Nur leider ließ sich Deckerdramon von der Verwandlung nicht beeindrucken. Erneut aktivierte es seine Kanonen und schoss Raketen auf das nun transformierte Prismamon. „Pass auf!“, warnte Takeshi. Zum Glück unnötigerweise. PrismKnightmon hob sein Schild und wehrte das erste Geschoss ab. Dann sprang es hoch und zerschnitt das zweite mit seinem Schwert in Stücke. Noch bevor der Feind weitere abfeuern konnte, sprang es hoch, und sein Schild begann zu leuchten. „Schimmerndes Inferno!“, rief es aus, und ein Schwall aus purem Licht verließ das Schild und strömte auf Deckerdramon zu. Dieser war natürlich so behäbig, dass er nicht mehr ausweichen konnte und direkt getroffen wurde. Eine Explosion folgte, von der selbst Takeshi sich schützend die Arme vor das Gesicht halten musste. Als er sich senkte, zerbrach das Krokodil in Stücke, welche sich einer nach dem anderen auflösten. Der Junge rannte zu Prismamon, welches erneut leuchtete und seine ursprüngliche Gestalt annahm. „Ist... ist es besiegt?“, fragte Takeshi, konnte sich diese aber selbst beantworten. Das Ungeheuer war bezwungen und verschwunden. Staub rieselte von der Decke, und Takeshi entschied, dass es hier dennoch nicht sicher war. Er lief zurück und erkannte, dass die Drohne wohl von etwas getroffen worden war. Er schüttelte sie etwas, doch der Mann, der darüber Verbindung aufgenommen hatte, meldete sich nicht mehr. Er beschloss, sie einzustecken und mitzunehmen. Zurück bei Prismamon suchte er nach dem Ausgang. Doch es war das Digimon, das Rat wusste. Scheinbar war es ihm möglich, mit den Kristallen an seinem Kopf Licht zu generieren. Wie eine Taschenlampe leuchtete es nach vorne und spendete so Licht. So war es ein Leichtes, die Station zu finden und die Treppe, die nach oben führte. Diese war tatsächlich leicht eingestürzt, aber nicht so, dass große Brocken den Ausgang versperrten. Takeshi half Prismamon als erstes hoch, danach zwang er sich selbst an die Oberfläche. Feuerwehr und Krankenwagen waren bereits eingetroffen und versorgten die Verletzten. Takeshi keuchte und überlegte, ob er auch einen Arzt brauchte. Als er sich selbst abtastete, stellte er aber fest, dass er nichts abbekommen hatte. Nach einigen Sekunden erkannte er zwei bekannte Gesichter in der Nähe. Eines davon gehörte dem Mädchen, das sich ihm als Tsubasa vorgestellt hatte. Das andere Shun. Wo kam der denn plötzlich her? Sie winkten ihm zu und wollten bereits auf ihn zustürmen. Doch jemand schien andere Pläne zu haben. Mehrere schwarze SUVs bogen um die Ecke und blockierten alle Zugänge. Mehrere Männer und Frauen in Anzügen stiegen aus und traten auf Takeshi und Prismamon zu. Einer von ihnen holte einen Ausweis hervor und hielt ihn dem Jungen hin. „Verzeihung, aber wir müssen dich bitten, mitzukommen“, klang es jedoch mehr wie eine Forderung als eine Bitte. Takeshi und Prismamon sahen einander an. Ihnen war klar, dass dieser Tag noch lange nicht zu Ende sein würde. In einiger Entfernung, auf dem Dach eines Hauses, beobachtete ein weiteres Digimon das Geschehen. Es war fast gänzlich schwarz und wirkte wie ein Ninja aus alten Zeiten. Was gerade geschah, würde seinen Meister bestimmt enorm interessieren. Kapitel 2: Folge 2 - Die neuen DigiRitter ----------------------------------------- Nervös sah Takeshi immer wieder von einem seiner Begleiter zum anderen. Unsicher spielte er mit seinen Fingern herum, während sein Blick immer wieder zu dem Wesen vor ihm wanderte. Nein, kein Wesen, ein Digimon. Er war gerade einmal ein Baby gewesen, als bösartige Digimon das erste Mal in die Welt der Menschen eintraten und diese als Geiseln nahmen. Zumindest hatte er es so im Geschichtsunterricht erfahren. Dadurch wusste er auch, dass nicht alle Digimon gefährlich waren oder böse Absichten besaßen. Nicht, dass er Prismamon solche angedichtet hätte. Am liebsten hätte er den Kleinen gefragt, was es in seiner Welt suchte, doch nun war nicht die Zeit. Vermutlich würden sie ohnehin bald eingehend befragt werden. Wohl in einem gemeinen Regierungsgebäude, tief im Keller, wo niemand wusste, wo er sich aufhielt. Wie lange würden sie ihn dort verwahren? Sicher nicht lange. Vermutlich würden sie sein Gedächtnis löschen. Bestimmt besaßen sie eine derartige Technologie. Bei Prismamon sah es da schon anders aus. Sie würden den armen in eine Art Energiekäfig sperren und nie wieder rauslassen. Das konnte Takeshi einfach nicht zulassen. Sie mussten fliehen. Aber wie? Die einzige Methode wäre Gewalt, aber gegen Menschen? Und was dann? Sich ewig verstecken? Ein Leben auf der Flucht? Würde er für seinen neuen Freund wirklich soweit gehen? Der Wagen kam nun zum Halten, und die Tür ging auf. Ein Mann und eine Frau machten eine ausschwenkende Bewegung. „Die Fahrt ist vorüber. Hier ist Endstadium.“, sagte die Frau. Takeshi war verwundert. Die Fahrt hatte sich für ihn gar nicht so lange angefühlt. Egal, jetzt gab es kein Zurück mehr. Nun musste er sich dem stellen. Er und Prismamon verließen das Innere und traten auf die Straße. Takeshi erwartete einen riesigen Regierungskomplex oder eine große Halle, von einem Elektrozaun umgeben. Nichts davon war der Fall. „Ähm... ist das nicht...“, stammelte er, doch die Frau nickte nur. Sie wies auf den Eingang und schloss die Tür wieder. Takeshi bekam kaum mit, dass die SUVs wieder losfuhren und die beiden stehenließen. „Hey, was ist das für ein Ort?“, fragte Prismamon und deutete auf das Gebäude vor ihm. Takeshi schluckte. „Das... ist der beste Ramen-Laden der Stadt.“ Zum zweiten Mal an diesem Tag betrat er das Geschäft und sah sich um. Erneut war keiner außer ihm anwesend. Prismamon durchkämmte den Raum, als erwartete es eine anbahnende Gefahr. Als jemand von hinten an die Theke trat, ging er in Verteidigungshaltung. „Ah gut, ihr seid hier. Moment, ich hänge das Geschlossen-Schild nach draußen, dann bin ich für euch da.“, sagte er und eilte zur Tür. Takeshi sah zu Prismamon und zuckte mit den Schultern. Auch er verstand nicht, was hier vor sich ging. Also setzte er sich an einen freien Platz und wartete. Bald war der Ramen-Meister auch schon zurück. „Ähm... Motomiya-sensei... kannst du mir sagen, was...“, begann er, wurde aber schnell unterbrochen. „Ich habe dir doch x-mal gesagt, dass Davis reicht. Eure Portion ist schon in Arbeit. Keine Sorge, geht aufs Haus.“, entgegnete er. Takeshi hatte Probleme, alles zu verarbeiten, aber die Aussicht auf kostenlose Ramen konnte sein Gehirn wesentlich schneller aufnehmen. Aber warum euch? Aßen Digimon etwa auch Ramen? Plötzlich sprang etwas Kleines, Blaues auf den Tresen und stellte ihnen zwei Schüsseln hin. „Hier einmal! Einmal Ramen wie üblich und einmal Spezial mit viel Fleisch!“ Takeshi musste aufpassen, nicht vom Stuhl zu fallen. „Was? Noch ein Digimon? Wo kommt das denn her?“, fragte er verblüfft. Davis rieb sich verlegen am Kopf. „Ach stimmt ja, ich hatte nie die Gelegenheit euch einander vorzustellen. Das ist Veemon, mein Partner.“, erklärte er. Takeshi nickte zögerlich. „Partner? Du meinst im Ramen-Laden?“ Davis lächelte. „Ja, das auch. Aber du hast jetzt ebenfalls einen Partner, richtig? Wie ist denn sein Name?“, deutete er auf das Digimon neben ihm, das sich jetzt der Ramenschüssel widmete, aber schnell zurückzog, da sie doch noch recht heiß war. „Pri... Prismamon! Mann, ist das heiß!“ Takeshi räusperte sich. „Ramen muss man möglichst heiß essen!“, belehrte er es. Veemon musterte Prismamon eingehend. „Also? Willst du uns deine Geschichte erzählen? Du hast für ziemlichen Wirbel in dieser Welt gesorgt.“, sagte es kritisch. Prismamon wechselte sofort in eine Abwehrhaltung. Es wirkte verschlossen und wollte nicht ganz mit der Sprache rausrücken. Takeshi legte ihm eine Hand auf den Kopf und tätschelte ihn. „Keine Sorge, ich kenne Moto... äh Davis. Jemand, der Ramen so zubereiten kann wie er, kann unmöglich eine schlechte Person sein. Du kannst dich ihm anvertrauen.“, versicherte er. Prismamon nickte und wollte etwas erwidern. Dann ging unerwartet die Tür auf, und zwei Gestalten traten ein. Das Geschlossen-Schild ignorierend, stapften sie ins Innere und sahen sich um. Takeshi sprang sofort auf. „Shun? Äh... die verdächtige Person, die sich als Tsubasa ausgibt? Was macht ihr denn hier?“, hakte er nach. Das Mädchen spähte sofort zu ihm und gab ihm einen Klaps auf den Kopf. „Hallo? So sehr freust du dich also deine Kindheitsfreundin wiederzusehen? Und ich hatte mir unser Wiedersehen so schön vorgestellt.“ „Veemon, mach noch zwei Schüsseln fertig.“, trug Davis seinem Partner auf. Dieser nickte und begab sich nach hinten. Shun packte Takeshi an den Schultern. Er erkundigte sich, ob es diesem auch ja gut gehe. Doch dieser konnte seinen Freund beruhigen. Bis auf ein paar Schrammen war er in Ordnung. Natürlich fragten sie, was vorgefallen war, und auch Davis wollte einen ausführlichen Bericht. Jedoch wartete er noch gänzlicherweise, bis die anderen Schüsseln Ramen fertig waren und Shun und Tsubasa sich gesetzt hatten. Takeshi ließ sich Zeit, die Ramen zu verschlingen, auch wenn die anderen ihn erwartend anstarrten. Schließlich begann er mit seinem Bericht. Wie er dem bösartigen Digimon gegenüberstand und wie er von dem Mann namens Gennai gebeten wurde, Prismamons Partner zu werden. Dann fischte er die Drohne aus der Hosentasche und überreichte sie Davis. „Ich fürchte, sie ist kaputt gegangen. Keine Ahnung, ob man zu diesem Gennai noch Kontakt aufnehmen kann. Kennst du den?“, reichte er das Gerät weiter. Der Ramen-Koch nickte. „Wir hatten schon miteinander zu tun. Ist eine lange Geschichte. Ich werde das einem Freund bringen. Wenn es jemand wieder zum Laufen bringen kann, dann er. Ich bin echt auf seine Erklärung gespannt, wieso wieder irgendwelche Digimon in unsere Welt eindringen. Eigentlich sollten die Tore momentan geschlossen sein.“, meinte er und sah dann zu Prismamon. Es war ersichtlich, dass er eine Antwort erwartete. Doch erst nach Takeshis Zutun, ließ sich dieses dazu herab. „Nö, in letzter Zeit tun sich oft Tore in der DigiWelt auf. Aber nur kurz, und sie sollen sehr instabil sein. Ich und Ruri sind durch eines gesprungen. Doch leider ist uns Deckerdramon gefolgt.“, erzählte es. „Ruri?“, hakte Tsubasa nach. Das Digimon bejahte. „Ruri ist mein bester Freund. Deckerdramon und seine Kumpane sind hinter ihm her. Darum wollte ich ihn in Sicherheit bringen.“, sagte es. „Hinter ihm her? Warum das denn?“, hakte Shun nach. Prismamon zuckte mit den Schultern, wich aber gleichzeitig seinem Blick aus. Takeshi hatte das Gefühl, dass es mehr wusste, wollte es im Moment aber nicht drängen. „Kannst du uns wenigstens sagen, wer hinter ihm her ist? Du hast Kumpane erwähnt.“, kam es nun von Veemon. Prismamon hielt einen Moment inne. „Deckerdramon und seine Kumpane... sie hassen Menschen sehr. Aber ich weiß nicht warum. Das ist schon so, seit der König im Amt ist.“, erzählte es. Takeshi und die anderen tauschten Blicke aus. „König? Was denn für ein König?“ Prismamon schlürfte weiter seine Ramen. „Na der König der Digimon natürlich! Er hat sich eine ganze Armee aufgebaut.“ Takeshi sah zu Davis. „Sagt dir das was?“ Doch der Ramen-Meister verneinte. „Ich kenne einen Digimon-Kaiser, aber das meint es sicher nicht. Jedenfalls ist es besorgniserregend, wenn es wirklich jemanden gibt, der in der DigiWelt die Macht ergriffen hat. Das ist in der Vergangenheit noch nie gut gegangen.“ Takeshi erhob sich nun. „Also gut! Ich habe mich entschieden! Ich werde Prismamon helfen, seinen Freund wiederzufinden.“ Während sich Shun an die Stirn klatschte, kam Beifall von Tsubasa. „So kenne ich meinen Takeshi! Kamen Yusha hätte sich genauso für jemanden in Not eingesetzt!“ Takeshi war zwar nicht auf Bewunderung aus, wurde aber trotzdem verlegen. „Danke. Hey, du bist tatsächlich Tsubasa, oder?“ Eine weitere, diesmal aber leichtere Kopfnuss folgte. „Hey, kannst du uns sagen, wie dein Freund aussieht?“, bat Veemon um eine Beschreibung dieses 'Ruri's. Davis hatte eine Idee und brachte Prismamon einen Zeichenblock. Sofort machte sich dieses an die Arbeit. Mit einem mäßigen Ergebnis. Zeichnen war nicht seine Stärke, es glich eher einer ausgemalten Skizze. Dennoch meinten sie eine Art blauen, kleinen Drachen erkennen zu können. „Das ist Ruri!“, sagte Prismamon stolz. Takeshi sah sich das Werk genauer an. „Du hast ihn ja mit einer Tasche gezeichnet. Trägt er diese bei sich?“ Prismamon reagierte ausweichend. „Ja... manchmal. Jedenfalls ist er irgendwo in dieser Welt. Wir müssen ihn finden, bevor es die Schergen des Königs tun!“, stand für es fest. Tsubasa erhob sich. „Alles klar! Du kannst nicht nur auf Takeshi zählen, ich und Shun helfen dir ebenso!“, stand für sie fest. Der Junge mit der Brille neben ihr räusperte sich. „Ähem, könntest du bitte nicht für andere entscheiden?“ Als er dann aber die Rehaugen seines besten Freundes erblickte, ließ er sich breitschlagen. Jemandes Handy klingelte, und Davis ging ran. „Hey, sie sind gerade bei mir. Ich erzähle euch alles ausführlich, aber erst mal möchte ich eine Drohne oder was das darstellen soll, an Koshiro-san schicken lassen. Ich würde sie ja selbst reparieren, aber Gott hat mir lediglich Talent über Ramen verliehen, nicht über Technik.“, erklärte er. Dann wirkte er beunruhigter. „Was? Seid ihr sicher? Das Einkaufszentrum? Aber das ist ja gleich um die Ecke!“ Takeshi und die anderen sahen sich an. Was genau hatte Davis erfahren? Dieser beendete das Gespräch schnell und berichtete dann. „Scheinbar gab es seltsame Sichtungen im Miura-Einkaufszentrum. Die U-Bahnstation scheint nicht der einzige Ort zu sein, an dem Digimon aufgetaucht sind.“ Prismamon sprang sofort auf den Tresen. „Das... das muss Ruri sein! Bestimmt!“ Auch die anderen hielten das für möglich. Vermutlich war es in der Nähe durch das Portal gekommen. „Alles klar! Davis-sensei! Bitte bring das Gerät zu deinem Freund. Wir kümmern uns inzwischen um das Problem.“, entschied Takeshi. Dieser hatte seine Zweifel. „Soll ich nicht lieber mitkommen?“ Doch Takeshi schüttelte den Kopf. „Ach was. Prismamons Freund ist immerhin nicht gefährlich, richtig?“ Das kristallene Digimon bejahte. „Genau! Ruri ist sogar jemand, auf den man sich total verlassen kann!“ Davis gab nach. „Also gut. Ihr sammelt das Digimon ein, und wir treffen uns danach wieder hier.“ Alle waren mit dem Plan einverstanden. Takeshi leerte seinen Rucksack und verstaut Prismamon im Inneren. Nach den Ereignissen in der U-Bahn wäre es nicht gut, wenn jemand ein Digimon zu Gesicht bekäme. Takeshi, Shun und Tsubasa beschlossen zu laufen, das Einkaufszentrum war gerade mal eine Meile entfernt. Davis und Veemon machten sich ihrerseits auf, um die Drohne reparieren zu lassen. Umso schneller Gennai ihnen Antworten liefern konnte, desto besser. Das Schreien der Menschen ließ sie selbst verunsichern. Nichts, aber auch absolut nichts in dieser Welt war so, wie sie es sich vorgestellt hatten. Es gab so viel Neues, dass sie nicht wussten, was sie sich zuwenden sollten. Noch dazu schienen die Leute hier nicht zu sehr mit Digimon vertraut zu sein. Sie wurden ständig als 'Schlange' oder 'Affe' beschimpft. Schließlich zogen sie sich in einen dunklen Schacht zurück. „Nicht gut, nicht gut. Unsere Mission läuft total schief.“, sagte die Schlange. Der Affe kratzte sich am Kopf. „Schon ja. Wir sollten dieses Buch finden, aber diese Welt hier ist riesig. Wir haben sogar die Bewohner hier gefragt, ob sie das betreffende Digimon gesehen haben, aber alle rennen nur vor uns weg.“ „Das muss an deinem furchteinflößenden Äußeren liegen.“, meinte die Schlange. Der Affe fiel aus allen Wolken. „Wieso das denn? Ich bin doch total unscheinbar!“, rechtfertigte er sich. Die Schlange verneinte. „Nein, warum laufen die Menschen dann vor dir weg? Ich hingegen bin total süß“, stand für sie fest. Der Affe brummte hörbar, scheinbar war er völlig anderer Meinung. „Egal, wir müssen hier weg. Suchen wir woanders, vielleicht sind die Menschen an einem anderen Ort hilfsbereiter.“, sagte er hoffnungsvoll. Die Schlange musste ihm rechtgeben. Hier kamen sie nicht weiter. Sie wanderten den Schacht entlang, um nach dem Ausgang zu suchen. Takeshi und die anderen waren nun vor dem Einkaufszentrum angekommen. Die Leute waren bereits ins Freie gestürmt, sie hingegen mussten ins Innere eindringen. Besser gesagt als getan. Zwei Sicherheitsangestellte stellten sich ihnen in den Weg, sie waren wohl damit beauftragt, das Gebäude zu evakuieren. Takeshi erklärte ihnen, dass sie dort drinnen mit jemandem verabredet waren, doch die Männer versicherten ihnen, dass das ganze Gebäude bereits leer sei. Da eine zweite Erklärung unglaubwürdig gewesen wäre, suchten sie nach einem anderen Einstiegspunkt in das Einkaufszentrum. Schließlich wurden sie auf der Rückseite fündig, dort wo die Waren mittels Transporter eingeladen wurden. Takeshi kletterte sofort nach oben und ins Innere. Er half Tsubasa hoch, sodass nur noch Shun übrig blieb. „Muss... das wirklich sein?“ Takeshi bat seinen Freund, sich nicht so anzustellen, und half auch ihm hoch. Im Inneren suchten sie vergebens nach einem Lichtschalter. Wieder erwies sich Prismamons Fähigkeit als nützlich. Sie schlichen durch den Gang, und Takeshi erinnerte sich immer wieder an die Zeichnung, die sein neuer Partner angefertigt hatte. Etwas, das einem blauen Drachen ähnelte, konnten sie nun wirklich nicht erblicken. „Ruri!“, rief Tsubasa als Erste nach dem Digimon. Ohne Erfolg. Takeshi tat es ihr gleich, und auch Shun ließ sich herab. Sie waren gerade in den Verkaufsbereich getreten, scheinbar befanden sie sich in der Abteilung für Kuscheltiere. „Da! Ich hab euren Drachen.“, sagte Shun nun und hielt ein grünes Plüschtier hoch. Takeshi erinnerte ihn daran, dass der Drache, den sie suchten, blau war. Er selbst hielt einen Dinosaurier hoch. „Hm. Kommt einem Drachen doch am nächsten.“ Tsubasa seufzte. „So kommen wir nicht weiter. Die hier sind doch allesamt nicht echt“, stutzte sie die beiden zurecht und hob selbst ein Plüschtier in Form einer Schlange hoch. „Hey, das hier fühlt sich aber echt komisch an“, murmelte sie und starrte die Schlange an. Die Augen der beiden trafen sich, und schließlich entfuhr der Schlange die Zunge, welche Tsubasa entgegenzischte. „Kyaaa!“ Kreischend ließ sie die Schlange los, welche das Weite suchte. Takeshi rannte ihr vergebens nach. „Hey, Prismamon! Das war nicht dein Kumpel, oder?“, wollte er auf Nummer sicher gehen. „So schlecht kann ich jetzt auch wieder nicht zeichnen, oder?“, rechtfertigte sich sein Partner. Schließlich war ein Drache doch recht leicht von einer Schlange zu unterscheiden. „Was sollen wir jetzt tun?“, fragte Shun. „Wir wissen nun, dass die gesichteten Digimon hier nicht Prismamons Freund sind. Sollen wir uns zurückziehen und den Profis das Feld überlassen?“ Takeshi schien sich aber bereits entschieden zu haben. „Keine Sorge! Prismamon und ich sind Profis!“ Shun wollte anmerken, dass die beiden sich gerade mal vor ein paar Stunden kennengelernt hatten, ließ es dann aber bleiben. Auch Prismamon schien motiviert zu sein. Und die Gegner waren kein Vergleich zu dem monströsen Deckerdramon, das sie in der U-Bahn angegriffen hatte. Also nahmen sie die Verfolgung auf und registrierten jede Bewegung in ihrer Umgebung. Tsubasa hielt sich an Shun, der Junge fragte sich, ob sie nicht sonderlich gut mit Schlangen war. Takeshi und Prismamon waren bis in den Küchenbereich vorgedrungen und entdeckten die Schäden, welche die Digimon angerichtet hatten. Hier waren sie definitiv richtig. Sie schritten voran, bis sein Partner etwas zwischen den Tischen wahrnahm. Etwas sprang hervor und schien etwas in der Hand zu halten. Es war grün und nicht sonderlich groß. „Vorsicht!“, warnte Takeshi. Er hatte zuerst bemerkt, dass der Gegner eine Waffe besaß. Es handelte sich um eine Steinschleuder, welche er nun einsetzte. Er konnte nicht erkennen, was als Geschoss benutzt wurde, nur dass es hart einschlug. Der Gegner, eine Art Affe, stand nun auf dem Tisch und bereitete sein nächstes Geschoss vor. Doch Prismamon war schneller. „Weißer Blitz!“, feuerte es seine Attacke ab, welche den Affen nur knapp verfehlte. Dafür wurde der Tisch in seine Einzelteile zerlegt. Der Affe sprang wieder davon, und Takeshi sah, wie er mit der Schlange wiedervereint wurde. Die beiden arbeiteten also zusammen. Auch Shun und Tsubasa waren nun zu ihm aufgeschlossen, letztere hielt eine Pfanne in der Hand, um sich zu verteidigen. Nun übernahm die Schlange und startete einen Angriff. „Lilane Säure!“, spuckte sie einen Klumpen auf Prismamon. Dieses konterte, indem es den Angriff mit seinem weißen Blitz abwehrte. „"Hey, das ist nicht das Digimon mit dem Buch, oder?“, raunte der Affe ihr zu. Die Schlange verneinte. „Nein. Vermutlich gehören sie zum Dunklen König. Damit sind sie so oder so unsere Feinde.“ Prismamon hielt inne. „Moment! Ich dachte, ihr würdet zum Dunklen König gehören?“ Die Schlange und der Affe sahen einander an. „Als ob! Wir gehören zum Widerstand. Ist doch so, oder?“ Der Affe stimmte zu. „Ja! Darum müssen wir auch dringend das Buch finden.“ Prismamon reagierte angespannt. „Keine Chance! Das Buch gehört Ruri! Niemand nimmt es ihm weg!“, stand für es fest. Dies schien nicht die Reaktion zu sein, mit denen die beiden Digimon gerechnet hatten. Sofort gingen sie wieder in Angriffsstellung. Bis sich Tsubasa einmischte und dazwischen ging. „Jetzt wartet doch mal! Ich habe den Eindruck, dass keiner hier wirklich kämpfen will! Können wir das nicht anders klären?“, fragte sie hoffnungsvoll. Takeshi betrachtete Prismamon. Es wirkte ernst. Er wollte nachfragen, von welchem Buch die Rede sei, doch jetzt war nicht die Zeit. Es schien wichtig zu sein, sonst hätte es sein Partner bisher nicht verschwiegen. Die Schlange blieb weiter misstrauisch und erwartete sogar einen Angriff seitens des blonden Mädchens. Shun trat nun an ihre Seite und wiederholte das Gesagte. „Wir wollen niemandem schaden. Und ihr bestimmt auch nicht, oder? Wenn ihr von einem Widerstand redet, bedeutet das doch, dass ihr euch für das Gute einsetzt, richtig?“ Es war der Affe, der antwortete. „Ja. Natürlich sind wir auf der Seite derjenigen, die sich nicht selbst beschützen können.“ Shun atmete erleichtert aus. „Dann gibt es keinen Grund, dass wir uns bekämpfen. Ich bin Shun. Das sind meine Freunde Tsubasa und Takeshi.“, reichte er dem Affen schließlich die Hand. Nach einigem Zögern ergriff dieser sie. „Ich bin Koemon. Und das da ist Hebimon. Tut mir leid, das war ihre Idee. Sie hat manchmal keine Manieren.“ Sofort zog er den Zorn des Digimon auf sich, das ihn erbost anzischte. „Wer hat denn seine Steinschleuder eingesetzt?“, hackte es nach. Koemon nickte und entschuldigte sich. „Wir haben es wohl übertrieben. Wir wollten nur das Digimon mit dem Buch finden. So hat es uns der Mann namens Gennai aufgetragen.“, erklärte es. Takeshis Miene erhellte sich. „Ach, so ist das also. Gennai hat auch mich und Prismamon unterstützt, als wir von einem Schergen dieses Königs angegriffen wurden.“ Auch Hebimon schien nun zu verstehen. „Ist das so? Hm, dann stehen wir wohl wirklich auf derselben Seite.“ Shun sah aus dem Fenster. „Da das geklärt wäre... sollten wir von hier verschwinden. Die Polizei rückt bereits an, die würden uns sicher nicht so einfach mit den Digimon ziehen lassen.“, sprach er. Seine Freunde konnten nicht umhin, ihm recht zu geben. Sie überredeten Koemon und Hebimon, mit ihnen zu kommen. Diese besaßen keinerlei Einwände. Sie wussten ohnehin nicht, wo sie sonst hin sollten. Nur Prismamon blieb gegenüber den neuen Verbündeten skeptisch. Die Gruppe verließ das Gebäude wieder durch den Lieferanteneingang und hielt sich von der Straße fern. Im Gegensatz zu Takeshi hatten Tsubasa und Shun keine Rucksäcke oder Ähnliches dabei, in denen sie die Digimon hätten verbergen können. Als sie nicht mehr weit vom Ramen-Laden entfernt waren, in dem Davis arbeitete, drückten sie die beiden fester an sich, damit sie wie Stofftiere wirkten. Dann huschten sie ins Innere und hofften, dass Davis inzwischen zurückgekehrt war. Im Inneren des Ladens erwartete sie dann aber eine Überraschung. Koemon und Hebimon sprangen sofort los und erkundeten die neue Umgebung. Shun und Tsubasa ermahnten sie, doch eigentlich sollten sie hier sicher sein. Davis kam gerade in den Kundenbereich und erkannte das Durcheinander als Erstes. „Also... ich schätze, du hast deinen Freund nicht gefunden.“ Prismamon krabbelte aus Takeshis Rucksack und wirkte betrübt. Er hatte wohl fest damit gerechnet, diesen wiederzusehen. „Das da sind...“, begann Takeshi, hatte aber Probleme, sich die Namen der beiden zu merken, weshalb sie sich nochmals vorstellten. „Gennai hat uns geschickt. Die da meinten, wir könnten mit ihm sprechen“, zischte Hebimon schließlich. Auch Veemon staunte. „Ihr kennt Gennai? Könnt ihr uns genauer erklären, wieso ihr hier seid?“ Doch seiner Frage folgte gleich die nächste. „Uns würde das ebenfalls sehr interessieren“, sagte eine Stimme. Eine weitere Person, nein, es waren sogar zwei, betraten den Raum. Ein Blondschopf und eine junge Frau mit längeren Haaren. Shun und Takeshi machten noch Versuche, sich vor die beiden Digimon zu stellen und die Sicht darauf zu verdecken, doch Davis wehrte ab. „Keine Sorge, das sind keine normalen Gäste. Ihr könnt euch ihnen ruhig anvertrauen“, versicherte er. Dies bestätigte sich, als kurz darauf die nächsten Gäste eintrafen. Ein orangenes Etwas schwirrte durch die Luft, während eine Katze, die seltsamerweise Handschuhe trug, auf den Tisch sprang. Hebimon und Koemon wichen sofort skeptisch zurück. „Wo kommen die denn jetzt auf einmal her? Ich wusste nicht, dass sich Digimon so schnell vermehren!“, schlug Tsubasa die Hände über den Kopf. Die beiden Digimon stellten sich als Patamon und Gatomon vor. Bei Takeshi fiel der Groschen. „Davis-sensei. Wenn du sagst, das sind Freunde von dir, meinst du...“ Dieser nickte kräftig. „Ja, ihr habt vielleicht schon einmal von den DigiRittern gehört. Mich und Veemon kennt ihr ja bereits. Die wunderschöne Frau hier gehört ebenfalls dazu. Ihr Partner ist Gatomon.“ Die Frau trat vor und begann Tsubasa eingehend zu mustern. Von allen Seiten verschaffte sie sich einen Eindruck, dann fuhr sie mit Shun fort. Mit Takeshi endete sie. „Das sind also die Neuen, äußerst interessant. Ich bin Hikari Yagami, aber ihr dürft Kari zu mir sagen“, schien sie sich ein Bild gemacht zu haben. „Ähm... auf gute Zusammenarbeit!“, meinte Tsubasa sagen zu müssen. Davis räusperte sich. „Und der hier gehört auch irgendwie zu uns, sein Partner ist Patamon“, verwies er auf den Blondschopf. „Takeru Takaishi, sehr erfreut euch kennenzulernen. Alle nennen mich nur T.K.“ Takeshi trat vor. „Verzeihung, aber gehen wir recht in der Annahme, dass ihr diejenigen seid, die die Welt gerettet haben?“ Shun und Tsubasa zuckten zusammen. T.K. kratzte sich verlegen an der Wange. „Kann schon sein, dass dies ein oder zwei Mal vorgekommen ist. Auch wenn wir heute nur zur Unterstützung da sind.“ Shun hakte nach, was er damit meinte. Davis schien wieder etwas einzufallen. Er griff in seine Tasche und holte etwas hervor. Es handelte sich um die Drohne, welche Takeshi zuvor eingesammelt hatte und die scheinbar kaputt gegangen war. „Wir waren bei einem Freund, der sich mit so etwas auskennt. Er konnte uns zwar helfen, aber die Reparatur war nicht das Problem“, erklärte er. Er legte die Drohne auf den Tisch und berührte eine Stelle oberhalb des Geräts. Sofort setzte sie sich in Bewegung und schwirrte ein paar Mal durch den Raum. Dann kam sie zum Stehen, und wieder zeigte sich der Bildschirm, der Takeshi bereits in der U-Bahn überrascht hatte. Der Mann mit dem Pferdeschwanz schien sich einen Überblick zu verschaffen, wer alles versammelt war. Zuerst kam die Drohne vor Takeshi zu stehen. „Ach, du bist das. Ich hoffe, es hat alles funktioniert?“ Takeshi bejahte. „Ja, Prismamon geht es gut“, bestätigte er. Er blickte zu seinem Partner, dieser wirkte immer noch missmutig. Nun ja, zumindest körperlich schien es ihm gut zu gehen. „Das ist gut. Leider bleibt mir nicht viel Zeit, die Verbindung ist immer nur stabil, solange sich ein offenes Tor zur DigiWelt in der Nähe befindet. Das, durch das Hebimon und Koemon gekommen sind, dürfte sich bald schließen. Danach herrscht erst einmal Funkstille. Ich bitte dies zu entschuldigen.“ T.K. trat nun vor den Monitor. „Aber Ihnen bleibt sicher doch noch die Zeit zu erklären, was hier gerade passiert, oder?“ Gennai bestätigte es. „Vielleicht hat euch Prismamon bereits erzählt, dass es momentan bedenkliche Veränderungen innerhalb der DigiWelt gibt. Es existiert eine neue Fraktion, die Menschen gegenüber nicht gerade positiv eingestellt ist.“ Kari richtete eine Frage an Übertragenden. „Inwiefern? Haben sie schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht?“ Gennai ließ sich mit der Antwort etwas Zeit. „Nun ja, es sind wohl mehrere Ereignisse, welche diese Gruppe erzürnt haben. Sie verurteilen das konstante Eingreifen der Menschen in ihre Welt.“ Davis trat vor. „Dann sollten wir das Gespräch mit ihnen suchen und uns erklären. Schließlich ist es unsere Intention, die Digimon lediglich zu schützen!“ Veemon legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Leider interpretiert jeder Erfahrungen anders. Wir können erst einmal nichts dagegen tun, wenn sie uns die Verantwortung für diese negativen Erfahrungen anlasten.“ T.K. wandte sich wieder an Gennai. „Aber was genau ist ihr Ziel? Einfach nur die Menschen anzugreifen?“ Doch scheinbar war das Ganze noch viel komplexer. „Im Moment suchen sie nach einem gewissen Gegenstand. Es handelt sich um ein Buch, das angeblich die größten Geheimnisse der DigiWelt beinhalten soll.“ Takeshi wandte sich an Prismamon. „Hey! Das Buch, das sie erwähnten! Dein Freund besitzt es, stimmt doch, oder?“ Prismamon zögerte immer noch, erinnerte sich dann aber daran, wie sie gemeinsam gekämpft hatten. Es hatte hier definitiv Verbündete gefunden. „Ja, das stimmt. Die Feinde haben uns verfolgt. Aber nur Ruri kennt sich wirklich mit dem Buch aus.“ Davis murmelte nachdenklich. „Das hört sich ganz danach an, als würden sie sich von dem Buch viel Macht versprechen. Wir dürfen also definitiv nicht zulassen, dass sie es in die Hände bekommen.“ Auch T.K. und Kari stimmten ihm in dieser Angelegenheit zu. „Darum habe ich Koemon und Hebimon auf diese Mission geschickt. Sie sollten das Digimon namens Rurimon finden und es zusammen mit dem Buch zu mir bringen“, erzählte Gennai. Takeshi stutzte. „Also ist Prismamon nicht Teil Ihres Plans?“, wollte er wissen. Gennai verneinte. „Nein, ich stieß zufällig auf dich und Prismamon. Darum klingt es vermutlich vermessen, wenn ich euch bitte, mir zu helfen.“ Prismamon sprang auf ihn. „Nein! Ruri ist mein Freund! Mich muss niemand bitten oder sonst etwas! Ich werde ihn finden und ihm zur Seite stehen!“, stand für es fest. Und somit praktisch auch für Takeshi. Immerhin waren sie nun Partner. „Auch auf mich könnt ihr zählen.“ Gennai's Blick schwenkte zu Shun und Tsubasa. „Und diese beiden gehören ebenfalls zu euch?“, hakte er nach. Die beiden wirkten nun etwas verlegen. „Eigentlich... sind wir nur zufällig in die Sache hineingeraten“, erwiderte Shun. Gennai nickte immer wieder. „Dann ist es wohl wirklich zu viel verlangt. Allerdings sind Koemon und Hebimon in dieser Welt immer noch fremd. Würdet ihr euch vielleicht ihrer annehmen? Ich weiß, es ist viel verlangt.“ Shun zögerte, während Tsubasa die beiden Digimon musterte. Hebimon zischte ihr wieder mit seiner Zunge entgegen, doch das ließ das Mädchen nicht zurückschrecken. „Also gut, ich nehme das Kleine hier“, stand für sie fest. Gennai's Mine hellte sich auf. Die Drohne öffnete sich an einer anderen Stelle, und ein Lichtstrahl traf die Unterarme von Tsubasa und Shun. Diese wichen zurück und staunten dann über die Geräte, die nun an ihnen hafteten. „Könnten das...“, murmelte Kari, und Gennai bestätigte es. „Ja, das sind DigiVices. Der neusten Generation um genau zu sein.“ Takeshi warf noch einmal einen Blick auf seines. "Stimmt, sie sehen genau gleich aus. Nur die Farben sind anders", bemerkte Shun, und Tsubasa stimmte zu. Während Shuns Gerät grün war, war Tsubasas lila. "Und... was genau sollen wir jetzt damit machen?" fragte der Junge mit der Brille. T.K. trat vor sie. "Das bedeutet, dass ihr jetzt ebenfalls DigiRitter seid. Ein DigiVice dient dazu, eurem Partner bei der Digitation zu helfen. Natürlich hat es auch noch andere Funktionen", erklärte er. "Partner..." murmelte Tsubasa und starrte weiter auf Hebimon. Dieses zischte noch einmal und sprang dann auf das Mädchen zu. Es landete auf ihrer Schulter und schlängelte sich um ihren Hals. "Also gut, einverstanden! Wenn der Boss das am besten findet, dann sind wir ab jetzt Partner!" Shun und Koemon hingegen sahen sich noch etwas unschlüssig an. Schließlich trat der Junge vor und reichte dem grünen Digimon die Hand. "Also... wenn es für dich okay ist..." Koemon ergriff die Hand und schüttelte sie. "Auf eine gute Partnerschaft." "Sehr gut! Jetzt, wo das geklärt ist, könnten wir... könnten wir..." Die Übertragung erlosch, und der Bildschirm verschwand. Die Drohne krachte zu Boden, und Patamon sammelte sie auf. "Tja, das Tor ist jetzt wohl geschlossen." Die anderen stimmten zu. Vorläufig würden sie wohl kaum mehr Informationen von ihm erhalten. "Ich bringe das Ding wieder zu Izzy. Wenn die Verbindung wieder besteht, kann er die Informationen am besten an uns weiterleiten", schlug er vor. Es gab keine Einwände. "Und... was machen wir jetzt mit den Digimon?" fragte Shun. "Am besten nehmt ihr sie erst einmal mit nach Hause", sagte Davis. Die Mittelschüler hielten inne. "Sicher? Aber... was ist mit unseren Eltern?" wandte Takeshi ein. Tsubasa stimmte ihm zu. "Wäre es nicht besser, sie hier zu lassen?" Davis verneinte sofort. "Keine Chance! Der Betreiber hat diesbezüglich strenge Regeln. Bei Veemon ist es etwas anderes, da er hier arbeitet. Aber der Hygiene wegen würde er das niemals erlauben", stand für ihn fest. "Und wir haben leider auch keinen zusätzlichen Platz. Unsere Partner beanspruchen uns bereits vollständig", sagte Kari und begann, Gatomon sanft über den Kopf zu streicheln. Takeshi und die anderen beratschlagten sich. Es blieb ihnen wohl nichts anderes übrig. Im Notfall konnten sie die Digimon immer noch als Stofftiere ausgeben. Besonders Hebimon etablierte sich langsam als nützlicher Schal, so wie es sich an Tsubasas Hals schmiegte. Sie tauschten Nummern aus, um sich im Notfall schnell kontaktieren zu können. Dann verabschiedeten sie sich und gingen getrennter Wege. Kapitel 3: Folge 3 - Shun ------------------------- Das Einkaufszentrum war inzwischen komplett evakuiert worden. Die Einsatzkräfte durchkämmten bereits jede einzelne Abteilung. Jedoch ohne großen Erfolg. Hatte sich die Sichtung am Ende nur als Scherz herausgestellt? Wenn man aber die Ereignisse in der U-Bahn bedachte, die inzwischen in aller Munde waren, durfte man hier kein Risiko eingehen. Ein Feuerwehrmann schritt gerade durch das Lager und leuchtete mit seiner Taschenlampe die Umgebung ab. Er richtete sie auf ein flackerndes Licht. Irgendwie erinnerte es an ein Tor, das irgendwohin zu führen schien. Es wurde immer kleiner, doch dann sprang unerwartet etwas durch. Der Mann fiel rückwärts, und seine Taschenlampe zersprang. Das Tor war inzwischen verschwunden, doch es war etwas durchgekommen. Auch wenn das Licht ausgegangen war, leuchtete das Wesen von sich aus. Es war oval und schien in gelbe Flammen gehüllt. "Hey... magst du Feuer?" fragte es den Mann, und dieser rief nach Hilfe. Shun war klar, dass es ordentlich Ärger geben würde, wenn seine Eltern von Koemon Wind bekämen. Wie sollte er auch bitte erklären, dass er nun ein Digimon besaß? Sie würden ihm ja nicht einmal einen Hund erlauben. Zugegeben, von einem Affen war nie die Rede, aber dennoch erwartete er kaum Zuspruch. Koemon selbst schien es sich bereits bei ihm gemütlich gemacht zu haben. Er hatte das untere Ende seines Bettes in Beschlag genommen und ruhte sich erst einmal aus. Shun betrachtete das Gerät an seinem Arm. Warum hatte gerade er es erhalten? Und was genau war ein DigiRitter überhaupt? Takeshi hatte ihm erzählt, wie er mit Prismamon gegen ein feindliches Digimon gekämpft hatte. Würde ihn das ebenfalls erwarten? Er hielt sich den Kopf und spürte, wie wieder einmal seine Kopfschmerzen eintraten. Er fluchte innerlich. Eigentlich wollte er sich dieses Schuljahr ganz auf das Lernen konzentrieren. Und stattdessen wohnte jetzt ein Wesen aus einer anderen Welt bei ihm. Nun denn, es war nun mal, wie es war. Er löschte das Licht und ging wenig später zu Bett. "Hey, Koemon... du hattest es sicher auch nicht leicht, oder?", flüsterte er, doch das Digimon schlief bereits. Am nächsten Morgen bestand Koemon darauf, mit ihm zu kommen. Shun musste ihm erklären, dass es zu problematisch wäre. Es wäre zu offensichtlich, wenn es in der Schule gesehen würde. Es wäre sicherer, wenn Koemon hier auf ihn wartete. Dem Digimon war anzusehen, dass es nicht der größte Fan dieser Idee war. Allerdings akzeptierte es schließlich. Shun packte seine Sachen und nahm dann im Untergeschoss sein Frühstück ein. Seine Eltern hatten bereits begonnen. „Morgen. Ist Kazuki schon weg?“, fragte er. Seine Mutter bestätigte es ihm. Sein Bruder war bereits früh zur Uni gegangen. Shun konnte es nachempfinden, er hatte sicher viel zu lernen. Sein Vater wandte sich nun von seiner Zeitung ab. „Du solltest dir ein Beispiel an deinem Bruder nehmen. Nimm das Schuljahr ernst und versuche viel zu lernen. Gerade mit deiner... Schwäche solltest du dir keine Fehlzeiten erlauben.“ Shun nickte und brach das Frühstück vorzeitig ab. Er schmuggelte noch zwei Brötchen auf sein Zimmer und verfütterte sie an Koemon. Dann musste er auch schon los. In der Schule war er froh, Takeshi zu sehen. Er musste wirklich mit jemandem reden, der ihn verstand. Der Junge kannte ihn immerhin schon seit seiner Kindheit. Und er machte im Moment dasselbe durch wie er. Auch er war plötzlich ein DigiRitter geworden. Vermutlich verstand er genauso wenig wie Shun selbst, was das genau bedeutete. Er wünschte ihm einen guten Morgen, und Takeshi erwiderte den Gruß. „Wie hat sich dein Digi... äh, Prismamon, richtig? Wie hat es sich geschlagen?“, wollte er wissen. Takeshi lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Es wollte sofort wieder los und seinen Freund suchen. Ich habe ihm erklärt, dass das nichts bringt, solange uns Hinweise fehlen. Die Stadt ist groß, es hätte sich lediglich verlaufen“, berichtete er. Das war nur logisch. Sie brauchten einen Plan, um den Besitzer des Buches ausfindig zu machen. „Ich nehme an, du hast deinen Eltern nichts gesagt?“, meinte Shun sagen zu müssen. Takeshi wehrte sofort ab. „Nein, lass mal. Das hätte alles nur verkompliziert. Du deinen doch bestimmt auch nicht, oder?“ Shun schüttelte sofort den Kopf. „Natürlich nicht. Ich bereite ihnen schon genug Probleme“, erwiderte er. Takeshi musterte ihn kurz und überlegte, ob er etwas sagen sollte. Doch dann begann bereits der Unterricht. Der Lehrer kündigte an, dass es noch eine zusätzliche Schülerin in die Klasse geschafft hatte. Takeshi erhob sich sofort, als ein blondes Mädchen die Klasse betrat, das ihm nicht unbekannt war. Tsubasa stellte sich der Klasse vor. Sie wirkte recht nervös, aber am Ende ging alles gut. Der Lehrer wies ihr einen Platz zu, der zum Glück nahe bei Takeshis lag. In der Pause öffnete sie dann vorsichtig ihren Rucksack. „Hey, was machen wir denn jetzt mit denen?“, hakte sie nach. Takeshi sah sie zweifelnd an. Auch Shun, der nun dazu kam. Hebimon starrte ihnen erfreut entgegen und zischte mit seiner Zunge. „Hey! Du hast doch nicht ernsthaft dein Digimon mitgebracht, oder?“, fragte er skeptisch. Tsubasa wirkte überrumpelt. „Äh... habt ihr das etwa nicht? Hebimon meinte, dass es unbedingt mitkommen will“, erklärte sie. Shun verdrehte die Augen. „Du solltest nicht alles machen, was es von dir verlangt. Digimon sind im Prinzip nichts anderes als Haustiere. Man muss sie erziehen“, sagte er streng. Dafür erntete er ein heftiges Zischen seitens Hebimons. Aber auch Takeshi war anderer Meinung. „Nein, ich denke, dass wir sie wie Partner behandeln sollten. Sie haben genauso Wünsche und Erwartungen wie wir. Das sollten wir respektieren“, stand für ihn fest. Shun zuckte nur mit den Schultern. Er trug Tsubasa auf, gut auf die kleine Schlange aufzupassen. Erst nach der Schule kamen sie dazu, sich wieder zu unterhalten. Sie hatten es sich vor dem Gebäude bequem gemacht und beratschlagten, was zu tun sei. „Ich würde sagen, wir sollten uns aufteilen. Es ist wichtig, Prismamons Freund zu finden, bevor es die feindlichen Digimon tun. Dieses Metallkrokodil hat ohne Rücksicht auf Verluste um sich geschossen.“ Seine Freunde gaben Takeshi recht, aber hatten sie wirklich eine Ahnung, wo sie suchen sollten? „Jemand muss diesen Ruri gesehen haben, oder? Wieso befragen wir nicht einfach Leute? Prismamon hat doch eine Skizze angefertigt, oder?“, schlug Tsubasa vor. Takeshi nickte halbherzig. Die hatten sie in der Tat, aber Prismamons Zeichenkünste waren nicht gerade ausgeprägt. „Na gut, ich werde noch einmal mit ihm sprechen. Vielleicht fallen ihm Orte ein, die sein Freund gerne aufsucht“, brachte Takeshi ein. Tsubasa stimmte ihm zu. „Gut, dann werde ich das Internet durchforsten. Vielleicht gab es ja dort Sichtungen. Wir suchen nach einem kleinen, blauen Drachen, oder?“ Shun lehnte sich zurück. „Gut, dann werde ich noch einmal die Orte von gestern aufsuchen. Dort, wo sich die Tore geöffnet haben. Vielleicht ist dieses Digimon ja doch durchgekommen“, kam ihm die Idee. Seine Freunde waren dafür, jedoch sollte Shun unbedingt Koemon mitnehmen, um sich im Notfall zu schützen. Sie versprachen einander, auf dem Laufenden zu bleiben, und trennten sich schließlich. Zu Hause stärkte sich Shun erst einmal und brachte etwas hoch in sein Zimmer. Seine Eltern oder sein Bruder hätten nie so einfach sein Zimmer betreten, und er hoffte, dass auch Koemon nicht einfach auf Wanderschaft gegangen war. Seine Befürchtung trat nicht ein, dafür aber etwas anderes: Chaos. Shuns Zimmer wirkte so unordentlich wie schon lange nicht mehr. „Koemon! Was soll das hier? Ich wäre dir dankbar, wenn du mein Zimmer nicht in ein Schlachtfeld verwandeln würdest“, bat er. Der grüne Affe warf sich aufs Bett. „Ich habe lediglich meine Attacken trainiert. Wenn der Feind das nächste Mal zuschlägt, muss ich doch vorbereitet sein“, rechtfertigte er sich. Sein Partner seufzte. Dann unterrichtete er ihn von seinem Vorhaben. Koemon war sofort Feuer und Flamme, schließlich war es der Hauptbestandteil seiner Mission, Rurimon und das Buch sicherzustellen. Er vollzog bereits seine Übungen, da setzte sich Shun an seinen Schreibtisch und öffnete ein Buch. „Wollen wir nicht los? Ich bin bereit zuzuschlagen!“ Shun seufzte und schüttelte den Kopf. „Ich aber nicht. Ich muss noch Hausaufgaben machen und etwas lernen“, erklärte er. Koemon wirkte enttäuscht. „Hey, das kannst du doch später noch! Die Mission hat immerhin...“, begann er, wurde aber wüst unterbrochen. „Ich habe aber keine Ahnung von eurer Mission! Ich wurde in die Sache hineingezogen, verstehst du?“ Koemon wirkte nun wesentlich kleinlauter. „Tut... mir leid. Ich habe nicht bedacht, dass dir auch Dinge wichtig sind“, sagte er. Shun seufzte und entschuldigte sich seinerseits. „Eigentlich... ist es meinen Eltern wichtiger als mir. Aber naja... mein Bruder studiert Medizin, während ich auf eine öffentliche Schule gehe. Ich sehe meinen Vater ja jeden Morgen, wenn ich dorthin aufbreche.“ Koemon konnte ihm nicht ganz folgen. „Ist... das denn etwas Schlimmes?“ Shun lehnte sich zurück. „Leider hat man bei mir etwas festgestellt, das man Lernbehinderung nennt. Das wird dir sicher nichts sagen, aber es bereitet echt Probleme. Besonders weil ich wohl wie mein Bruder eher nicht eine Universität besuchen werde“, gestand er. Koemon verstand die ganze Angelegenheit tatsächlich nicht so recht. Doch es spürte, dass Shun die Situation sehr mitnahm. Also blieb es völlig still, während sich der Junge seinen Hausaufgaben widmete. Immer wieder fuhr er sich an den Kopf und wirkte recht frustriert. Schließlich war er erleichtert, als er fertig war und erhob sich. „Stärken wir uns noch etwas und machen uns dann auf den Weg“, schlug er vor. Koemon war allzeit bereit, und nachdem sie etwas getrunken hatten, packte er Koemon in einen Rucksack und verließ das Haus. „Vermutlich handelt es sich nur um eine Art Scherz, aber... uns wurden Sichtungen beschrieben, nachdem ein Digimon in dem Gebäude erschienen ist. Allerdings ist diese Information unbestätigt. Nur für den Fall, solltest du etwas Verdächtiges bemerken, melde es bitte.“ Shun versprach es und nahm wieder Abstand. „Hey, Koemon“, raunte er seinem Digimon-Partner zu. „Kann es sein, dass neben euch noch ein Digimon durch das Tor gekommen ist?“ Das Äffchen überlegte eine Weile. „Wenn, dann muss das nach uns passiert sein. Sonst hätten wir es mitbekommen. Doch es ist möglich, dass der Digimon-König von unseren Aktionen Wind bekommen und jemanden geschickt hat“, überlegte Koemon laut. Shun brummte unzufrieden. „Das ist nicht gut. Erst dieses Rurimon, das in der Gegend umherirren soll, und jetzt vielleicht noch ein bösartiges Digimon.“ Doch Koemon schien das nicht so eng zu sehen. „Kein Problem! Ich bin immerhin stark, weißt du?“ Shun hätte seine Aussage gerne bekräftigt, doch er erinnerte sich an das große Digimon, gegen das Takeshi und Prismamon am gestrigen Tag gekämpft hatten. Diese Feinde waren definitiv nicht zu unterschätzen. Dann schien Koemon etwas einzufallen. „Hey, benutz doch einfach dein DigiVice. Meister Gennai meinte, dass wir den Feind im Notfall damit aufspüren könnten.“ Shun griff sich an sein Handgelenk. Das Gerät befand sich immer noch daran. Kaum hatte er es berührt, schien ein Teil nach vorne aufzuklappen und legte ein Display frei. Darauf waren seltsame Schriftzeichen zu sehen. Ob es sich dabei wohl um die Sprache der Digimon handelte? „Mal sehen...“, murmelte er und tippte etwas herum. Als er nicht weiterkam, versuchte Koemon sein Glück. Dieser brauchte zwar etwas länger, kam aber zu einem Ergebnis. „Hier steht, dass sich nördlich von hier ein Digimon befindet“, gab er an. Shun dachte angestrengt nach. Was sollten sie jetzt unternehmen? Es konnte gut das feindliche Digimon sein. In diesem Fall wäre es klug, Takeshi und Tsubasa zu verständigen. Nein, noch besser die erfahrenen DigiRitter, es gab keinen Grund, sich oder seine Freunde in Gefahr zu bringen. Doch dieser Gennai hatte gestern auch klar gemacht, wie wichtig es war, Rurimon vor dem Feind zu finden. Schließlich beschloss er, die Lage immerhin erst einmal zu sondieren. „Koemon, los geht’s!“, hatte er sich entschieden und sprintete Richtung Norden los. Er bog in eine Seitenstraße ein, in der sich mehrere Wohnhäuser befanden. Eine Gruppe an Leuten war versammelt. „Wie seltsam. Was kann das nur gewesen sein?“, fragte eine ältere Frau. „Da ist wohl der Blitz eingeschlagen“, sagte ein Mann und deutete auf einen verkohlten Schuppen. Die Frau machte sich über ihn lustig. „Ohne Gewitter? Du machst wohl Scherze!“ Shun hatte schon eine gewisse Idee, was so eine Zerstörung hatte anrichten können. Er drängte sich an der Gruppe vorbei, diese schien ohnehin beschäftigt zu sein. Er folgte der Spur der Verwüstung und kam in einer Sackgasse an. Wobei nein, nach links führte ihn ein Weg, der scheinbar an einem Industriegelände endete. Wenn sich Shun recht erinnerte, befand sich dort das alte Elektrizitätswerk. Er erhöhte sein Tempo und kam vor dem Werk zum Stehen. Nun war es an der Zeit, Verstärkung zu rufen. Er kramte nach seinem Handy, überlegte aber noch, wen er anrufen sollte. Es wäre vernünftiger gewesen, eine Chatgruppe einzurichten. Er beschloss, dies während ihres nächsten Treffens vorzuschlagen. Er wollte gerade Takeshis Nummer wählen, als von oben eine Art Blitz herabfuhr. Erschrocken ließ er sein Handy fallen und hielt sich die rechte Hand. „Shun, pass auf!“, hob Koemon aus dem Rucksack. Er starrte nach oben und erkannte die Gefahr. Shun folgte seinem Blick und konnte es bestätigen. Über ihren Köpfen, auf der Spitze eines Strommasts, schien etwas zu sitzen. Es handelte sich um eine orangene, ovale Gestalt, die lediglich aus einem Gesicht zu bestehen schien. „Ihr seid... derjenigen, die ich ausschalten soll? Nicht wahr?“, rief es nun auf die beiden Neuankömmlinge herab. Koemon stellte sich schützend vor seinen Partner. „Shun, das da ist Kaminarimon. Es greift mit Blitzen und Feuer an. Überlass ihn bitte mir, ich habe für diesen Moment trainiert!“, versicherte er. Immer noch zögernd, wagte sich Shun ein paar Schritte zurück. Koemon ergriff seine Schleuder und feuerte das erste Geschoss ab. Es ging daneben, Kaminarimon war einfach zu hoch. Doch es gab diesen Vorteil auf, indem es nun hinabschwebte. „Kaminari-okoshi!“, rief es nun, und ein rötlicher Blitz erschien, der Koemon unvorbereitet traf. Dieser fiel zu Boden, und Shun überlegte fieberhaft, was zu tun sei. Sollte er seinem Partner zu Hilfe kommen? Aber was konnte er schon ausrichten? Koemon sagte selbst, dass er sich vorbereitet hatte, auch wenn es im Moment nicht danach aussah. Er feuerte ein weiteres Geschoss ab, doch Kaminarimon war einfach viel zu schnell für es. Jetzt feuerte es sogar mehrere rote Blitze ab, die sich aufspalteten. Ungläubig musste Shun zusehen, wie sie einen Kreis aus Feuer um Koemon herum bildeten. „Mist! Wir müssen hier weg, Koemon!“, rief er ihm zu, doch dieser schien gar nicht daran zu denken. „Nein! Ich bin in diese Welt gekommen, um zu kämpfen! Um die Schwachen zu verteidigen! Shun, du musst mir mehr Kraft geben! Zusammen können wir es schaffen, das weiß ich!“ Der Junge konnte erst gar nichts erwidern. Wie zum Teufel sollte er das bitte anstellen? Koemon schien ihn für eine Art Experten oder Alleskönner zu halten. Dabei war er lediglich ein Mittelschüler, der nicht einmal sonderlich begabt war. Im Gegenteil. „Shun! Du kannst über dich hinauswachsen! Wir beide können das!“, startete Koemon einen erneuten Versuch. Und es hatte recht. Shun wusste, dass sie gemeinsam diese Sache begonnen hatten. Doch alles, was er tun konnte, war seinen neuen Freund anzufeuern. „Koemon, gib alles! Du bist stärker, ich weiß es!“ Doch nicht nur sein Partner schien auf diese neu gefundene Stärke zu reagieren, Shun verspürte auch ein warmes Gefühl an seinem Handgelenk. Das Resultat konnte er wenig später mit eigenen Augen betrachten. Koemon begann zu glühen und seine Form zu ändern. "Koemon digitiert zuuuuuuuu... Lianpumon!" Takeshi hatte bereits von diesem Phänomen berichtet, doch Shun erlag seinem Staunen, als er selbst Zeuge davon wurde. Koemon hatte sich transformiert. Er war nun wesentlich größer, sein Fell nicht mehr grün, sondern weiß. Außerdem schien er einen Umhang wie ein Superheld zu tragen. Shun konnte sein Gesicht nicht erkennen, da es außerdem eine Maske trug. Und... er konnte nun fliegen. Lianpumon schwebte in die Lüfte und war dem Feuerkreis im Nu entkommen. Kaminarimon war flink, doch es konnte nicht schweben. Nun war Shuns Partner derjenige mit dem Vorteil. Der Feind feuerte erneut rote Blitze. Shun fürchtete bereits, dass sie Lianpumon treffen würden, da nahm dieser eine weitere Maske aus seinem Mantel hervor und hielt sie dem Angriff entgegen. Dieser wurde sofort absorbiert. Nun wechselte es die Maske und startete von sich aus einen Angriff. Eine Energiewelle strömte in Kaminarimons Richtung, welche das Digimon direkt traf. Nun wurde es selbst geröstet und löste sich nur kurz später in Daten auf. Als Shun sich vergewissert hatte, dass es weg war, eilte er zu Lianpumon, das gerade gelandet war. Er umarmte es sofort und lobte es. Es fühlte sich in dieser Form flauschig an, doch dies hielt nicht lange an. Es digitierte zurück, und bald stand wieder Koemon vor ihm. „Du hattest recht! Du bist wirklich stark!“, meinte Shun, seinen Partner lobend. Koemon wirkte etwas verlegen, versicherte aber noch einmal, dass er es ohne seinen Partner nicht geschafft hätte. Dann wandte er sich um und zeigte hinter Shun. „Hey... ist das nicht...“ Shun folgte seinem Blick und erkannte einen jungen Mann, der auf sie zulief. Doch er war nicht allein. Über ihm schwebte ein orangenes Digimon. Patamon, wenn er sich richtig an den Namen erinnerte. Etwas außer Puste kam T.K. vor ihnen zum Stehen. „Mist. Da komme ich wohl doch nicht rechtzeitig“, klang er entschuldigend. Shun schüttelte den Kopf. „Schon gut, wir sind auch so zurechtgekommen. Koemon hat sich verwandelt, und wir haben das feindliche Digimon besiegt“, berichtete er. Überrascht betrachtete T.K. seinen Partner. „Nun, das nennt man eine Digitation. Das bedeutet, dass ihr gemeinsam stärker geworden seid“, erklärte er. Shun beäugte Koemon eingehend. Gestern noch war es ein Wesen aus einer anderen Welt gewesen, vor dem er sich erst gefürchtet hatte. Und heute? T.K. schien nun auf eine Idee zu kommen. „Komm, ich lade dich auf einen leckeren Kuchen ein. Euch beide natürlich“, schlug er vor. Koemon war sofort dafür, doch Shun merkte an, ob sie dafür wirklich Zeit hätten. T.K. überredete ihn schließlich, dass man sich manchmal durchaus etwas gönnen musste. Also verließen sie das Areal, bevor sie noch unnötig Aufmerksamkeit erregten. Jedoch entging ihnen, dass sie die ganze Zeit beobachtet worden waren. Auf dem Dach des Elektrizitätswerks stand das ninjaartige Digimon und hatte den Kampf analysiert. Er konnte den Gegner nun besser einschätzen, das würde in Zukunft wichtig werden. Als nächstes würde es seinem Meister Bericht erstatten. Kapitel 4: Folge 4 - Tsubasa ---------------------------- Langsam und behutsam schlängelte sich das Wesen durch den dunklen Schacht. Es war fremd in dieser Welt, doch in einer Hinsicht war es sich sicher. Es würde seine Mission erfüllen. Immerhin hatte ihm der König höchstpersönlich diesen Auftrag erteilt. Es würde also den Teufel tun und diesen enttäuschen. Auf der anderen Seite hatte es noch keine Ahnung, wie es die Sache angehen sollte. Diese Welt schien riesig zu sein, hier einfach das gesuchte Digimon zu finden war definitiv eine Herausforderung. Doch hier existierte etwas, das es in seiner Welt auch gab. Etwas, das sich sehr gut zur Suche nutzen ließ. Nämlich Daten. Es fleuchte in den nächsten Raum, der sich kühl anfühlte. Es mochte Kälte nicht, doch hier war es genau richtig. Menschen schienen diesen Ort einen 'Serverfarm' zu nennen. Seltsam, er trug denselben Namen wie der größte Kontinent der DigiWelt. Jedenfalls befanden sich hier Daten mit denen es ein leichtes sein würde diese Mission zu erfüllen. Es verband sich mit den Servern und legte aus. Hebimon machte einen missmutigen Eindruck. Tsubasa war gerade aus der Schule zurückgekommen, während sich das Digimon ziemlich gelangweilt hatte. Der erste Tag in der Schule war noch recht spannend gewesen, doch nun schien sich seine Partnerin zu weigern, ihn mitzunehmen. Angeblich hatten Takeshi und Shun ihr davon abgeraten. Als ob Hebimon etwas falsch gemacht hätte. Es hatte sich stets sicher in ihrem Rucksack befunden und keine Aufmerksamkeit erregt. Hebimon war inzwischen klar, dass einige Menschen noch nie ein Digimon zu Gesicht bekommen und deshalb entsprechend reagierten. „Tsubasa! Hier gibt es nichts zu tun. Lass mich doch wenigstens nach Rurimon suchen, während du in der Schule bist“, bat es nun. Tsubasa wehrte sofort ab. „Keine Chance! Du kennst dich hier doch überhaupt nicht aus! Es kann sonst was passieren, wenn du alleine losziehst“, führte sie ihm vor Augen. Hebimon schlängelte sich zu ihr hoch und ließ sich auf ihrer Schulter nieder. „Dann suchen wir eben gemeinsam. Wir machen kaum Fortschritte“, bemängelte es. Das Mädchen nickte und widmete sich ihrem Laptop. „Ich habe bereits eine Suche durchführen lassen. Über Sichtungen eines blauen, drachenähnlichen Wesens. Wenn wir Glück haben, hat es sich jemandem gezeigt, und dieser hat es gepostet. Eventuell mit Foto, wenn wir sehr viel Glück haben.“ Sie überprüfte die Ergebnisse der Suche. Erst schien sie keinen Erfolg zu haben, doch dann gab es tatsächlich ein halbes Dutzend Einträge über Sichtungen in Shibuya. „Da! Mehrere Personen berichten von einem Drachen, andere von einem Saurier.“ Hebimon wurde aufgeregter. „Toll! Dann haben wir ihn also gefunden!“ Tsubasa murrte. „Naja, Shibuya ist recht groß. Auch wenn wir den Ort eingrenzen konnten, ist dieser ziemlich groß. Wir bräuchten schon Hilfe beim Suchen, allein schaffen wir das nicht.“ Hebimon schien kein Problem darin zu sehen. „Dann ruf doch einen der anderen an. Ihr habt doch Nummern ausgetauscht, oder?“ Tsubasa stimmte ihrem Partner zu. Immerhin waren sie alle DigiRitter und somit ein Team. Sie nahm ihr Smartphone zur Hand und klickte auf einen der Einträge. Die Verbindung wurde hergestellt, und eine weibliche Stimme meldete sich. „Hier Yagami.“ Tsubasa zuckte zusammen. Sie hatte die falsche Nummer gewählt. Eigentlich wollte sie Takeshis Nummer wählen, doch die vielen neuen Nummern waren noch nicht geordnet. „Hallo?“, fragte die Frau am anderen Ende. Tsubasa überlegte fieberhaft, was zu tun sei. Konnte sie sich wirklich an sie wenden? „Ja...! Hier ist Tsubasa. Also die aus dem Ramen-Laden! Ähm... Yagami-san? Hätten Sie kurz Zeit?“ Die Frau am anderen Ende lachte. „Klar. Aber ich sagte doch, ihr müsst nicht so formell sein. Kari ist völlig in Ordnung.“ Tsubasa war es nicht gewöhnt, gleich so vertraut mit jemandem zu sein. Doch schließlich berichtete sie von der Sichtung in Shibuya. Kari erzählte, dass sowohl Davis als auch T.K. heute arbeiten müssten, doch sie war gerne bereit, sie bei der Suche zu unterstützen. Also verabredeten sie sich in zwei Stunden in Shibuya, direkt an der Bahnstation. Dann legte Tsubasa auf und atmete schwer aus. „Na toll. Dann haben wir jemanden, der uns bei der Suche hilft“, freute sich Hebimon. Tsubasa brummte. „Aber Yagami-san... also Kari ist eine erfahrene DigiRitterin. Was, wenn ich etwas falsch mache? Ich bin erst seit ein paar Tagen im Digimon-Business. Sie wird mich bestimmt nicht ernst nehmen.“ Hebimon rückte näher an ihr linkes Ohr und zischte mit seiner Zunge hinein. Sofort fuhr Tsubasa herum und beschwerte sich. „Hey, du hast immerhin mich! Zusammen kriegen wir das locker hin“, war es zuversichtlich. Das ermutigte das Mädchen durchaus etwas, und es bereitete sich auf den heutigen Tag vor. Hebimon wanderte wieder in ihren Rucksack, und ein paar Snacks durften auch nicht fehlen. Auch wenn sie die Vermutung hatte, dass diese innerhalb des Rucksacks auf mysteriöse Weise nach und nach verschwinden würden. Getränke beschloss sie unterwegs zu kaufen. Sie war fast abfahrbereit, da eilte sie noch einmal zu ihrem Schreibtisch und nahm ein Tabletten-Döschen heraus, aus dem sie schnell zwei Tabletten schluckte. Dann verließ sie ihr Zimmer und eilte nach unten. Ihre Mutter war in der Küche, und Tsubasa stattete ihr einen kurzen Besuch ab. „Hey, gehst du aus?“, wollte diese wissen. Tsubasa nickte. „Ja, ich treffe mich nur mit Takeshi und noch einem Freund.“ Dass sie nach Shibuya wollte, verschwieg sie lieber. Immerhin konnte sie das unmöglich erklären. Und ihre Mutter kannte den Jungen von früher, sie würde sich also nichts dabei denken. „Schön, dass ihr immer noch so gute Freunde seid, obwohl ihr euch lange nicht gesehen habt“, meinte die Frau. Tsubasa stimmte ihr zu. Takeshi war ihr erster richtiger Freund gewesen. Und jetzt waren sie gemeinsam sogar DigiRitter. „Ach... hat sich Papa eigentlich mal gemeldet?“, hakte sie nach. Ihre Mutter zögerte. Seit der Trennung waren immerhin schon zwei Jahre vergangen. Sie schüttelte den Kopf, meinte aber, dass er dies sicher bald tun würde. Soweit sie wusste, arbeitete er neuerdings in Shibuya. Tsubasa hatte die Bahn betreten und hoffte, Hebimon würde die vielen Schwankungen nicht zu sehr zusetzen. Die Fahrt dauerte kaum 20 Minuten, dann stieg sie aus und orientierte sich. Es dauerte nicht lange, bis sie Kari auf dem Bahnsteig erblicken konnte. Sie winkte ihr zu und war froh, ein vertrautes Gesicht zu sehen. „Tut mir leid... dass du wegen mir extra deine Pläne ändern musstest“, sagte Tsubasa etwas kleinlaut. Doch die junge Frau verneinte augenblicklich. „Ach Unsinn. Ich hatte ohnehin nichts geplant. Und wir sind ja auch nicht zum Vergnügen hier, richtig? Wir müssen dieses Digimon ausfindig machen, bevor es diese unbekannte Gruppe tut“, erinnerte sie. Tsubasa nickte und erkannte einen weißen Schwanz, der aus Karis Tasche hervorlugte. Gatomon schien also ebenfalls mitgekommen zu sein. Sie fragte sich, ob Digimon die Anwesenheit ihrer Artgenossen spüren konnten. Das würde die Sache sicher einfacher machen. Jedenfalls war sie nun motiviert. Zehn Minuten später saßen sie in einem Café und genehmigten sich ein Eis. „Also... Kari-san? Sollten wir nicht eher mit der Suche beginnen?“, hakte das Mädchen nach. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie erst mit einer Pause beginnen würden. Die junge Frau ihr gegenüber ließ sich aber erst mal das Eis schmecken, während die Digimon sich scheinbar die dazu gehörigen Waffeln schmecken ließen. „Wenn wir nicht gestärkt an die Sache rangehen, bringt das auch nichts. Außerdem sollten wir erst einmal einen Plan machen“, erklärte sie. Tsubasa nickte und begann, ihr die Orte, an denen die Sichtungen stattgefunden hatten, auf ihr Handy zu schicken. „Ich würde vorschlagen, dass wir uns aufteilen und jeweils einen der Orte genauer untersuchen. Wahrscheinlich befindet sich das Digimon nicht mehr dort, aber irgendwo müssen wir ja anfangen.“ Kari stimmte ihr zu. Wenn Rurimon auf der Flucht war, würde es bestimmt nie lange an einem Ort bleiben. Nachdem sie ihr Eis verspeist hatten, trennten sie sich, verabredeten aber stets in Kontakt zu bleiben, um die Fortschritte auszutauschen. Tsubasa war froh, die Sache nicht ganz allein angehen zu müssen. Sie und Kari tauschten über LINE Informationen aus. Sie hatte den ersten Ort aufgesucht, doch es handelte sich um ein Geschäft. Dieses hatte das Digimon bestimmt längst verlassen. Dennoch unternahm sie den Versuch, die Verkäuferin zu befragen. Sie hielt ihr das Handy hin, auf dem sie die von Prismamon gezeichnete Skizze geladen hatte. „Also... ich habe mein Stofftier neulich verloren. Haben Sie vielleicht einen blauen Drachen gesehen?“, wollte sie wissen. Doch die Verkäuferin musste sie enttäuschen. Sie verließ das Geschäft wieder und untersuchte als nächstes die Kreuzung, an der Rurimon ebenfalls gesichtet worden war. „Verzeihung. Haben Sie vielleicht meinen Hund gesehen? Er sieht etwa so aus!“, befragte sie die ersten Passanten, erntete aber nur skeptische Blicke. Und natürlich hatte sie keinen Erfolg. „Tsubasa, ich denke nicht, dass wir mit dieser Strategie weiterkommen“, meinte Hebimon. Nach einer Weile musste ihm das Mädchen notgedrungen zustimmen. Sie wollte gerade ihr Handy zücken und Kari nach ihrem Fortschritt kontaktieren, da hielt sie perplex inne. Sie starrte auf die andere Straßenseite. Dort befand sich ein hoher Bürokomplex. Die Glastür schob sich nach außen auf, und ein Mann im Anzug trat nach draußen. Er wirkte sehr beschäftigt, doch Tsubasa setzte sich sofort in Bewegung. Sie sah schnell nach links und rechts und überquerte die Straße. „Papa!“, rief sie dem Mann zu, der seinerseits ebenfalls perplex reagierte. Tsubasa kam vor ihm zum Stehen und keuchte etwas. „Tsubasa? Wie kommst du denn hierher?“, fragte er. Diese kratzte sich verlegen am Kopf. „Ich war nur zufällig in Shibuya“, berichtete sie. Der Mann nickte. „Gut, du weißt, ich habe dir verboten, mich bei der Arbeit zu besuchen.“ Tsubasa erinnerte sich daran. Allerdings kannte sie die Arbeitsstelle ihres Vaters nicht einmal, ein Besuch hätte sich so oder so schwierig gestaltet. Dieser musterte sie nun von oben bis unten. „Du kannst es nicht lassen, oder? Immer noch dieser alberne Aufzug. Ich hatte gehofft, diese Phase von dir wäre endlich vorbei“, sagte er streng. Tsubasas Lächeln verschwand augenblicklich. „Ich habe dir das doch erklärt. Das ist nun mal, wer ich bin…“, erwiderte sie kleinlaut. Ihr Vater schien davon aber nichts wissen zu wollen. „So ein Unsinn! Wenn meine Kollegen mein Kind so sehen würden… Ich wäre das Gespött der Firma“, stand für ihn fest. Tsubasa ließ den Kopf hängen. „Gut... dann werde ich wieder gehen. Verzeih mir bitte die Störung. Kommt nicht wieder vor“, murmelte sie und trat den Rückzug an. Ihr Vater überlegte noch etwas zu sagen, wurde aber von einem Kollegen unterbrochen. „Herr Abteilungsleiter! Das Problem hat sich sogar noch verschlimmert. Alle Systeme scheinen ein Eigenleben entwickelt zu haben.“ Tsubasas Vater sah ihn unwirsch an. „Was könnt ihr IT-Typen eigentlich? Wurden wir gehackt?“ Der Angestellte nickte. „So macht es den Anschein. Die System scheinen nur noch eine Funktion auszuführen. Eine Suchanfrage.“ „Suchanfrage? Wonach denn?“ Der IT-Fachmann tat sich mit der Antwort schwer. „Na ja... das System sucht überall im Internet nach blauen Drachen“, verkündete er. Sein Vorgesetzter sah ihn an, als hätte er gerade Scherze gemacht. „Ich sehe mir das persönlich an“, entschied er und betrat erneut die Firma. Tsubasa stand noch immer davor und hatte den Ausführungen gelauscht. „Hat er... Blauer Drache gesagt?“ Hebimon reckte seinen Kopf aus dem Rucksack. „Tsubasa! Das klingt, als würde der Feind dahinterstecken!“ Das Mädchen musste ihm rechtgeben. Wer außer ihnen sollte sonst so eine Suchanfrage durchführen? Tsubasa wollte ins Innere des Gebäudes, hielt dann aber inne. „Ich... kann nicht. Ich würde meinem Vater nur wieder Schwierigkeiten bereiten.“ Hebimon sah sie betrübt an. „Verstehst du... dich nicht mit deinem Vater?“, hakte es nach. Tsubasa überlegte, wie sie antworten sollte. Doch Hebimon würde das Ganze sicher nicht verstehen. „Er will nur nicht akzeptieren, dass ich so bin, wie ich bin“, meinte sie nur und wollte kehrtmachen. Hebimon wollte es aber nicht dabei bewenden lassen. „Dann sag ihm doch, dass er das gefälligst zu tun hat! Würde ich auch machen!“ Seine Partnerin seufzte. Wenn es doch nur so einfach wäre, wie es das Digimon darstellte. „Jedenfalls müssen wir in das Gebäude! Ich bin mir sicher, dass ein Digimon dahintersteckt“, wiederholte Hebimon. Tsubasa blieb weiter unsicher. Im Grunde hatte ihr Partner recht, aber was sollte sie ihrem Vater sagen? Sie wusste nicht, ob er sich überhaupt je mit Digimon beschäftigt hatte, geschweige denn einem begegnet war. Fest stand, dass wenn der Feind Rurimon zuerst fand, sie ein echtes Problem hatten. Sie haderte weiter mit sich und gab schließlich Kari Bescheid, dass sie eine Spur hatte. Dann betrat sie das Gebäude. Darin waren sämtliche Mitarbeiter sehr aufgeregt und so beschäftigt, dass sie niemand ansprach. „Hebimon, hast du eine Ahnung, wo es sich aufhalten könnte?“ Das Digimon überlegte kurz. „Es benötigt viele Daten für seine Suche. Es muss also ein Ort sein, wo viele Daten gespeichert sind.“ Tsubasa nickte, und ihr kam sofort eine Idee. „Der Keller! So eine große Firma muss dort massenhaft Server rumstehen haben!“, stand für sie fest. Sie fand den Fahrstuhl und ließ sich direkt ins untere Geschoss bringen. Als sie ausstieg, erkannte sie bereits mehrere Personen am Boden. Sie trugen blaue Overalls, es schien sich um Techniker zu handeln. Offenbar waren sie angegriffen worden. Hebimon hobste aus dem Rucksack und erkundete die Umgebung. „Hier sind wir richtig. Kein Zweifel.“ Tsubasa überlegte, ob sie auf Kari warten sollte. Sie checkte den Verlauf ihres LINE-Gesprächs. Die junge Frau würde noch eine Weile brauchen. Wenn der Feind noch mehr Menschen angriff, konnte sie nicht länger warten. Sie eilte Hebimon nach, und zusammen liefen sie den Gang entlang. Bald waren sie bei der Serverfarm angekommen. Es war kühl und blinkte überall. Sie schritten zwischen den hohen Geräten hin und her, bis sie im hinteren Abteil zum Stehen kamen. „Tsubasa!“, warnte Hebimon und sprang vor das Mädchen. Gerade noch rechtzeitig. Es schien eine Art Ball abzuwehren, welcher die Richtung änderte und die Wand traf. Sofort ätzte sich Säure hinein und hinterließ ein kleines Loch. Tsubasa zuckte zusammen. „Na wen haben wir denn da“, erklang eine Stimme von oben. Beide blickten hinauf und erkannten den Angreifer. Es handelte sich wie Hebimon um eine Schlange. Sie besaß ein bräunliches Muster und trug eine Brille. „Achtung! Das ist Hubmon! Er besitzt die Fähigkeit, Daten zu beeinflussen!“, warnte ihr Partner. Tsubasa verstand. An der Zunge des schlangenartigen Digimon prangte etwas, das wie ein USB-Stick aussah. „Ich habe das Ziel noch nicht gefunden. Aber kein Problem, dann werdet ihr mir einfach sagen, wo ich es finden kann.“ Hebimon zischte ihm entgegen. „Nein! Selbst wenn wir es wüssten, würden wir dir nichts sagen!“ Hubmon lachte aber nur. „Zu dumm für euch! Hier drin sind genug Daten, die ich essen kann. Und Daten machen mich stärker!“ Nun steckte es seine Zunge in einen der Server, und wenig später erlosch das Blinken im großen Raum. „Oh nein! Sie hat sämtliche Daten hier absorbiert!“, schien Hebimon zu befürchten. Tsubasa begriff nun, was es meinte. Hebimon begann zu leuchten und seine Form zu verändern. Es wurde wesentlich größer und... bedrohlicher. „Mist! Es ist digitiert!“, war Hebimons Sorge eingetreten. „Digitiert? Wie bei Prismamon und Koemon? Heißt das, es ist jetzt stärker?“, fragte Tsubasa. Hebimon nickte. „Leider sehr viel mehr.“ „Aber... du kannst es doch besiegen, oder?“ Leider blieb die Antwort ihres Partners aus. Der Feind besaß nun zwei große Krallen, die es den beiden entgegenrichtete. „Haha! Jetzt hat sich das Blatt gewendet. Nun bin ich Grimmon und euch weit überlegen. Na? Wollt ihr euch nicht ergeben und mir alles sagen, was ihr wisst? Mir ist es egal, woher ich meine Daten bekomme, hauptsache, ich habe sie.“ Hebimon zischte wütend zurück. „Keine Chance! Wir haben von Gennai eine Mission erhalten! Wir werden euch nicht gewähren lassen! Säurezahn!“ Es begann Grimmon anzugreifen, wurde aber direkt zurückgeschleudert. Tsubasa fing es auf, ihr Partner hatte wohl einiges abbekommen. „Ziehen wir uns erstmal zurück. Kari weiß immerhin, wer wir sind“, schlug sie vor. Doch diese Idee wurde zunichte gemacht, als Grimmon über sie sprang und sich direkt vor dem Eingang bzw. Ausgang platzierte. „Nein, so einfach entkommt ihr nicht. Vielleicht, wenn ich habe, was ich will.“ Doch Tsubasa und Hebimon konnten ihm gar nicht weiterhelfen. Hebimon kämpfte sich wieder auf und stellte sich dem Feind entgegen. Es führte dieselbe Attacke erneut aus, wurde aber wieder weggeschlagen. „Lass das, Hebimon! Du bist ihm nicht gewachsen!“, redete sie auf ihren Partner ein. Doch das Digimon erhob sich erneut. „Ich dachte wirklich... dass ich stark bin. Dabei habe ich trainiert und mich vorbereitet. Aber... ich schaffe es wohl nicht allein“, zischte es, brach dann aber zusammen. „Hebimon!“, rief Tsubasa seinen Namen. Was sollte sie nun nur unternehmen? Sie konnten gegen den Feind nichts ausrichten. Wenn doch nur Kari hier wäre. Doch sie war nicht wie Kari, das musste sie einsehen. Hebimon hatte in der Tat eine stärkere Partnerin verdient. Grimmon näherte sich nun dem auf dem Boden liegenden Digimon. Es nahm es zwischen seinen Krallen auf und schien ihm etwas antun zu wollen. Das konnte Tsubasa nicht zulassen. Es stimmte, sie war nicht Kari. Und auch nicht einer der anderen DigiRitter. Somit blieb ihr nur eine Chance. Sie musste zu einer neuen Person werden. Jemand, der stark genug war, um Hebimon ein würdiger Partner zu sein. Im selben Moment spürte sie, wie das DigiVice an ihrem Handgelenk zu leuchten begann. Dasselbe geschah nun auch mit Hebimon. Tsubasa sah zu, wie es sich wie zuvor Hebimon nun zu transformieren begann. „Hebimon digitiert zu... Julungumon!“ Ihr Partner war nun genauso groß wie Grimmon. Allerdings viel farbenprächtiger. Es besaß Muster, die wie die Farben des Regenbogens wirkten. Auf seiner Schwanzspitze prangte eine Art Sense. „Hebimon... du bist... digitiert?“ Julungumon ließ keine Zeit vergehen und attackierte den Gegner sofort. „Toxische Sichel!“ Grimmon wurde hart getroffen, gab aber nicht auf. Sein nächster Angriff folgte seines Schweifs. Darauf war Julungumon nicht vorbereitet gewesen. Es torkelte zurück und erlitt Schaden. „Nein! Kommt, du schaffst das!“, feuerte Tsubasa ihren Partner an. Doch dieser hatte Schwierigkeiten sich aufzuraffen. Grimmon setzte zu einem erneuten Angriff an, wurde aber von anderer Seite gestoppt. „Blitzklaue!“, griff es etwas von der Seite an. Es handelte sich um eine weiße Katze, deren Pfoten Grimmon zurückdrängte. „Tsubasa-chan! Alles in Ordnung?“, rief Kari besorgt. Das Mädchen nickte. „Der Gegner ist gerade abgelenkt, schlag jetzt zu!“, rief die DigiRitterin. Julungumon ließ sich dies nicht zweimal sagen. Erneut griff es Grimmon mit seiner Lanze an und teilte es mit ihr in zwei. Grimmon löste sich in Daten auf, und die Gefahr war vorbei. Es digitierte zurück, und Tsubasa nahm es in die Arme. Hebimon wirkte sehr erschöpft, der Kampf war wohl sehr hart gewesen. „Halte durch, Hebimon. Jetzt ist alles gut.“ Sie dankte Kari für die Hilfe, die vorschlug, schnell von hier zu verschwinden. Das ließ sich das Mädchen nicht zweimal sagen. Sie eilte in die obere Etage, wurden aber bereits von Sicherheitskräften erwartet. Kari stellte sich vor das Mädchen, doch bevor sie etwas sagen konnte, wurde Tsubasas Name genannt. Ein Mann mit Anzug trat durch die Gruppe. „Kannst du mir bitte mal erklären, was hier vor sich geht?“, war er recht ungehalten. Dann fiel sein Blick auf die beiden Digimon. „Sind das etwa...“ Tsubasa hielt ihm Hebimon hin. „Das ist Hebimon. Er ist mein Digimon-Partner. Er hat verhindert, dass ein böses Digimon eure Daten übernimmt. Du solltest ihm dankbar sein.“ Ihr Vater verdrehte die Augen. „Das darf doch wohl nicht wahr sein. Du findest echt immer neue Wege, mir Ärger zu bereiten, oder? Jetzt kommst du auch noch mit Digimon an. Hast du keine Ahnung, wie gefährlich diese Dinger sein können? Und außerdem, wisst ihr, welchen Schaden ihr da unten angerichtet habt?“, schnauzte er sie an. Kari räusperte sich. „Keine Sorge, es wird bald jemand von der Regierung eintreffen und den Schaden bewerten. Auch um den finanziellen Schaden werden sie sich kümmern. Sie müssen sich also keine Gedanken machen.“ Das schien der Geschäftsmann anders zu sehen. „Keine Sorgen machen? Hören Sie mal, Lady! Sie wollen meinen... Tsubasa doch wohl nicht noch unterstützen? Diese Phase ist eine Sache, aber ihr diese Digimon zu geben? Bin ich nur von Verrückten umgeben?“ Kari, immer noch lächelnd, trat vor und kniff ihm in die Wange. „Jetzt hören Sie mal, ja? Sie können echt froh sein, so eine mutige Tochter zu besitzen. Sie hat Ihnen nämlich den Arsch gerettet“, trichterte sie ihm ein. Dann wand sie sich Tsubasa zu und gab ihr ein Zeichen zum Gehen. Die Sicherheitsleute zögerten noch, doch dann gab ihnen Tsubasas Vater die Erlaubnis. Draußen atmete das Mädchen erstmal tief durch. „Tut mir leid, ich hätte warten sollen“, sagte sie kleinlaut. Kari schien das aber nicht so zu sehen. „Mach dir deinen Kopf. Sofortiges Handeln gehört wohl auch zu einem DigiRitter. Ich war früher nicht anders.“ Das Mädchen nickte. „Tut mir leid wegen meinem Vater. Er findet einfach nicht gut, wie ich jetzt bin.“ Kari musterte sie kurz. „Schon gut. Dafür finde ich dich jetzt gut. Und Hebimon bestimmt sowieso, nicht wahr?“ Die kleine Schlange kam wieder zu Kräften. „Ja! Ich würde niemand anderen zum Partner wollen als dich!“, bestätigte es. Tsubasa rutschte beinahe eine Träne herunter. Sie beschlossen, die Suche für heute aufzugeben. Auch Kari war nicht weitergekommen. Es war unwahrscheinlich, dass sich Rurimon weiterhin in Shibuya aufhielt. Es war bestimmt schon weitergezogen. Also suchten die beiden das Weite und schritten Richtung Bahnhof. Das Digimon ganz auf dem Dach des Firmengebäudes nahmen sie nicht wahr. Dieses verstand sich nämlich darauf, sich vor dem Feind verborgen zu bleiben, wie es ein Ninja nun mal tat. Hebimon hatte also ebenfalls versagt, wie es feststellen musste. Zu dumm, dann musste eben ein stärkerer Gegner her. Kapitel 5: Folge 5 - Wiedersehen -------------------------------- Inzwischen war Rurimon wesentlich vorsichtiger und bewegte sich zwischen Gebäuden und Büschen. Es hatte beschlossen, den Straßen fernzubleiben, da die Menschen äußerst negativ auf es reagierten. Rurimon hätte verstanden, wenn sie erst etwas skeptisch auf ihn reagiert hätten, denn immerhin stammte es aus einer anderen Welt. Aber nein, die Menschen schienen regelrecht Angst vor ihm zu haben. Das verunsicherte den Reisenden zunehmend. Nichts lief so, wie sie es geplant hatten. Prismamon hatte versprochen, dass alles besser werden würde. Dass sie in die Menschenwelt reisen und dort Hilfe bekommen würden. Das mit der Menschenwelt war eingetreten, doch Prismamon war weg. Es hatte Rurimon im Stich gelassen. Nein, so durfte es nicht denken. Sein Freund war bestimmt schon auf der Suche nach ihm. Sollte Rurimon etwas unternehmen, um auf sich aufmerksam zu machen? Vielleicht einen großen Tumult? Nein, wenn es sich noch mehr Menschen zeigte, könnten sie versuchen, es zu fangen. Oder Schlimmeres. Es war unklug, dass die beiden zuvor keinen Treffpunkt ausgemacht hatten. Aber wohin war Rurimon eigentlich unterwegs? Das Seltsame war, dass es spürte, nicht blind unterwegs zu sein. Es wurde von etwas angezogen. Es war ein Gefühl, das sich schwer beschreiben ließ. Es hatte etwas mit Vertrautheit zu tun. Ein vertrautes Gefühl. Aber hier in der Menschenwelt? Wo es sich noch nie aufgehalten hatte? Das war eigentlich nicht möglich. Dennoch wurde das Gefühl stärker, je näher es der Quelle kam. Rurimon erreichte nun eine Siedlung mit mehreren Häusern. Es sprang über einen Zaun, direkt in einen Garten. Es sah einige Kinder spielen und versteckte sich deshalb. Als der Vater der Kinder aus einer Tür trat, war erst nicht sein Gesicht zu erkennen. Er sprach mit seinen Sprösslingen und wandte sich dann wieder um. Als Rurimon sein Gesicht erblickte, zuckte es zusammen. Jetzt verstand es dieses Gefühl von Vertrautheit. Takeshi hatte seinen Rucksack gepackt und auch alles andere vorbereitet. Er spürte, dass Prismamon war, was auch ihn anspornte. Es war Wochenende, und somit hatten Takeshi und seine Freunde jede Menge Zeit. Sie hatten beschlossen, die Suche nach Prismamons Freund zu intensivieren. Tsubasa hatte neue Sichtungen im Internet recherchiert und gesammelt. Sie wollten sich aufteilen und die Gegenden um diese herum absuchen. In den letzten Tagen waren sowohl Shun als auch Tsubasa von feindlichen Digimon angegriffen worden. Diese waren auch erpicht darauf, Rurimon zu finden. Sie durften nicht zulassen, dass ihnen dies gelang. Also verließen sie das Haus und steuerten in Richtung des Treffpunkts zu. Dabei handelte es sich natürlich um den Ramen-Laden, der inzwischen zu einer Art Hauptquartier geworden war. Tsubasa und Shun waren bereits vor Ort. Als Takeshi erkannte, dass Davis sie bereits mit einer Schüssel Ramen versorgt hatte, spürte auch er seinen Magen knurren. Schnell setzte er sich zu ihnen und bestellte eine Portion. Davis erfüllte ihm den Wunsch und gab die Bestellung an Veemon weiter. Dieser kannte Takeshis Vorlieben inzwischen ganz gut und beschloss, die besten Ramen vorzubereiten, die den DigiRitter für den heutigen Tag stärken sollten. „Die sind endlos lecker! Ich glaube, ich habe ein neues Stammlokal gefunden“, schwärmte das Mädchen. Takeshi, immer noch wartend, verdrehte die Augen. „Hey, ich habe es zuerst entdeckt“, erinnerte er, war sich aber sicher, dass der Betreiber sich sicher über mehr Stammkundschaft freuen würde. Shun ließ sich wie immer nicht anmerken, ob es ihm schmeckte oder nicht. Dann zog er sein Handy heraus. „Ich habe die Orte der Sichtungen zusammengefasst und aufgeteilt. Ich habe euch alles geschickt, geographisch, so dass ihr einen nach dem anderen abgrasen könnt“, erklärte er. Takeshi klopfte seinem Freund auf die Schulter. Auf ihn war wirklich immer Verlass. Die Eingangstür des Lokals ging auf, und ein weiterer Gast trat ein. Es war ein junger Mann im Anzug und mit einem Koffer. Er war eindeutig ein Geschäftsmann, wohl von irgendeinem Büro. Die DigiRitter sahen unsicher zu ihren Partnern. Eigentlich hätte Davis das Schild "Privatgesellschaft" außen anbringen müssen. Jetzt könnte es Ärger geben, wenn sich ihre Digimon nicht wie Stofftiere verhielten. Der Mann kam vor ihnen zum Stehen und verneigte sich kurz. „Ah, ihr müsst die Neuen sein. Schön, euch kennenzulernen. Bitte habt mit Davis etwas Geduld, er tut sein Bestes.“ Die drei nickten langsam. „Hey, hey, was soll das denn heißen? Ich kann sie genauso gut unterstützen wie jeder andere“, trat Davis aus der Küche und belehrte den Neuankömmling. Zu seinen Füßen erkannten sie ein weiteres Digimon. Es ähnelte einer grünen Raupe, die nun vergnügt zu sein schien, den Mann zu sehen. Sie robbte auf ihn zu und fiel ihm in den Arm. „Ken! Ich habe Veemon und Davis geholfen, Ramen zu machen. Das ist echt anstrengend, weißt du?“, sagte sie. Der Mann zeigte ein Lächeln und hob die Raupe hoch. Er sah zu Davis, der nur die Arme hob. „Er hat es zumindest versucht. Aber wie sich herausstellte, braucht man Arme, um Ramen zuzubereiten.“ Das demotivierte die Raupe nun etwas. „Wormmon wird wohl nie ein begabter Ramen-Koch“, ließ sie ihre Fühler hängen. Der Mann namens Ken lächelte mild. „Keine Sorge, Wormmon, dafür hast du andere Qualitäten“, versicherte er. Dann übernahm Davis die Vorstellung seines Freundes. Es handelte sich um Ken Ichijouji ebenfalls ein Mitglied des Teams. „Kari und TK sind heute verhindert. Sie meinten, ich solle ihren Platz einnehmen und euch bei der Suche unterstützen“, sagte er nun. Davis hob eine Augenbraue. „Was? Du mal nicht arbeiten? Wie kommt's?“ Ken seufzte. „Seit meiner Beförderung kann ich einige meiner Pflichten abgeben. Jetzt, wo die Hochzeit näher rückt, trete ich erst mal etwas kürzer. Du hast ja keine Ahnung, wie viel Planung so etwas beansprucht.“ Tsubasa sprang sofort auf. „Hochzeit? Sie planen zu heiraten?“ Takeshi überraschte es wenig, dass das Mädchen am meisten an dieser Neuigkeit interessiert war. Ken bestätigte es ihr. „In wenigen Wochen. Meine Verlobte... es klingt immer noch seltsam. Jedenfalls ist sie ganz aus dem Häuschen. Jeden Tag kommt ihr eine neue Idee, ich komme gar nicht mehr mit. Aber ich versuche, ihr natürlich so viele Wünsche zu erfüllen wie möglich. Auch wenn mir das mehr Energie raubt als ein Tag mit Überstunden.“ Davis schmunzelte. „Das hätte dir doch vorher klar sein müssen, als du Yolei einen Antrag gemacht hast.“ Ken erhielt sich abrupt. „Ich bereue es nicht! Das werde ich auch nicht, bis zum Ende meines Lebens!“ Tsubasa klatschte euphorisch. Davis ballte eine Faust. „Das ist der Spirit! So wird es mir ergehen, wenn ich Kari zur Frau nehme!“, sagte er entschieden. Tsubasa legte einen Finger auf die Lippen. „Ach, Sie und Yagami-san sind ein Paar? Das habe ich gar nicht wahrgenommen. Ich hatte eher den Eindruck, dass sie und Takaishi-san ein Paar wären.“ Davis ließ die Schultern hängen und lehnte den Kopf gegen die Wand. „Er meinte eher in seinen Wunschvorstellungen“, klärte Ken auf. Tsubasa verstand und tätschelte Davis die Schulter. „Keine Sorge. Die Liebe wird auch Sie noch erreichen“, sagte sie zuversichtlich. Der Ramen-Spezialist bedankte sich, und sein Gesichtsausdruck wurde schon wieder zuversichtlicher. „Danke. Ich wünschte, ich könnte noch so viel Hoffnung und Glauben an die Liebe haben wie ihr in eurem Alter.“ Takeshi und Shun tauschten Blicke. Sie waren hier definitiv fehl am Platz. Während Shun den neuen Helfer in den Plan einweihte, erhielt Takeshi endlich seine Ramenschüssel. Wenig später waren sie gestärkt und beschlossen aufzubrechen. Davis bildete wie immer die Schnittstelle. Prismamon war der erste, der Richtung Tür schritt. Es war fest entschlossen, seinen Freund diesmal zu finden. Takeshis erstes Ziel war ein Spielplatz, an dem einige Kinder einen kleinen, blauen Drachen gesehen haben wollten. Dabei konnte es sich genauso gut um ein Spielzeug handeln. In der Beschreibung stand kein Wort darüber, ob sich der Drache bewegt hatte. Trotzdem hatte Shun ihn in die Suche aufgenommen; sein Freund war überaus sorgfältig. Takeshi wandte seinen Blick in alle Richtungen, auch Prismamon lugte aus der Tasche. Der Junge wusste nicht, ob Digimon bessere Augen besaßen als Menschen. Bei Tieren war dies oft der Fall, aber bei digitalen Wesen? Bald hatten sie den Spielplatz erreicht, doch keine Hinweise. Auch spielten gerade keine Kinder. Da es Wochenende war, unternahmen sie vermutlich gerade etwas mit ihren Eltern. Takeshi seufzte. Auch hier würden sie nichts erreichen. Also setzte er seinen Weg fort und studierte Shuns Plan, wo er als nächstes suchen sollte. Es war schon einige Schritte gegangen, als doch zwei Kinder den Spielplatz stürmten und als erstes die Schaukel in Beschlag nahmen. Takeshi machte Halt und versuchte so freundlich wie möglich zu wirken. Er wollte sie nicht gleich verschrecken. „Hey, Kinder! Na, wie geht’s? Ich bin auf der Suche nach etwas, vielleicht könnt ihr mir helfen. Wart ihr auch die letzten Tage hier?“ Die Kinder zögerten etwas, schüttelten dann aber den Kopf. Allerdings hatte Takeshi auch nicht mehr gehofft. Trotzdem wollte er nicht aufgeben und fragte, ob sie nicht doch einen blauen Drachen gesehen hätten. Der eine Junge sah seine Schwester an. „Das ist doch der Drache von Papa, oder?“ Das Mädchen nickte. „Ja, hört sich ganz nach dem von Papa an.“ Damit hatte Takeshi volle Aufmerksamkeit. „Euer Papa? Könnt ihr mir sagen, wo ihr wohnt?“ Damit war er wohl etwas zu direkt gewesen. Natürlich wurde den Kindern eingeschärft, so etwas nicht preiszugeben. Als er ihre unsicheren Blicke erkannte, holte er prompt Prismamon aus dem Rucksack. „Seht doch! Ich habe auch so eines. Sie nennen sich Digimon und sind ganz zahm.“ Überrascht musterten die Kleinen das kristalline Digimon. Takeshi flüsterte ihm zu, zu lächeln. Sofort waren die Kinder begeistert und wollten mit Takeshis Partner spielen. Dieser tat ihnen den Gefallen, auch wenn es Prismamon missfiel, dass sie an seinen Ohren zogen. Dann übernahm es die Initiative. „Es heißt Rurimon, nicht wahr? Ruri ist mein Freund, ich möchte ihn unbedingt sehen!“, sagte es dann. Die Kinder sahen einander an und nickten dann. Sie waren bereit, Takeshi zu sich mitzunehmen. Ken studierte den Plan, den ihm der Junge namens Shun geschickt hatte. Er war sehr detailliert und ausgearbeitet. Der Junge erinnerte ihn etwas an einen anderen DigiRitter, der inzwischen als Arzt tätig war. Er war sicher, dass er eine gute Ergänzung für dieses neue Team war. Ein Team, das seine eigenen Erfahrungen machen würde; so viel stand fest. Die meisten davon würden sie nicht abnehmen können. Auch Ken war zeitlich sehr eingeschränkt. Doch er war sicher, dass sie mit Davis, TK und Kari die besten Mentoren gefunden hatten. Es war immer noch ein seltsames Gefühl, nun selbst erwachsen zu sein. Dass er in Kürze heiraten würde, fühlte sich immer noch surreal an. Dass Yolei die Richtige war, hingegen nicht. Auch wenn die Vorbereitungen puren Stress für ihn bedeuteten. Auf eine gute alte Digimon-Mission zu gehen, fühlte sich dagegen erholsam an. Darum hatte er sich schnell bereit erklärt, den neuen DigiRittern zu helfen. „Wormmon, wenn du neu in der Menschenwelt wärst, würdest du dich verstecken?“, fragte er an seinen Partner gewandt, den er in einer breiten Tasche mit sich trug. Dieser konnte ihm die Frage aber nicht beantworten. „Keine Ahnung. Ich musste mich nie allein zurechtfinden, du hast mir alles gezeigt und erklärt“, sagte Wormmon. Ken musste ihm recht geben. Rurimon wäre eher menschenscheu und würde sich nicht so einfach zeigen. Vermutlich würde seine Suche ins Leere laufen, und der heutige Tag würde nicht ergiebig sein. Er sollte falsch liegen. Als die erste Person an ihm vorbeilief, nahm Ken noch an, dass sie es einfach nur eilig hatte. Immerhin war der Bahnhof in der Nähe. Beim zweiten Mal dachte er sich bereits mehr. Doch als eine ganze Gruppe eiligst an ihm vorbeilief, wusste er, dass etwas nicht stimmte. „Wormmon“, raunte er seinem Partner zu. Dieses nickte und machte sich bereit. Ken setzte sich in Bewegung und folgte der Richtung, aus der die Menschen flohen. Bald war er an einer Kreuzung angekommen und erkannte die Quelle des Aufruhrs. Ein Digimon stand in der Mitte und hatte bereits einiges an Zerstörung angerichtet. Ken kam davor zum Stehen und musterte es. Es trug eine Rüstung, und nicht zuletzt das Schwert an seiner Hüfte war unverkennbar. Es war löwenartig und besaß blaues Fell mit einer weißen Mähne. „Leo...mon?“, stammelte der DigiRitter. Der Feind wandte sich ihm zu und pustete aus seinen Nasenlöchern. „Vergleiche mich nicht mit dieser schwachen Sub-Spezies. Ich bin LeoHeartmon, der tapfere Krieger! Der König selbst hat mich angeworben, weil er in meine Fähigkeiten vertraut!“, erklärte es. Ken ließ sich davon nicht verunsichern. „Erzähl uns doch von diesem König. Warum habt ihr es auf Rurimon und sein Buch abgesehen? Was genau ist euer Ziel?“, hakte er nach. LeoHeartmon griff nach seinem Schwert. „Unser Ziel ist es, die Menschen loszuwerden! Immer wieder stört ihr den Frieden der DigiWelt!“, rechtfertigte es sich. Ken ballte die Fäuste. „Weißt du, wie oft wir euch schon gerettet haben? Es waren böse Digimon, die euch versklaven wollten. Gegen die sind wir in den Kampf gezogen!“, hielt er ihm vor Augen. Dass er selbst der Digimon-Kaiser war und somit LeoHeartmons Kritik bestätigt hätte, ließ er absichtlich weg. Das würde im Moment alles nur verkomplizieren. „Und habt dabei eine Spur der Verwüstung hinterlassen! Ihr habt euch eingemischt, anstatt uns Bewohnern die Lösung unserer Probleme anzuvertrauen. Ihr habt euch dieses Recht herausgenommen und euch über uns gestellt!“ Nun sprang Wormmon aus der Tasche. „Das ist nicht wahr! Ihr konntet euch selbst nicht schützen, also mussten wir das übernehmen. Wir haben die Schwachen beschützt, weil das nun mal die Aufgabe von jedem ist, nicht nur Einwohnern der DigiWelt!“ Doch dies war nicht das, was LeoHeartmon hören wollte. „Ihr sagt also, ich wäre ohnehin zu schwach gewesen?“ Wormmon bestätigte es ihm, während Ken nicht wusste, ob dies die richtige Strategie war. „Klar! Du hast nichts unternommen, oder? Das ist nun mal die Realität. Mach uns nicht die Passivität von dir und deinen Kameraden verantwortlich!“ Es war nicht die richtige Vorgehensweise. Das Digimon wurde immer erboster und zog sein Schwert. Es ging auf Wormmon los, dieses konnte gerade noch so ausweichen. Ken zog sein DigiVice und machte sich bereit. „Wormmon digitiert zu... Stingmon!“ Sofort war es in der Lage, den Angriff zu kontern. Doch LeoHeartmons Schwert zerschnitt ganze Straßenlaternen und Autos mit nur einem Hieb. „Stingmon! Der Feind ist stark, du darfst ihn nicht unterschätzen!“, warnte Ken. Das Insekten-Digimon war dies bewusst und blieb deshalb auf Distanz. Doch es musste nicht alleine kämpfen. Angelockt von dem Trubel waren auch Shun und Tsubasa endlich aufgetaucht. „Wir werden mit dir kämpfen!“, entschied das Mädchen. Ken nickte. „Gut, aber geht behutsam vor. Eure Digimon haben noch nicht so viel Erfahrung. LeoHeartmon hingegen scheint ein erfahrener Kämpfer zu sein“, warnte er. Die beiden jungen DigiRitter versprachen es und aktivierten dann die DigiVices an ihren Handgelenken. Sofort begannen Hebimon und Koemon zu leuchten. „Hebimon digitiert zu... Julungumon!“ „Koemon digitiert zu... Lianpumon!“ Der Kampf begann, und LeoHeartmon erwies sich als harter Gegner. Das Ninja-artige Digimon auf einem der Hausdächer registrierte dies zufrieden. Es war richtig, ein unkontrollierbares Digimon wie LeoHeartmon zu rekrutieren. Es war durchaus im Stande, die Feinde auszulöschen. Die Kinder hatten Takeshi eine Straße entlang geführt, die direkt zu einem Wohnviertel führte. Sie wohnten zum Glück nicht weit entfernt, sonst hätten die Eltern sie auch kaum alleine zum Spielplatz gelassen. Bald standen sie vor einem Haus, und Takeshi fragte sich, ob Rurimon wirklich drin war. Sie führten ihn und seinen Partner in den Garten. Die Terrassentür stand offen, und sie begaben sich ins Innere. Takeshi machte sich bemerkbar, als er das Haus betrat. Er kam sich etwas unbehaglich vor, einfach so ein fremdes Haus zu betreten. Ein Mann kam aus dem Gang und begrüßte seine Kinder zurück. Gerade als er fragen wollte, warum diese so schnell zurück waren, fiel sein Blick auf den DigiRitter. Dieser verbeugte sich sofort leicht und stellte sich vor. „Verzeihen Sie bitte, aber Ihre Kinder haben mir erzählt, dass Sie ein Digimon bei sich hätten?“ Der Familienvater zögerte. "Du... weißt von Digimon?", hakte er nach. Bevor Takeshi etwas erwidern konnte, sprang Prismamon aus dem Rucksack und baute sich vor ihm auf. "Ich will Rurimon sprechen! Es ist doch hier, oder?" Erstaunt betrachtete der Mann den Neuankömmling. Es dauerte nicht lange, bis Rurimon von der Stimme angelockt wurde. Er eilte ins Zimmer, und er und sein Freund standen sich gegenüber. Sie fielen sich in die Arme und waren froh, sich endlich gefunden zu haben. Die Miene des Mannes erhellte sich. "Jetzt verstehe ich. Junger Mann, kann es sein, dass du auch ein DigiRitter bist?", hakte er nach. Takeshi stutzte. "Auch? Heißt das... Sie sind ebenfalls einer?" Nur 10 Minuten später waren die Kinder beschäftigt, und der Mann hatte Tee zubereitet. Für Prismamon und Rurimon gab es Reste eines Kuchens. Takeshi hatte sich gesetzt und den blauen Drachen gemustert. Das war also Prismamons bester Freund. Dieser trug immer noch eine Tasche. Befand sich darin das Buch, das Koemon und Hebimon erwähnt hatten? Der Mann, der sich inzwischen als Saito vorgestellt hatte, setzte sich ihm gegenüber. "Ich habe schon von neuen DigiRittern gehört, aber dass es eine ganze neue Generation gibt, ist mir neu." Takeshi erzählte, wie er und Prismamon sich kennengelernt hatten und wie Gennai ihnen den Auftrag erteilt hatte. Saito war dieser Name alles andere als fremd. "Das ist schon 20 Jahre her, seit ich und meine Freunde damals in die DigiWelt transportiert wurden. Dort bin ich Rurimon das erste Mal begegnet", begann er dann zu erzählen. Takeshi staunte, dass der Mann tatsächlich ein DigiRitter war. Rurimon war also ebenfalls ein Digimon-Partner. "Wir... haben uns solange nicht mehr gesehen. Damals, als wir gegen die Meister der Dunkelheit gekämpft haben", berichtete Rurimon. Prismamon nickte. "Stimmt. Davon hast du mir ja erzählt. Ich konnte erst nicht glauben, dass du so ein Held warst und die DigiWelt gerettet hast." Sein Freund fühlte sich sichtlich geschmeichelt. "Das war alles nur Dank Saito möglich." Dieser senkte den Kopf etwas. "Würden nicht immer noch Digimon in unsere Welt eindringen... würde ich mich heute fragen, ob das wirklich alles real war. Damals fühlte es sich wie eine Fantasie an. Klar, es war gefährlich, aber es ist inzwischen solange her. So lange seit dem Abschied von Rurimon. Und die anderen von damals... Maki, Daigo... auch sie habe ich seit damals nicht mehr gesehen", schwelgte er in Erinnerungen. Takeshi legte seine Hände auf den Tisch. "Leider scheint Rurimons Welt wieder in Gefahr zu sein. Es scheint eine Art König zu geben, der die Menschen für die ganze Verwüstung verantwortlich macht. Darum ist er hinter deinem Partner her." Saito sah erschrocken zu dem Drachen. "Aber warum? Was will er von dir?" Rurimon zögerte etwas und zog seine Tasche enger zu sich. "Es ist... ein Buch, das ich gefunden habe. Es ist sehr mächtig", verriet er. Saito verstand. "Also wollen sie dich fangen, um damit ihre Macht zu vergrößern. Es scheint sich nicht viel verändert zu haben. Tut mir leid, dass ich damals einfach so gegangen bin." Rurimon schüttelte sofort den Kopf. "Nein, nicht doch. Wir hatten den letzten Kampf gewonnen, und du und die anderen hatten verdient, in eure Welt zurückzukehren. Außerdem hatte ich ja Freunde. Prismamon zum Beispiel! Er hat mich immer unterstützt, und zusammen sind wir in diese Welt gekommen." Saito streichelte seinem Partner den Kopf. Nun meldete sich Takeshis Handy, und er sah nach. Mit Besorgnis las er Shuns Text. "Mist! Scheinbar gibt es einen neuen Digimon-Angriff. Prismamon, wir müssen schnell los!", informierte er seinen Partner. Dieser erhob sich sofort, und auch Rurimon tat es ihm gleich. "Ja! Saito! Bist du bereit?" Doch der Mann wirkte nicht gerade euphorisch. "Ich... kann nicht weg. Meine Kinder, verstehst du?" Takeshi erkannte das Problem. "Rurimon, du bleibst am besten auch hier. Der Feind hat es immerhin auf dich abgesehen. Es wäre schlecht, wenn du ihm jetzt direkt in die Arme rennst." Der kleine Drache wollte erst protestieren, dann sah er es aber ein. "Wir kommen danach sofort wieder hierher", versprach Prismamon, und Rurimon wünschte ihm viel Glück. Dann zogen die beiden los und ließen Saito und Rurimon zurück. LeoHeartmon war es inzwischen gelungen, noch mehr Verwüstung anzurichten. Sämtliche Fenster lagen in Scherben. Gerade bog ein Polizeiauto in die Straße ein, dem Digimon entging es nicht. Ken gab Stingmon den Befehl, den Wagen zu verscheuchen, bevor der Feind ernsthaften Schaden anrichten konnte. Das Rieseninsekt landete auf der Motorhaube, was die Polizisten umgehend zur Flucht bewegte. Julungumons Giftsichel kreuzte sich mit LeoHeartmons Schwert, doch Tsubasas Partner wurde von der Klinge umgehend zurückgeworfen. Lipanpumon testete eine neue Maske, welche ihm ermöglichte, Ranken aus dem Boden wachsen zu lassen, die den Gegner erst einmal fesselten. Doch sie wussten, dass ihn das nicht lange aufhalten würde. Ken überlegte umgehend ihre Optionen. Eine Möglichkeit wäre, auf ein neues Level zu digitierten. Dazu fehlte ihm allerdings Davis. Er wünschte, dass er sie begleitet hätte, doch da war eben nichts zu machen. Stingmon griff erneut an, doch LeoHeartmon löste sich von seinen Fesseln und verpasste dem Digimon einen Hieb. Dieser reichte aus, damit Stingmon seine Haltung verlor und zu Wormmon zurückdigitieren musste. Schnell eilte er zu seinem Freund und fing ihn auf. "Tut... mir leid", keuchte das Raupen-Digimon. Ken versicherte ihm jedoch, dass es alles richtig gemacht hatte. Julungumon und Lianpumon stellten sich dem Gegner erneut, doch sie waren ihm nicht gewachsen. Doch dann traf Verstärkung ein. "Hey! Sorry, dass ihr warten musstet!", kam Takeshi um die Ecke. LeoHeartmon wandte sich von seinen Gegnern ab, um den Neuankömmling zu mustern. "Hmpf! Einer mehr oder weniger macht keinen Unterschied. Euch fehlt der Wille, das wird euer Untergang", knurrte der König. Takeshi und Prismamon bauten sich vor ihm auf, und der DigiRitter aktivierte sein DigiVice. "Unseren Willen wirst du gleich kennenlernen!", rief Takeshi entschlossen. Prismamon begann zu glühen. "Prismamon digitiert zu... PrismKnightmon!" Ein neuer Gegner stellte sich LeoHeartmon entgegen. Dieser zeigte sich unbeeindruckt. "Ein Ritter, ja? Dann zeig mal, was du drauf hast!", forderte der König. Takeshis Partner zog sein Schwert und preschte auf den Feind los. Ihre Klingen trafen aufeinander. "Achtung! Der Gegner ist stark!", warnte Shun. Das war Takeshi auch klar gewesen. LeoHeartmon strahlte eine andere Aura aus. Es fühlte sich nicht einfach nur wie ein rasendes Digimon an. Zudem war es ihm gelungen, PrismKnightmon zurückzudrängen. Es griff mit seinem Schwert an, doch der Ritter sprang einfach über es. Takeshi erkannte, dass sein Freund wesentlich wendiger war. Das mochte daran liegen, dass es aus Kristallen bestand, während LeoHeartmon eine schwere Rüstung trug. Das mussten sie zu ihrem Vorteil nutzen. "OK! Bleib immer in Bewegung, OK? Greif ihn nur an, wenn er nicht direkt vor dir ist!", rief ihm Takeshi zu. Gesagt, getan. LeoHeartmon musste sich erst einmal wenden, doch da war PrismKnightmon schon wieder gegen eine Hauswand gesprungen und über den Gegner. Mit einem Schwerthieb beschädigte es dessen Rückenpanzerung. Ein Fluchen seitens des Feindes. Ein schwerer Hieb nach hinten, doch Takeshis Partner parierte mit seinem Schild. Nun folgte eine Lichtklingen-Attacke gegen die Brust des Gegners, welche Erfolg zu haben schien. Die Rüstung brach aus, und LeoHeartmon prallte zu Boden. Sofort wollte es sich wieder erheben, doch ihm wurde die Spitze des Schwerts entgegengestreckt. Eine Geste, die LeoHeartmon zum Aufgeben bewegen sollte. Erst wollte dieser nicht daran denken, dann erkannte die Entschlossenheit in den Augen seines Herausforderers. Schließlich steckte er sein Schwert wieder in dessen Scheide. Die anderen waren noch nicht so überzeugt von LeoHeartmons Resignation und blieben in Bereitschaft, besonders als sich der Gegner wieder erhob. Doch Takeshi schien keine Bedenken zu haben und gesellte sich zu seinem Partner. „Hm. Ich wurde also vom Gegenteil überzeugt.“ „Gegenteil?“, fragte Takeshi. Das Digimon nickte. „Der König hat mir erzählt, dass Menschen schwach seien und Digimon lediglich ausnutzen. Darum wollte ich es selbst überprüfen, ob dies der Wahrheit entspricht. Nun weiß ich, dass es sich um eine Lüge handelte. Ich konnte mitansehen, wie ihr euch gegenseitig respektiert und gemeinsam kämpft.“ „Warte mal! Soll das heißen, dass du nicht länger unser Feind bist?“, hakte Tsubasa nach. LeoHeartmon verneinte. „Nein, denn ich nenne nur bösartige Krieger meine Feinde. Die Annahme, dass ihr ebenfalls welche wärt, war falsch. Darum beende ich unseren Zwist. Und auch die Armee des Königs verlasse ich wieder.“ Alle schienen froh, dies gehört zu haben. „Kannst du... uns etwas über den Feind erzählen? Also diesen König und seine Armee?“, unternahm Ken einen Versuch. LeoHeartmon musterte ihn. „Ich kann euch nur warnen. Ihr habt euch einen mächtigen Feind gemacht. Ihr mögt noble Absichten haben, doch der König scheint euch zu verabscheuen. Nun, das ist seine Auffassung, ich habe kein Problem mit euch. Ich kann euch nur raten zu trainieren und euch vorzubereiten. Wenn ich meinen Job nämlich nicht beende, wird es jemand anderes tun.“ Er schritt in eines der zerstörten Geschäfte, in dem sich ein immer noch offenes Portal zu befinden schien. Bald war er darin verschwunden. „Hey, wir sollten auch hier abhauen“, schlug Shun vor. Keiner seiner Freunde hatte Einwände. Takeshi hatte auch schon den perfekten Rückzugsort. Also verließen sie das Kampffeld so schnell wie möglich. Bevor die Rettungskräfte eintrafen, befand sich nur noch das ninja-artige Digimon vor Ort. Es war enttäuscht, besonders weil es gleich Bericht erstatten musste. Es huschte durch das offene Portal. Rurimon war froh, dass seinem Freund nichts zugestoßen war. Vor allem, da der Gegner diesmal etwas stärker war. Ken reichte Saito die Hand, während Tsubasa sich und Shun den Kindern vorstellte. Natürlich waren diese ganz aus dem Häuschen, die neuen Digimon kennenzulernen. Das kleine Mädchen begann Hebimon an beiden Enden zu ziehen, welches sich lauthals beschwerte. Der Junge war ganz beeindruckt von Koemons Steinschleuder. Jedoch wurde ihm nicht erlaubt, diese einmal auszuprobieren. Während sie Tsubasa und Hebimon die Kinder überließen, setzten sich die anderen in die Küche und tauschten Informationen aus. „Echt schlimm, dass nun wieder Digimon unsere Welt angreifen“, sagte Saito. Ken gab ihm Recht. „Wir tun unser Möglichstes, um baldmöglichst eine Lösung herbeizuführen“, versicherte er. „Hey“, kam es von Shun. „Könnte uns das Buch dabei helfen, das Rurimon mit sich trägt?“ Der kleine Drache klammerte sich wieder an seine Tasche. Doch Prismamon beruhigte es. „Keine Sorge, sie sind auf unserer Seite. Wenn wir jemandem vertrauen können, dann ihnen.“ Rurimon nickte. Wenn sein bester Freund ihm das sagte, dann musste es stimmen. „Wenn sie hinter dem Buch her sind, wieso zerstören wir es nicht einfach? Dann wäre auch Rurimon außer Gefahr“, kam es Takeshi in den Sinn. Shun schlug ihm auf den Hinterkopf. „Dann finden diese Kerle eine andere Möglichkeit, um ihre Macht zu steigern. Ihr Ziel ist es immerhin, gegen uns Menschen vorzugehen, richtig?“ Ken stimmte zu. „Ja, in der DigiWelt gibt es viele Möglichkeiten, um stärker zu werden.“ Nach einer Weile meldete sich Saito zu Wort. „Dann... könntet ihr bitte Rurimon mit euch nehmen und gut auf ihn aufpassen?“ Sein Partner konnte nicht glauben, was er da hörte. „Was? Aber... ich würde lieber hier bei dir bleiben. Wir haben uns solange nicht mehr gesehen!“, erinnerte er. Saito schien mit sich zu kämpfen. „Aber das geht nicht. Meine Kinder sind in diesem Haus. Ich darf... sie keiner Gefahr aussetzen“, stand für ihn seine Priorität fest. Rurimon starrte ihn an, dann sprang es auf und lief los. Takeshi nickte Prismamon zu, und dieses nahm die Verfolgung auf. Im Hausflur hatte es seinen Freund eingeholt. „Ich... bin ihm völlig egal geworden“, rutschte ihm eine Träne übers Gesicht. Prismamon schritt auf es zu. „Was redest du da für einen Unsinn! Natürlich bist du Saito nicht egal. Freunde sind sich nämlich nicht egal! Saito ist jetzt einfach ein Familienvater und muss auch noch an andere denken. Das bedeutet nicht, dass du ihm nicht auch wichtig bist!“ Rurimon warf einen Blick in das Zimmer, in dem Tsubasa immer noch mit den Kindern spielte. Saito schloss zu ihnen auf und wirkte betrübt. „Rurimon...“ Der kleine Drache fiel Saito in die Arme. „Tut mir leid. Ich wollte deine Familie nicht in Gefahr bringen.“ Saito schüttelte den Kopf. „Aber nein. Du gehörst auch zu meiner Familie. Das hast du schon immer“, versicherte er. Rurimon wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. „Aber... du kannst trotzdem nicht hier bleiben.“ Sein Partner verstand. „Ja, ich möchte deine Kinder nicht in Gefahr bringen. Darum bleibe ich bei Prismamon und den anderen.“ Saito war froh, dass sie das geklärt hatten. Er versprach aber, dass Rurimon ihn gerne besuchen konnte, wenn es Lust hatte. Er und Ken tauschten Kontaktdaten aus, und bald darauf verabschiedeten sie sich. Saito umarmte Rurimon noch einmal, dann widmete er sich wieder seinen Kindern. Diese würde bestimmt noch lange an diesen Tag zurückdenken. Sie beschlossen, zurück zum Ramen-Laden zu gehen und eine Lagebesprechung abzuhalten. Immerhin hatten sie das Ziel erreicht, das Gennai ihnen aufgetragen hatte. Rurimon und sein Buch waren gesichert. Doch wie sollten sie weiter vorgehen? Der Ninja-Digimon verspürte ein mulmiges Gefühl, als es den Thronsaal betrat. Es hatte sich dafür eingesetzt, LeoHeartmon zu rekrutieren. Es wusste, dass dieses nur seinem eigenen Kodex folgte. Es war nicht verlässlich, doch der Ninja hielt es dennoch für eine gute Idee. Jetzt musste es sich rechtfertigen. Der König stand an einem Fenster, von dem aus es tief in die DigiWelt hinabsah. Sein Reich. Er drehte sich nun um, und sein Diener verbeugte sich augenblicklich. „Fumamon, du bist zurück. Aber ohne das Buch. Demnach hat sich LeoHeartmon als untreu erwiesen.“ Das Digimon entschuldigte sich. „Es tut mir leid, verehrter Takutoumon-sama. Scheinbar wurde ich von den Menschen überzeugt, dass ich nicht ihr Feind war.“ Der König trat vor es, seine Miene sprach Bände. „Nein! Menschen sind für die Katastrophen in der DigiWelt verantwortlich. Wir dürfen sie nicht davonkommen lassen.“ Er trug eine Rüstung wie LeoHeartmon, aber mit mehr Farben und auch sein Schwert wirkte wesentlich eindrucksvoller. Fumamon stimmte ihm zu. „Ja, Eure Hoheit. Ich werde sofort einen neuen Krieger als Ersatz finden.“ Doch darauf schien Takutoumon nicht hinauszuwollen. „Nein, du wirst deinen Fehler eigenhändig wieder gutmachen und das Buch selbst holen. Und dabei natürlich unsere Feinde vernichten.“ Fumamon glaubte nicht richtig zu hören. „Aber... Eure Hoheit! Ich alleine habe doch gar keine Chance!“ Dem König schien dies durchaus bewusst zu sein. Deshalb griff er in seinen Mantel und holte einen Gegenstand hervor. Es handelte sich um eine blaue, ovale Kugel, die er seinem Diener nun reichte. „Dies ist eine der fünf Kugeln, die ich in der DigiWelt sammeln konnte. Nimm sie, sie wird dich im Kampf stärker machen.“ Fumamon nahm die Kugel zögerlich entgegen und verstaute sie in seiner Kleidung. „Eure Hoheit, ich danke Euch, dass Ihr mir so etwas Wichtiges anvertraut.“ Der König nickte und schritt zum Fenster zurück. „Bald... sehr bald werden wir die Menschen erledigt haben und dann wird unsere Welt endlich wieder uns gehören“, sagte er zuversichtlich. Dann machte sich Fumamon auf dem Weg, um das Buch zu beschaffen, das den Ausgang in diesem Krieg bedeuten würde. Kapitel 6: Folge 6 - Das Buch ----------------------------- Fumamon war es gelungen, in die Menschenwelt zurückzukehren. Doch diesmal war alles anders. Diesmal hatte sich seine Mission geändert. Der König traute ihm wesentlich mehr zu. Zugegeben, diesmal wurde ihm eine zusätzliche Waffe mitgegeben. Doch Fumamon würde sie nicht sofort einsetzen, erst wenn es nötig war. Doch wie sollte er vorgehen? Spionage war seine Spezialität. Sollte es ins Territorium des Feindes schleichen und das Buch heimlich stehlen? Normalerweise wäre das eine Option, doch diesmal nicht. Der König hatte ihm zusätzlich den Befehl erteilt, den Feind auszuschalten. Ein verdecktes Vorgehen war also nicht möglich. Nur die Konfrontation blieb. Fumamon hatte entschieden, den Gegner zu sich zu locken. Dann würde es vortäuschen, in der Defensive zu sein und bis zuletzt warten, das Hilfsmittel einzusetzen, das ihm der König anvertraut hatte. Wenn die Stärksten der Gegner ausgeschaltet waren, war es ein Leichtes, sich das Buch zu holen. Und so suchte es einen geeigneten Ort aus, um loszuschlagen. Die DigiRitter hatten Rurimon erst in den Ramen-Laden gebracht. Doch als Davis sich das Buch genauer ansehen wollte, reagierte das Digimon verschlossen. Prismamon hatte darum gebeten, seinem Freund etwas Zeit zu geben, und alle hatten zugestimmt. Takeshi hatte Rurimon zu sich nach Hause genommen. Ein Digimon mehr oder weniger hätte auch keinen Unterschied gemacht. Während Prismamon ihm die Hausregeln erklärte, chattete Takeshi noch mindestens eine Stunde mit Shun und Tsubasa. Der letzte Kampf war wirklich hart gewesen, sie wussten nun, wie sich ein Konflikt mit Digimon wirklich anfühlte. Dennoch hatten sie gemeinschaftlich beschlossen, Rurimon zu beschützen. Jetzt, wo sie schon so weit gekommen waren und Rurimon gefunden hatten, würden sie keinen Rückzieher mehr machen. Also hatten sie sich auf den nächsten Tag verabredet. Takeshis Mutter fiel zum Glück nicht auf, dass ihr Sohn diesmal extra bepackt das Haus verließ. Ohne große Umwege suchte er den Laden auf und erkannte, dass er dort nicht allein war. Nicht nur Shun und Tsubasa warteten bereits auf ihn, auch die bekannten Gesichter von T.K. und Kari lächelten ihn an. Veemon versorgte seine Digimon-Kameraden mit Futter, während Davis mit der Reinigung des Tresens beschäftigt war. T.K. räusperte sich nun. „Hallo, Takeshi. Hast du Rurimon mitgebracht?“, fragte er nach. Der Junge nickte und verwies auf seine Tasche. „Sehr gut, dann sind wir ja vollzählig und können aufbrechen“, fuhr T.K. fort. Die neuen DigiRitter sahen ihn aber nur fragend an. Es war Kari, die ihnen auf die Sprünge half. „Wir erwähnten doch unseren Freund, der die Drohne untersucht hat. Er hat inzwischen eine Energiequelle gebaut, die uns helfen soll, auch ohne offenes Portal in der Nähe Kontakt zu Gennai aufzunehmen.“ Koemon sprang nun vom Tisch. „Das ist auch dringend nötig. Wir haben die Mission abgeschlossen und Rurimon gefunden. Jetzt brauchen wir dringend neue Befehle“, sagte es bestimmt. Rurimon sprang aus der Tasche und meldete sich empört. „Er will doch auch nur mein Buch! Aber das kriegt er nicht!“, sagte es entschieden. Hebimon zischte das Drachen-Digimon an. „Na hör mal! Wenn jemand verantwortlich mit dem Buch umgehen kann, dann Meister Gennai!“ Rurimon dachte aber gar nicht daran. „Ich kenne diesen Gennai aber nicht! Das Buch bleibt erst einmal bei mir!“ Shun und Takeshi versuchten zwischen den Digimon zu vermitteln. „Na na! Du kannst ihn ja erst einmal kennenlernen, und dann sehen wir weiter“, schlugen sie vor. Doch Rurimon war nicht überzeugt. Nach einer Stärkung brachen sie auf, und die neuen DigiRitter begleiteten Kari und T.K. zu dem Freund, der den Kontakt herstellen sollte. Sie staunten nicht schlecht, als sie am Ziel vor einem großen Bürogebäude ankamen. Sogar einen Sicherheitsmann gab es hier. Kari wechselte schnell ein paar Worte mit ihm, und sie wurden ohne Kontrolle eingelassen. Im Inneren sah es nobel und professionell aus. „Sicher... dass wir hier richtig sind?“, hakte Tsubasa nach. T.K. bestätigte es hier. „Ja, die Firma gehört unserem Freund Izzy. Er ist hier der Chef, wir werden also keine Probleme haben“, beruhigte er sie. Die Gruppe nahm den Fahrstuhl in einen der obersten Stockwerk und stiegen dort aus. Eine nette Frau im Anzug, scheinbar eine Sekretärin wies ihnen den Weg. Am Ende des Gangs befand sich eine breite Holztür mit der Aufschrift 'Izumi'. TK klopfte kurz, dann wurden sie bereits hineingebeten. Drinnen erwartete sie eine angenehme Atmosphäre. Ein Mann kam auf sie zu und umarmte erst TK, dann Kari. „Hey, danke, dass du Zeit für uns findest.“, begrüßte ihn Kari, doch der Mann winkte ab. "Ach was. Für euch nehme ich mir doch immer Zeit. Und ihr müsst die Neuen sein. Ich bin Izzy.", begrüßte er die drei. Diese stellten sich ordentlich vor und dankten ihm für seine Hilfe. "Gehen wir jetzt in meine Werkstatt.", schlug Izzy vor und öffnete eine Seitentür. Dahinter befand sich ein Raum, der von Computern gerade überquoll. "Ihr könnt eure Digimon ruhig rauslassen. Ich habe hier auch Futter für sie.", schlug ihnen der Firmenchef vor. Das ließen sich Prismamon und die anderen nicht zweimal sagen. Sofort verließen sie ihre unbequemen Transportmittel. Doch sie waren nicht die einzigen. Ein weiteres Digimon flog nun auf sie zu und beäugte sie neugierig. Es schien sich um eine Art Fliege oder Mücke zu handeln. Einem nach dem anderen schüttelte es die Hände. "Guten Tag, ich bin Tentomon. Ich bin Izzys unersetzbarer Assistent.", stellte es sich vor. Damit war bestätigt, dass auch Izzy selbst ein DigiRitter war. Jedoch wirkte er älter als TK und Kari. Er machte nun erst einmal Platz und legte eine vergrabene Tastatur frei. "Habt ihr die Drohne mitgebracht?", wollte er wissen. TK bejahte und holte das Gerät hervor. Er legte es auf den Tisch und Izzy begutachtete es eingehend. Er erkundigte sich, ob es sich seit dem letzten Mal nochmal gerührt hatte, doch die anderen verneinten. "Hey, wer genau ist dieser Gennai eigentlich?", wollte Shun wissen. TK und Kari sahen einander an. Sie hatten keine Ahnung, wie sie das in Kürze erklären sollten. "Wisst ihr... in der DigiWelt existieren nicht nur Digimon. Es gibt auch andere digitale Wesen. Und Gennai ist jemand, der dort für Frieden sorgen will.", meinte Patamon schließlich. Tsubasa nickte. "Er ist also selbst kein Digimon, richtig? Jedenfalls sah er das letzte Mal ziemlich menschlich aus." Izzy hatte die Drohne inzwischen angeschlossen. "Er kann es euch ja selbst erklären. Ich bin soweit." Takeshi machte einen Schritt nach vorne. "Wir können wieder mit ihm reden?" Izzy bestätigte es ihm. "Ich habe mit einem speziellen Programm ein kleines Tor in die DigiWelt geöffnet. Das reicht aus, um die Verbindung aufrecht zu erhalten." Weitere Erklärungen erübrigten sich, denn die Drohne setzte sich wieder in Bewegung und schwebte einige Zentimeter über dem Tisch. Erneut öffnete sich der Monitor, und das Gesicht Gennais wurde erkennbar. "Meister Gennai!", stürmten Hebimon und Koemon darauf los. "Guten Tag! Wie es scheint, geht es allen gut. Das freut mich." Hebimon gab sofort an und berichtete, dass sie Rurimon und das Buch gefunden hatten. Daraufhin wurde das Gesicht des Mannes wesentlich ernster. Er bat darum, Rurimon zu sehen. Dieses zögerte erst, trat dann aber vor. Jedoch holte es sein Buch nicht aus der Tasche, so sehr vertraute es Gennai dann doch nicht. "Gut, dem Feind ist es also nicht gelungen, dich zu bekommen. Damit ist schon viel gewonnen. Ich würde dich bitten, mich in meinem Hauptquartier zu besuchen. Die DigiRitter sind natürlich ebenfalls höflichst gebeten zu erscheinen.", sagte er dann. TK erinnerte sich an das kleine Häuschen mit Teich, an dem sie dem alten Gennai damals das erste Mal begegnet waren. Inzwischen dürfte er seine Basis ausgeweitet haben. Izzy wandte sich an den Hüter der DigiWelt. "Ich kann sie mittels des Tors zu Ihnen schicken, kein Problem.", sprach er. Gennai nickte. "Gut. Aber ich befinde mich derzeit nicht in der DigiWelt, sondern in einer Zwischenwelt. Ich schicke dir die Spezifikationen." Gesagt, getan, tippte Izzy schon auf seiner Tastatur herum und hatte die Änderungen vorgenommen. Kari wandte sich an die Gruppe. "Ach ja, das wird eure erste Reise, nicht wahr?" Tsubasa schüttelte den Kopf. "Reise? Wollt ihr sagen... wir sollen wirklich in die Welt von Hebimon und den anderen?", hakte sie nach. Izzy schüttelte den Kopf. "Die Zwischenwelt, in der sich Gennai momentan aufhält, ist zwar auch digital, aber noch nicht die DigiWelt. Trotzdem werdet ihr bei der Reise digitalisiert werden." Shun sah zwischen den anderen hin und her. "Keine Sorge, kitzelt nur ein wenig", beruhigte sie TK. "Ist das wie durch ein Tor zu springen?", fragte Prismamon sicherheitshalber. Izzy bestätigte es ihm. Für die Digimon würde es keine Veränderung darstellen. Dann bat er alle, die gehen wollten, ihr DigiVice auf einen Monitor zu richten. Dann konnte es auch schon losgehen. Kari und TK schienen daran gewohnt zu sein, Takeshi und Co zögerten noch etwas, bevor sie ihren Arm hoben und das DigiVice vor den Monitor hielten. Dann begannen sie bereits zu leuchten, und sie konnten gar nicht so schnell reagieren, wie sie bereits in den Monitor und somit in eine andere Welt hineingezogen wurden. Izzy lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "So, die werden eine Weile brauchen. Holen wir uns etwas aus der Kantine?", schlug er vor. Tentomon hob seinen Daumen. Davis hatte gerade den letzten Gast im Laden bedient, welcher das Mahl besonders lobte und dann seine Rechnung bezahlte. Kaum war er weg, rief er Veemon, der das Geschirr abräumen sollte. In diesem Moment ging die Tür auf, und ein bekanntes Gesicht trat ein. Ken wirkte etwas erschöpfter als sonst und setzte sich an den ersten freien Tresensessel, den er erreichen konnte. "Einmal wie üblich", bestellte er, und Davis gab die Bestellung weiter. Der Angestellte sah sich um. "Nanu? Wollten TK und Kari heute nicht auch kommen?", fragte er. Sein Freund bestätigte es ihm. "Sie waren da. Sie sind vorhin zu Izzy gegangen. Er wollte den Kontakt zu Gennai herstellen. Die Kids sind ebenfalls dabei", informierte er. Ken nickte, während sich Wormmon aus seiner Tasche befreite und Veemon bittend nach etwas Essbarem ansah. Davis bemerkte, dass sein Freund heute etwas bedrückter wirkte als sonst. "Alles ok? Hat sich Yolei wieder etwas völlig Absurdes einfallen lassen? Das mit der Kostüm-Hochzeit konntest du ihr doch hoffentlich wieder ausreden, oder?", fragte er. Ken konnte ihn da beruhigen. "Ja, die Idee hat sie längst durch eine neue ersetzt. Aber darum geht es nicht. Ich habe jetzt eine Führungsposition und heirate demnächst. Das fühlt sich alles so nach einem neuen Lebensabschnitt an. Ich habe automatisch angenommen, dass die Kämpfe jetzt Geschichte wären. Aber erst die Sache mit Ukkomon und dann Stingmons Niederlage vor einigen Tagen", sprach er sich von der Seele. Wormmon, der dies gehört hatte, fühlte sich etwas schuldig. War es zu sehr außer Form geraten? Eigentlich hätte es den Gegner stämmen müssen. Es hoffte, sein Partner war nicht zu enttäuscht von ihm. Davis verzog die Lippen. „Ja, verstehe schon. Du trägst jetzt mehr Verantwortung wie früher. Keine Sorge, wir kriegen das auch ohne dich hin. Wir ziehen dich nicht mehr in irgendwelche Kämpfe hinein“, versicherte er. Im nächsten Moment meldete sich sein Handy, und Davis ging ran. Es war Izzy. „Hey, kannst du auf Kanal 3 schalten? Ich fürchte, wir haben ein Problem“, sagte Izzy. Davis drückte auf den Knopf des Fernsehers, der meistens nur für Übertragungen von Baseballspielen gedacht war, und schaltete ihn ein. Auch Ken erhob sich, als er die Berichterstattung mit ansah. Der Sprecher berichtete vom Angriff eines Digimon in Chiba, das bereits einiges an Verwüstung angerichtet hatte. „Wir sehen es gerade. Kannst du Takeshi und die anderen nach Chiba schicken?“, fragte er. Doch er wurde enttäuscht. „Geht nicht. Die sind gerade bei Gennai. Kari und TK sind auch bei ihnen. Ich selbst kann auch nicht weg, da ich sie wieder zurückholen muss“, erklärte Izzy. Davis sah Ken an, und Ken Davis. „Wormmon, Überstunden“, sagte er seinem Partner Bescheid. „OK, wir kümmern uns darum“, sagte er Izzy Bescheid und legte dann auf. „Sollen wir vielleicht Cody und Yolei noch als Verstärkung dazuholen?“, schlug Veemon vor. Ken war jedoch dagegen. „Nein, lieber nicht. Cody steckt doch mitten in seinen Staatsprüfungen. Und ich will Yolei nicht noch mehr Stress machen als jetzt schon. Diesmal sind wir ja zu zweit und schaffen das“, sagte er. Wormmon, der seinen Partner diesmal nicht enttäuschen wollte, war zu allem bereit. Davis schloss den Laden ab und gab Ken ein Zeichen, ihm zu folgen. Sie begaben sich nach hinten, wo eine Tür in die Garage führte. „Wir nehmen den Wagen des Betreibers, der hat sicher Verständnis dafür“, meinte Davis und stieg ein. Ken nahm den Beifahrersitz, während die Digimon hinten Platz nahmen. Dann ging die Fahrt bereits los. Takeshi sah immer wieder zwischen Bildschirm und Rurimon hin und her. Die Ähnlichkeit war inzwischen Unverkennbar. „Soll das heißen... Rurimon ist Azulongmon?“, hakte er nach. Gennai bestätigte seine Theorie. „Ja, auch Azulongmon wurde rebootet. Doch bevor das geschah, gelang es ihm, seine magischen Kugeln, welche alle Souveränen umgaben, loszuschicken. Einige verteilten sich in der DigiWelt, einige in der Menschenwelt und drei von ihnen blieben hier. Mit diesen dreien konstruierte ich die neuen DigiVices.“ Kari klatschte in die Hände. „Verstehe! Rurimon ist also das Rookie-Level von Azulongmon. Es schlüpfte aus dem Ei, und wegen des Reboots hat es seine Erinnerungen nicht mehr.“ Gennai bejahte. „So ist es. Danach brachte ich Rurimon in die DigiWelt, doch wir wurden von Schergen des Königs angegriffen. Wir, genauso wie sie, waren hinter dem Buch her.“ „Was genau hat es mit diesem Buch auf sich?“, wollte Shun nun wissen. Gennai änderte das Visual auf dem Bildschirm, und das Buch, das Rurimon in seiner Tasche trug, wurde sichtbar. „Das ist ein uraltes Artefakt, das einst von Quantumon entwickelt wurde. Es ist in der Lage, die Orbs zu erschaffen und wieder zu speichern, welche den Souveränen ihre Kraft geben“, erklärte Gennai. Kari erinnerte sich daran, welche Macht diese Kugeln in sich hatten. Sie besaßen noch mehr Kraft als ihre Wappen und hatten Agumon und Gabumon im Nu zu ihrem Mega-Level verholfen. Wenn der Feind einen solchen Boost erhalten würde, wären sie eine ernsthafte Bedrohung. Rurimon betrachtete das Bild von sich in seiner alten Form. „Ja... ich erinnere mich dunkel. Ich habe das Buch an mich genommen und seitdem führt es mich zu den Kugeln. In der DigiWelt habe ich schon 4 davon gefunden. Aber ich habe auch gesehen, dass der Feind bereits 5 hat“, berichtete es. Für Takeshi war die Situation klar. „Dann müssen wir dringend auf das Buch aufpassen. Der Feind darf nicht noch stärker werden“, stimmte er zu. Die anderen nickten zustimmend. „Wer genau ist dieser Feind? Und wer ist dieser König?“, wollte Kari wissen. Gennai setzte dazu an zu erklären. In der Zwischenzeit war es Izzy noch nicht möglich gewesen, TK und die anderen über die Situation zu informieren. Davis und Ken waren auf dem Weg, doch würden sie ausreichen? Er hatte keine Informationen über den Feind und zapfte deshalb die Überwachungskameras an. Bald hatte er ein gutes Bild von dem Digimon und benutzte den Analyzer. Fumamon, ein Ninja-Digimon, auf Ultra-Level. Er lehnte sich zurück und war sich sicher, dass Davis und Ken mit diesem Gegner fertig werden konnten. Die Beamten für öffentliche Sicherheit hatten bereits eine Großzahl an Zivilisten in Sicherheit gebracht. Sie begannen bereits das Gebiet weiträumig abzusperren, konnten aber nicht ausschließen, dass sich immer noch Menschen im Gebiet befanden. Der Wagen mit Davis und Ken blieb zum Stehen, und zuerst wurden sie aufgehalten. Erst als ein höherrangiger Beamter sie überprüfte, durften sie durch die Absperrung. „Hat durchaus Vorteile, die Stadt so oft gerettet zu haben“, murmelte Davis. Während Veemon noch mit ihm Schritt halten konnte, hielt Ken Wormmon an sich, bis sie den Gefahrenbereich erreicht hatten. „Also gut! Sind alle bereit?“, fragte er, auch wenn sich die Frage erübrigte. Beide DigiRitter hielten ihre DigiVices in die Höhe, welche ihren Partnern Kraft verliehen. „Veemon digitiert zu... ExVeemon!“ „Wormmon digitiert zu... Stingmon!“ Beide preschten nun voran, bis sie den Feind erreichten. Es war ein schwarzes Digimon, das scheinbar bereits auf sie gewartet hatte. Stoisch musterte es sie und schien zufrieden über ihr Erscheinen. Es trat ihnen entgegen und bereitete sich vor. „Ich nehme an, ihr habt das Buch nicht mitgebracht? Das macht nichts, ich hole es mir, nachdem ich euch besiegt habe“, kündigte es an. ExVeemon griff mit Vee-Laser an, während Stingmon mit Letzter Stich versuchte. Beide Angriffe verliefen ins Leere, da Fumamon unglaublich wendig war. Es griff in seinen Mantel und holte Wurfsterne heraus, die es auf den Gegner abfeuerte. Beide trafen und ließen die Digimon auf die Knie sinken. „Davis, der Gegner ist stark“, warnte Ken. Sein Freund stimmte ihm zu. Sie mussten sich ihm anpassen. Also synchronisierten sie und vereinten ihre Partner. „ExVeemon.... Stingmon.... DNA-Digitation!“ Sofort erschien Paildramon in einem weißen Licht und flog in die Höhe, was es ihm erlaubte, den Wurfsternen leicht auszuweichen. „Los, mit dem wirst du doch spielend fertig!“, feuerte ihn Davis an. Paildramon feuerte seine Desperatorraketen ab, versuchte aber, keines der Gebäude zu treffen. Fumamon nutzte diesen Umstand um hinter genau diesen in Deckung zu gehen. Es hatte ja gewusst, dass der Feind stark war, doch genau zu diesem Zweck hatte ihm der König eine Geheimwaffe mitgegeben. Diese holte es nun hervor. Eine blaue, leuchtende Kugel, die es definitiv stärker machen würde. Der König hatte sie ihm anvertraut, es musste sie weise nutzen. Also begann es diese zu schlucken und spürte die Kraft in sich aufkommen. Paildramon hatte es inzwischen eingeholt und feuerte erneut Raketen ab. Diese trafen Fumamon und eine Menge Rauch entstand. „Haben... wir es geschafft?“, fragte Ken. Seine Frage wurde sofort beantwortet. Ein riesiger Datenstrom erklomm aus dem Rauch und eine riesige Gestalt bildete sich. "Verdammt! Ist es... ist es etwa digitert?" schrie Davis erschrocken. Fumamon spürte, wie sich seine Form veränderte, und es fühlte sich noch mächtiger an als bei seiner letzten Digitation. Nun trug es eine schwere Rüstung und einen stabilen Helm. Außerdem spürte es ein Schwert an seiner Seite, mit dem es seine Feinde in Stücke schneiden konnte. Davis' Handy meldete sich, doch er konnte erst gar nicht reagieren. Dann hielt er es sich ans Ohr und vernahm Izzys Stimme. „Ich verfolge die Situation. Es ist zu Tactimon digitiert, ein Mega-Level Digimon. In diesem Zustand kann es verheerende Zerstörung anrichten. Ihr müsst unbedingt aufpassen!“, warnte er seine Freunde. Diese Warnung erübrigte sich, als die beiden zu dem hohen Digimon hinaufstarrten, das einem alten Samurai ähnelte. Tactimon zog nun sein Schwert, welches durchaus beeindruckend wirkte. Paildramon feuerte Raketen ab, doch diese prallten ohne große Wirkung an ihm ab. Tactimon setzte zu einem Hieb an, und Paildramon wies die beiden an, Deckung zu suchen. Der Angriff, den das Schwert verursachte, war verheerend. „Mist, wir hätten doch Verstärkung gebraucht“, sagte Ken. Sein Freund war jedoch gegenteiliger Meinung. „Ach was, so einen schaffen wir doch alleine. Aber wir müssen uns beeilen, das Ding kann eine Menge Zerstörung anrichten. Und es könnten sich noch Menschen hier aufhalten“, führte er ihm vor Augen. Ken nickte, und gemeinsam beschlossen sie, Paildramon auf die nächste Stufe zu digitieren. Gerade noch rechtzeitig, bevor Tactimon einen verheerenden Angriff auf es loslassen konnte. „Paildramon, Mega-Digimon zu... Imperialdramon!“ Da wenig Platz vorhanden war, wechselte dieses sofort in seinen Fighter-Modus, was sich bei dem humanoiden Digimon ohnehin anbot. Durch die Distanz war es ihm erlaubt, das Schwert erst einmal mit seiner Kanone auf dem Handrücken zu blockieren. Doch Tactimon führte einen gezielten Tritt aus, der Imperialdramon nach hinten beförderte. Er krachte direkt in ein Gebäude, und die DigiRitter hofften inständig, dass dieses bereits evakuiert war. Der Feind schwang erneut sein Schwert, doch Imperialdramon konnte gerade noch so ausweichen. Ken wandte sich an Davis. „Hey, wenn es auf einen Schwertkampf aus ist, sollten wir ihm den Gefallen tun, oder was meinst du?“ Davis verstand, worauf sein Freund hinauswollte. Erneut schickten sie ihren Partnern Kraft durch das DigiVice. Imperialdramon begann weißlich zu schimmern und wechselte nach kurzer Zeit in seinen Paladin-Modus. Nun formte sich auch ein Schwert, mit welchem er Tactimon etwas entgegenzusetzen hatte. Beide Schwerter kreuzten sich, und der Klang dröhnte in den Ohren der DigiRitter. Sie feuerten Imperialdramon weiter an, welchem es tatsächlich gelang, den Gegner zurückzudrängen. Die Augen unter Tactimons Helm funkelten rot und erbost. „Der König selbst hat mir den Auftrag erteilt, alle Menschen zu vernichten. Wenn du Verräter mir in die Quere kommst, wirst auch du den Preis dafür zahlen!“, warnte es. Doch davon ließ sich der Drachenkrieger nicht beeindrucken. „Dein König liegt falsch! Menschen tun alles, um uns Digimon zu schützen.“ Tactimon zischte nur. „Lügen! Ich lasse nicht zu, dass du der DigiWelt schadest!“ Jetzt drängte es Imperialdramon zurück. „Gut, dann lässt du mir keine Wahl. Vielleicht wirst du irgendwann zur Einsicht kommen. Aber hier und heute... muss ich dich besiegen! Omega-Schwert!“ Sein Schwert preschte nun nach vorne und zerbrach das von Tactimon. Als nächstes folgte seine Rüstung, und das Schwert zerteilte den Gegner in zwei Hälften. Dieser schrie auf, als er sich langsam in Daten auflöste. Davis und Ken wagten es, sich wieder zu nähern, während sich Imperialdramon aufteilte und wieder zu Veemon und Wormmon wurde. Sie erkundigten sich nach dem Zustand ihrer Partner, doch diese brauchten lediglich eine Verschnaufpause. Davis rief Izzy an und gab Entwarnung. "Sag den Behörden, sie können jetzt die Rettungskräfte schicken. Es sieht nicht danach aus, als ob hier noch jemand wäre, aber sicher ist sicher", gab er durch. Izzy versprach alles weitere zu unternehmen. Ken ging zu der Stelle, wo sich Tactimon befunden hatte. „Irgendwie... verstehe ich den Feind. Er scheint genauso auf eine Sichtweise versteift zu sein wie ich damals.“ Davis hob die Augenbrauen. „Du meinst... als DigimonKaiser? Das war doch etwas anderes. Das war wegen der Dunklen Saat. Dieser selbsternannte König weiß, was er tut. Er wird ja nicht beeinflusst oder so.“ Ken zuckte mit den Schultern. War dem wirklich so? Im Moment wussten sie praktisch nichts über ihn. Izzy hatte alles für die Rückkehr vorbereitet. Zuerst kehrten die jungen DigiRitter zurück. Tsubasa tastete sich erneut ab, ob alles wieder an seinem Platz war. Kari und TK waren die letzten. Izzy stellte fest, dass auch Rurimon zurückgekehrt war. Zusammen mit seinem Buch. Natürlich war er gespannt, was seine Freunde besprochen hatten. Es war TK, der alles im Detail berichtete. Izzy nickte immer wieder. „Verstehe, das ergibt Sinn. Ja, jetzt sehe ich eine gewisse Ähnlichkeit zu Azulongmon. Und seine Kugeln sind in der Tat unglaublich mächtig. Ohne hätten wir vermutlich Gegner wie BlackWarGreymon oder Armagemon damals nicht besiegen können. Wir müssen verhindern, dass sie dem Feind in die Hände fallen.“ Gatomon nickte. „Darum haben wir das Buch wieder zurückgebracht. Bei Gennai wäre es nicht geschützt genug.“ Seine Partnerin stimmte ihm zu. „Ja, Gennai hat zwar Hackmon, der den Dome beschützt, doch das ist der einzige Verteidigungsmechanismus. Wenn der Feind einen ernsthaften Angriff durchführen würde, hätte er keine Chance. Also bleibt Rurimon erst einmal bei uns“, berichtete sie, was sie gemeinsam mit Gennai entschieden hatten. „Außerdem scheint der Feind 5 dieser Kugeln zu haben. Wir müssen uns auf einen ernsten Angriff einstellen“, fügte TK hinzu. Erst jetzt kam Izzy dazu, ihnen zu erzählen, was sich in ihrer Abwesenheit zugetragen hatte. Takeshi fühlte sich schäbig, dass er nicht hatte helfen können. Shun hingegen beruhigte ihn diesbezüglich, da erfahrenere Leute sich um das Problem gekümmert hatten. Sie beschlossen, dass Rurimon vorerst bei Takeshi bleiben sollte, da es sich ohnehin nur ungern von seinem Freund Prismamon trennen würde. „Also gut, die neue Mission lautet, die Kugeln zu finden, die Azulongmon in die Menschenwelt geschickt hat, bevor der Feind es tut“, fasste Koemon zusammen. Die anderen stimmten ihm zu. Izzy bat nun darum, dass sie ihn alleine ließen, da er noch einiges mit den Behörden zu klären hatte. Also verabschiedeten sie sich vorerst, vereinbarten jedoch bereits einen neuen Termin, an dem sie mit Gennai sprechen konnten, nachdem sie Fortschritte erzielt hatten. Draußen versorgte sie Izzys Sekretärin mit Getränken, bevor sie das Gebäude schließlich verließen. Da Kari und TK noch zu tun hatten, verabschiedeten sie sich schon dort und gingen getrennt nach Hause. Auf dem Nachhauseweg wandte sich Takeshi an seinen Partner. „Prismamon, der Feind wird wohl keine Ruhe geben.“ Dieser stimmte zu. „Ja, dann werden wir eben noch stärker. Zuerst wollte ich nur für Ruri stärker werden, aber jetzt auch für dich.“ Takeshi lächelte und war froh, einen Freund wie Prismamon gefunden zu haben. Takutoumon hatte die Niederlage seines Dieners gespürt. Nein, eigentlich hatte es gar nicht erwartet, dass dieser mit einem Sieg davonziehen würde. Er war lediglich dazu gut, die Stärke des Gegners zu testen. Die Schlacht war vielleicht verloren, doch nur das Ergebnis des Krieges war wichtig. Es stapfte in eine große Halle, wo sich bereits 100 seiner Untergebenen versammelt hatten. Er hatte die stärksten von ihnen zu sich gerufen. Er baute sich vor ihnen auf und erhob seine Arme. „Hört mir zu, ihr tapferen Krieger! Ich werde die Menschen auslöschen und die DigiWelt befreien! Aber dazu brauche ich Generäle! Darum habe ich euch hergerufen. Ich möchte, dass ihr gegeneinander kämpft und mir beweist, wer von euch wirklich zum Soldaten taugt. Die vier von euch, die überleben, werden meine Generäle sein. Und die anderen... werden wiedergeboren. In einer Welt, die nicht mehr von Menschen behelligt wird. Los! Zeigt mir, zu was ihr im Stande seid!“, gab er den Befehl. Und sofort begannen seine Untergebenen sich im wahrsten Sinne des Wortes zu zerfleischen. Ein blutiger Kampf entbrach, bei dem am Ende nur vier Digimon übrig bleiben sollten. Diese würden dann Takutoumons Generäle werden und zu unaufhaltsamen Gegnern für die Menschen. Kapitel 7: Folge 7 – Die Bande ------------------------------ Der König beobachtete zufrieden das Geschehen. Eine Vielzahl nutzloser Digimon wurde bereits aussortiert. Datenströme durchfluteten das Schloss, und bald blieben nur noch vier Schatten in der Halle übrig. Das waren sie also, Takutoumons vier Generäle, die ihn zum Sieg führen sollten. „Nun denn! Ihr vier werdet direkt unter mir dienen. Ich werde euch allen einen magischen Orb geben, der eure Kräfte maximiert. Wer von euch wird den Anfang machen und mir seine Nützlichkeit beweisen?“ Eine der Schatten trat ins Licht. Es handelte sich um ein großes Digimon, das einem Golem ähnelte. „Euer Hoheit! Ich bin Gogmamon und stehe zu Euren Diensten! Überlasst mir die Aufgabe, den Feind zu besiegen und das Buch zu beschaffen!“ Takutoumon war zufrieden. Sein neuer General wirkte stark und würde definitiv Ergebnisse liefern. „Dann auf geht's! Reist in die Menschenwelt und zeigt diesen Kreaturen, dass sie sich besser nicht mit uns anlegen sollten!“, befahl er. Gogmamon folgte dem Befehl und versprach, ihn nicht zu enttäuschen. Kyotaro Yamada mochte es nicht, anzustehen. Eigentlich hätte er schon längst im Büro sein müssen. Zugegeben, er war der Chef der Abteilung, aber er konnte sich nicht endlos fernhalten. Doch er hatte einen sehr guten Grund. Nun ja, zumindest seiner Meinung nach. In der Nähe seines Büros hatte ein neues Restaurant eröffnet. In New York war es schwierig, gutes japanisches Essen zu finden. Hier hatte er jedoch definitiv ein neues Lieblingsrestaurant gefunden. Vor allem, weil es Essen zum Mitnehmen anbot und er so keine Zeit verlieren würde. Er bestellte eine Handvoll Takoyaki und ließ sie einpacken. Als er draußen seinen knurrenden Magen hörte, beschloss er jedoch, sich trotzdem hinzusetzen und gleich hier zu essen. Also nahm er an einem der Tische im Freien Platz und packte sein Essen aus. Gerade als er zugreifen wollte, setzte sich jemand neben ihn. Yamada sah auf und erkannte, dass derjenige wie er Japaner war. „Yamada-san! Das ist ja schon eine Weile her, nicht wahr? Was für ein Zufall, dass wir uns hier treffen.“, sagte dieser. Yamada bezweifelte stark, dass es sich um einen Zufall handelte. Nein, definitiv nicht. „Mr. Yagami. Auch schön, Sie wiederzusehen. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte er. Tai lehnte sich vor und verschränkte die Hände. „Ich wollte mich nur erkundigen, wie es so beim FBI läuft. Oh nein, Moment! Ich hörte, Sie wären gar nicht mehr beim FBI, sondern leiten inzwischen die Behörde für digitale Bedrohungen. Ein ziemlicher Karrieresprung, oder?“ Yamada nickte. „Ja, ich kann mich nicht beklagen. Es ist nicht ganz so aufregend wie eure Arbeit, aber das ist mir recht.“, erwiderte er. Tai versuchte zu lächeln. „Das passt dann ja ganz gut, dass ich Sie hier erwische. Ich hätte da nämlich ein paar Fragen. Sie haben doch überall Überwachungsstationen in der DigiWelt installiert, nicht wahr?“ Yamada seufzte. „Es tut mir leid, aber sämtliche Informationen sind geheim. Ich darf keine davon weitergeben, nicht einmal an Sie.“, blieb er hart. Tai nickte immer wieder. „Ja, das verstehe ich natürlich. Aber bitte versuchen Sie auch, mich zu verstehen. Die Sache verhält sich nämlich so... aus unerfindlichen Gründen habe ich vergessen, meiner kleinen Schwester ein Geburtstagsgeschenk zu kaufen. Ich weiß selbst nicht, wie das passieren konnte. Aber naja... sehen Sie... jetzt muss ich ihr irgendwas geben.“ Yamada beäugte seinen Gegenüber skeptisch. „Tja... trotzdem... da kann ich nicht helfen.“, musste er ihn enttäuschen. Tai atmete tief ein. „Ja, das ist echt schlimm. Übrigens, ich wusste nicht, dass sie hier Takoyaki verkaufen.“, meinte er und griff sich eines von Yamadas. Dieser wollte erst protestieren. „Ja... aber auch nur hier. Es war ein Glücksfall, dass dieser Laden hier aufgemacht hat.“ Tai kaute vergnügt und griff sich gleich das nächste. „Also... könnten Sie sich bitte selbst welche kaufen?“, fand er Tais Verhalten etwas frech. Dieser sah zu ihm auf. „Oh, das geht nicht. Wissen Sie, das Restaurant hat vorhin zugemacht.“ Yamada erinnerte sich an die Zeit. Tatsächlich war er einer der letzten Kunden gewesen. Er wollte die Tüte schnappen, doch da hatte Tai sie schon an sich genommen. „Mr. Yamada, ich werde Ihnen erklären, wie das hier funktioniert. Ich werde eines Ihrer Takoyaki nach dem anderen essen, bis Sie mir etwas geben. Und ich warne Sie, ich hatte noch nichts zu Mittag.“ Yamada konnte es nicht glauben. Würde der DigiRitter wirklich so weit gehen? „Aber... ich darf nicht!“, erinnerte er ihn nochmals. Tai nahm ein weiteres Takoyaki und ließ es in seinem Mund verschwinden. Erst als er das nächste griff, gab Yamada nach. „Also gut! Sie haben gewonnen! Aber bitte lassen Sie mir noch etwas übrig!“, knickte er ein. Tai reichte ihm die Tüte, und der Agent zog sie fest an sich. „Sie... hätten nicht so weit gehen müssen...“ Tai sah das anders. "Es gibt eine neue Fraktion in der DigiWelt. Japan wurde in der letzten Woche fünfmal Opfer von Angriffen." Yamada sah ein, dass eine Zusammenarbeit notwendig war. „Gut, diese Informationen sind vertraulich. Bitte geben Sie sie nicht an Unbefugte weiter. Nach dem Reboot fehlte es an Struktur in der DigiWelt. Die Souveränen waren verschwunden, und auch die Präsenz der DigiRitter war nur noch sporadisch. Und dann erschien eine neue Figur auf dem Spielfeld. Ein äußerst starkes Digimon namens Takutoumon, das die DigiWelt im Sturm eroberte. Und damit meine ich nicht gewaltsam. Es überzeugte seinesgleichen und sammelte Anhänger um sich.“ „Und nun hat es sich zum König aufgeschwungen. Ein König, der alles andere als ein Fan von Digimon ist“, fuhr Tai fort. Yamada bestätigte es ihm. „Scheinbar sind sie hinter einer Art Buch her. Sie wissen bestimmt davon.“ Tai nickte. „Ja, wir beschützen es, keine Sorge. Aber wir sollten das Problem klären, bevor Takutoumons Einflussbereich sich noch erweitert.“ Yamada wusste, was der junge Mann ihm gegenüber meinte. Dieses Digimon stellte eine Gefahr dar, die beseitigt werden musste. Die Behörde für digitale Bedrohungen war dazu nicht im Stande, die DigiRitter jedoch schon. „Gut, wir werden versuchen, den Standort dieser Bedrohung herauszufinden. Wir setzen uns dann mit Ihnen in Verbindung“, versprach er. Mehr wollte Tai nicht hören. Er dankte dem Agenten und reichte ihm die Hand. Dann verabschiedete er sich und zog sein Handy. Er aktivierte FaceTime, und wenig später erschien das Gesicht seiner Schwester auf dem Display. Er berichtete, was er herausgefunden hatte, und versprach, weiterhin Informationen zu sammeln. Dann legte er auf. Er war sich sicher, dass Davis und die anderen mit dieser neuen Bedrohung klarkommen würden. Allerdings sollte es auch schon wieder eine neue Generation von DigiRittern geben. Ob diese auch wirklich bereit war? Er hoffte es inständig. Prismamon sowie Rurimon gewöhnten sich langsam an diese neue Welt. Besonders letzteres war bisher nur auf der Flucht gewesen. Ständig von ängstlichen Menschen umgeben zu sein und in Verstecken zu schlafen, hatte das Kleine recht mitgenommen. In Takeshis Bett sah jedoch alles schon ganz anders aus. Es studierte gerade sein Buch, und der Junge erkannte unbekannte Zeichen. Ob es sich dabei um die Sprache der DigiWelt handelte? Schließlich kam er zu dem Schluss, dass er es ohnehin nicht lesen konnte. Er machte sich gerade für die Schule fertig und wandte sich an seinen Partner. „Prismamon, pass gut auf deinen Freund auf, wenn ich weg bin, ja?“ Für das Digimon schien dies selbstverständlich zu sein. Vor allem, da es sich schuldig fühlte, da es Rurimon lange allein gelassen hatte, wo es ihm doch versprochen hatte, ihm beizustehen. Takeshi verließ das Haus und schritt Richtung Schule. In der Klasse erkannte er, wie Shun schon über seinen Büchern saß. Er nahm dieses Schuljahr besonders ernst und wollte seine Eltern nicht enttäuschen. Tsubasa unterhielt sich gerade mit einer Gruppe Mädchen. Es freute ihn, dass sie scheinbar bereits Freundinnen gefunden hatte. Erst in der Pause fanden sie Zeit, um sich zu besprechen. „Hat sich Rurimon gut eingelebt? Hebimon bestand darauf, es bewachen zu wollen.“, sagte Tsubasa. Shun konnte ein Lied davon singen. „Koemon ist nicht anders. Na ja, sie haben auch einen Auftrag erhalten. Auch wenn ich mir dessen nicht sicher bin. Was haltet ihr von diesem Gennai?“ Takeshi überlegte kurz. „Hm. Ich denke nicht, dass er eine schlechte Person ist. Mensch wäre wohl nicht der richtige Ausdruck. Wir sollten uns mehr Sorgen um die Digimon machen, die uns angreifen. Während wir weg waren, haben es Davis-sensei und Co mit einem Gegner zu tun gehabt, gegen den wir keine Chance gehabt hätten. Ich fürchte im Moment sind wir noch zu schwach um Rurimon effektiv zu beschützen.“, sprach er. Das entmutigte vor allem Tsubasa. „Sollten wir das Digimon dann wirklich bei dir lassen? Vielleicht wäre es bei TK, Kari oder auch in der Firma von Izumi-san besser aufgehoben.“, überlegte sie. Shun sah darin keinen Unterschied. „Niemand außer uns weiß, dass es sich in Takeshis Haus aufhält. Darum würde ich sagen, dass es dort erstmal sicher ist.“ „Trotzdem. Ich denke... wir müssen dennoch stärker werden. Wir dürfen nicht hinter den anderen zurückstehen“, war sich Takeshi sicher. Tsubasa hob abwehrend die Hände. „Hey, die haben einfach viel mehr Erfahrung als wir. Da können wir nichts machen“, wand sie ein. Doch so einfach wollte ihr Freund die Sache nicht abtun. „Prismamon möchte seinen Freund beschützen. Und ich als sein Partner muss ihn dabei unterstützen.“ Shun lehnte sich gegen die Mauer. „Ich habe die letzten Tage darüber nachgedacht, was es bedeutet, der Partner eines Digimon zu sein. In erster Linie wohl, mit ihm zu kämpfen.“ Tsubasa sah das nicht unbedingt so. „Nicht nur! Hebimon und ich haben viel Spaß zusammen. Es schlängelt sich zum Beispiel ständig um Körperteile von mir und ist auch sonst recht verspielt.“ Die Jungs mussten ihr rechtgeben. Sie mochten zwar Kampfgefährten sein, aber sie waren inzwischen auch Freunde geworden. Erst wollten sie sich im Rahmen-Laden treffen, doch Takeshi erinnerte sich, dass heute dort eine Feier stattfand. Davis und Veemon würden also rundum beschäftigt sein. Also gingen sie nach der Schule getrennte Wege, und Takeshi marschierte schnurstracks nach Hause. Wie sich herausstellte, war dies die beste Idee. Als er sein Zimmer betrat, zankten sich Prismamon und Rurimon bereits. „Hey, macht ja nichts in seinem Zimmer kaputt, ok?“, schärfte er ihnen ein. Rurimon sprang auf das Bett. „Prismamon hört mir nicht zu! Ich spüre es ganz deutlich! In der Nähe befindet sich eine Kugel, das sagt mir das Buch!“ Takeshi horchte auf. „Ruri wollte die ganze Zeit abhauen, doch ich habe ihm erklärt, dass wir warten sollten“, fügte Prismamon hinzu. Der DigiRitter überlegte kurz. „Bist du dir wirklich sicher?“, wollte er wissen. Doch bei Rurimon schienen keine Zweifel zu bestehen. Also kam er zu einem Entschluss. „Gut, dann gehe ich jetzt erst mal essen. Ich bringe euch dann etwas rauf. Danach können wir gestärkt nach der Kugel suchen“, machte er den Vorschlag. Rurimon gefiel es offensichtlich nicht, solange zu warten, doch schließlich war er einverstanden. Gesagt, getan, verließen die drei kaum eine Stunde später das Haus. Rurimon konnte ihm lediglich die Richtung nennen, in der es die Präsenz der Kraft spürte, die einst Teil von ihm war. Takeshi wanderte Richtung Norden und gab per Handy den anderen Bescheid, was sie vorhatten. Bald waren sie in einer Sackgasse angekommen, doch Rurimon bestand darauf, die Richtung beizubehalten. Also kletterte der Junge über einen Zaun und fand sich auf dem Gelände dahinter wieder. In einiger Entfernung erkannte er ein heruntergekommenes Gebäude. „Das ist die alte Spielzeugfabrik. An die erinnere ich mich, wir haben auf dem Gelände früher oft Kamen Yusha gespielt“, sagte er. „Die Energie kommt aus diesem Gebäude, ich spüre es!“, meinte Rurimon, und Takeshi wagte sich weiter vorwärts. Vor dem Gebäude angekommen, musste er erst einmal einen Einstiegspunkt suchen. Schließlich fand er ein kaputtes Fenster und betrat das Innere. Er musste sich in einem dieser 'Lost Places' befinden, wie es die Leute nannten. Im Inneren gab es natürlich keinen Strom mehr; er musste sich also auf das Sonnenlicht verlassen. Falls er tiefer eindringen musste, konnte er sich auch auf Prismamons besondere Fähigkeit verlassen, die Umgebung zu erhellen. Die beiden Digimon hatten den Rucksack inzwischen verlassen, um effektiver suchen zu können. Rurimon lief nach vorne, auch wenn Takeshi und Prismamon ihm auftrugen, sich nicht zu weit von ihnen zu entfernen. Schließlich lief es in einen dunklen Gang, und die beiden hatten Schwierigkeiten, ihm zu folgen. Dann fanden sie sich in einer schlecht beleuchteten Halle wieder. „Hier ist es!“, verkündete der kleine Drache aufgeregt. Dann hörten sie donnende Geräusche. Takeshi erinnerten sie an eine Gerölllawine. Waren einige Metallrohre umgefallen und kullerten jetzt herum? Nein, als er nach oben sah, erkannte er die Quelle. Jemand stand über ihnen, und er war groß. Er wirkte wie ein großer Steinhaufen, oder eher ein Golem. „Achtung! Das ist ein Digimon!“, warnte Prismamon. Takeshi schnellte nach vorne und ergriff Rurimon. Gerade noch rechtzeitig, denn der Golem sprang herunter und hinterließ einen großen Abdruck im Boden. „Du... du gehörst zum Digimon König! Stimmt doch, oder?“, schrie ihn Prismamon an. Der Golem lachte. „Und ob! Ich bin sogar einer seiner Generäle. Und somit ist es meine Aufgabe, das Buch zu ihm zu bringen. Seht mal, was ich hier habe“, grölte er und holte einen Gegenstand hervor. Es handelte sich um eine der Kugeln, nach denen sie suchten. Nun verstand Takeshi langsam. Hierbei hatte es sich um eine Falle gehandelt. Die Kugel war hier nicht gelandet, sondern hergebracht worden. Und zwar von diesem Digimon. Alles diente nur dazu, Rurimon und somit das Buch an einen abgelegenen Ort zu locken. Takeshi hätte sich am liebsten selbst eine Ohrfeige gegeben; diese Möglichkeit hatte er nicht bedacht. Vorsichtig, während der Golem noch mit Prismamon zu kämpfen hatte, schickte er einen Hilferuf an seine Freunde. Denn dieses Digimon wirkte nicht, als wäre mit ihm gut Kirschen essen. „Rurimon! Versteck dich, bis wir das hier erledigt haben. Es darf nicht bekommen, wofür es gekommen ist“, raunte er dem kleinen Drachen zu. Dieser nickte, und Takeshi kam zu einem Entschluss. Prismamon ächzte nur. „Verstehe. Dieser König hat dich und deine Kameraden also bereits gehirngewaschen. Als ob die Menschen irgendein Interesse hätten, dich aus deinem Lebensraum zu vertreiben.“ Gogmamon zerstörte aus Wut eine der Maschinen. „Als ob ich auf deine Lügen hören würde! Einzig der König allein weiß, was gut für uns Digimon ist!“ Takeshi rannte auf Prismamon zu. „Er will nicht hören, wir müssen es auf die harte Methode versuchen.“ Sein Partner schien die Sache ähnlich zu sehen. Sofort aktivierte Takeshi sein DigiVice und half Prismamon zu digitiert. „Prismamon digitiert zu... PrismKnightmon!“ Sein Partner war bereit für den Kampf, doch der Gegner wirkte gigantisch. Takeshi hoffte inständig, dass er ihm gewachsen war. Er selbst brachte Abstand zwischen sich und dem Kampffeld. Gogmamon schlug mit seinem steinernen Arm zu, doch sein Partner barrierte mit seinem Schild. Dann setzte es sein Schwert ein, doch es konnte Gogmamons steinernen Körper nicht durchdringen. Dieses holte wieder zum Schlag aus, doch PrismKnightmon sprang über es und wich aus. Takeshi stellte fest, dass sein Partner schneller war. Klar, Gogmamon war auch nur eine wandelnde Gerölllawine. Aber würde dieser Vorteil wirklich etwas nützen, wenn das Schwert nicht seinen Körper durchdringen konnte? Auf jeden Fall könnte es den Kampf in die Länge ziehen, bis die anderen hier waren. Aber... sollte Takeshi wirklich auf Zeit spielen? Er hatte sich doch geschworen, stärker zu werden. Wenn er und Prismamon also nicht einmal einen Gegner alleine bekämpfen konnten, wozu dann das Ganze? „OK! Versuche seine Schwachstelle zu finden!“, rief er seinem Digimon zu. PrismKnightmon wollte es versuchen, doch egal welche Stelle es traf, sein Schwert konnte das Gestein nicht durchdringen. Nun war Gogmamon an der Reihe und preschte nach vorne. Takeshis Partner konnte sich gerade noch verteidigen, doch sein Schild bekam einen Sprung. Als nächstes packte Gogmamon das Schwert und brach es in zwei. Das war nun gar nicht gut. Sein Partner hatte seine aktive Waffe verloren, und auch seine defensive war in keinem guten Zustand. Gogmamon ließ nun spitze Steine aus seinem Körper hageln, welche PrismKnightmon kalt erwischten. Es wurde zurückgeschleudert und unter einigen Brettern vergraben. Takeshi fluchte angesichts der Tatsache, dass sein Partner nicht die geringste Chance hatte. Gogmamon setzte sich wieder in Bewegung und stapfte auf die Paletten zu, hinter denen sich Rurimon versteckt hatte. Takeshi wollte loslaufen, um Rurimon beizustehen, doch... er bewegte sich nicht vom Fleck. Was genau hatte er denn vorgehabt? Gogmamon würde ihn nicht einmal beachten, es würde ihn lediglich unter seinen Geröllfüßen begraben. Nein, er konnte Rurimon nicht helfen, er war nur ein Mensch. Das Digimon hatte das Versteck beinahe erreicht. Takeshi sah immer wieder zu der Stelle, wo Prismamon unter die Bretter geraten war. Er rührte sich nicht, er schien vollkommen besiegt worden zu sein. Es war aus. Sie hatten verloren, das war eine Tatsache, die er sich stellen musste. Aber was würde jetzt passieren? Der Feind würde Rurimon und das Buch mit sich nehmen. Vielleicht ignorierte er ihn und... nein, diese Fraktion der Digimon hasste ja Menschen. Gogmamon würde ihn genauso erledigen wie seinen Partner zuvor. Und da wurde Takeshi etwas bewusst. Wenn dem so war... war es ja eigentlich egal. Er rannte los und stellte sich Gogmamon entgegen. Er breitete seine Hände aus und versperrte ihm den Weg. „Keinen Schritt weiter! Ich werde nicht zulassen, dass du dir Rurimon holst! Prismamon hat versprochen, es zu beschützen. Und da ich sein Partner bin, gilt dieses Versprechen auch für mich!“ Der Feind konnte nicht anders, als zu lachen. „Partner? Dein Partner liegt dort hinten! Du bist nur ein schwacher Mensch, was glaubst du schon ausrichten zu können?“ Takeshi musste sich eingestehen, dass es recht hatte. Aber dennoch... welchen Unterschied machte das jetzt? „Na und wenn schon! Natürlich habe ich keine Chance gegen dich, aber ich muss dich trotzdem aufhalten!“, beharrte er darauf. Gogmamon gröllte und hob seinen Arm. Gerade als er ihn nach unten sausen lassen wollte, schloss Takeshi die Augen. Er bereitete sich schon darauf vor, dass dies das Ende seines Abenteuers sein würde. Der Schlag traf nicht ein. Langsam öffnete er sie wieder und erkannte, dass sich jemand zwischen ihn und dem Feind gedrängt hatte. PrismKnightmon hatte sein Schild erhoben und beschützte den DigiRitter. „Achtung! Er ist viel zu stark! Du wirst noch verlieren!“, warnte Takeshi. Doch sein Partner dachte nicht einmal daran. „Und dich im Stich lassen? Ich glaube nicht, dass Partner so handeln. Takeshi! Ich möchte wirklich stärker werden, so wie du gesagt hast. Tun wir es gemeinsam!“, rief das Digimon. Takeshi fasste nun neuen Mut. „Ja! So schnell geben wir nicht auf. Zeigen wir diesem Kerl, was Menschen und Digimon zusammen wirklich ausrichten können!“, sagte er und spürte zugleich wie sein DigiVice glühte. Sein Partner tat es ihm gleich und sofort spürten beide eine neuen Kraft in sich aufkommen. „PrismKnightmon Ultra-Digitation zuuuu..... PrismDukemon!“ Takeshi sah zu, wie sein Partner noch größer und erhabener wurde. Er besaß nun einen Umhang, ähnlich dem von Kamen Yusha. Und in seiner Hand prangte eine mächtige Lanze. Sie hatten es geschafft. Sie waren gemeinsam stärker geworden. „Na schön! Jetzt zeigen wir es ihm aber!“, feuerte er seinen Partner an. PrismDukemon gging in Stellung, dich Gogmamon ließ sich nicht beeindrucken. Erneut hob es seine Pranke und ließ sie herabschnellen. Doch Takeshis Partner blockierte sie einfach mit dem Rücken seiner Lanze. Dann ging es zum Angriff über und bohrte die Spitze in Gogmamons Brust. Dieses torkelte zurück und fluchte. Es setzte erneut mit seinem Felsarm an, doch die Lanze brach durch ihn ließ nur noch Kieselsteine zurück. Gogmamon fehlte nun ein Arm und er war in seinem Kampfstil eingeschränkt. „Gib auf. Du kannst nicht gegen uns gewinnen!“, rief ihm Takeshi zu. Doch der Gegner schien noch nicht am Ende zu sein. „Hehe, ich denke, da irrt ihr euch. Ich habe immer noch einen Trumpf, oder habt ihr das hier schon vergessen?“, sagte er und holte erneut die blaue Kugel hervor. Takeshi und sein Partner mussten mitansehen, wie er diese schluckte und sie ebenfalls zu glühen begann. Dem DigiRitter kam ein übler Verdacht. Auch Gogmamon digitierte nun, und sein steinerner Körper verwandelte sich in Diamanten. Am Ende trug er nicht nur wie sein Partner ein Cape, sondern auch auf seinem Kopf prangten allerlei Edelsteine. Wieder grölte er. „Hahaha! Nun bin ich Blastmon, das ist meine ultimative Form! Sie wurde mir vom einzig wahren Digimon-König geschenkt!“ PrismDukemon konnte gar nicht so schnell reagieren, da traf ihn bereits Blastmons Faust und stieß ihn nach hinten. Takeshi konnte es nicht glauben. Es hatte doch alles so gut ausgesehen. Sie waren am Gewinnen gewesen. „Gib nicht auf! Wir haben immer noch eine Chance!“, rief er seinem Partner zu. PrismDukemon erhob sich und konzentrierte seine ganze Kraft auf seine Lanze. Erneut preschte er nach vorne, doch Blastmon packte sie einfach. Er griff einmal fest zu und ließ sie in tausend Teile zerschmettern. Ungläubig sahen beide zu, wie das Digimon entwaffnet wurde. Ein weiterer Faustschlag sorgte dafür, dass PrismDukemon besiegt wurde und zu Prismamon zurückdigitierte. Dann trat Blastmon das kleine Digimon einfach zur Seite und räumte die Palette aus dem Weg. Rurimon hockte in einer Nische und beschützte seine Tasche. „Da bist du ja. Du kommst jetzt mit mir. Der König wird mir eine schöne Belohnung geben.“ Er streckte seine Hand nach dem Drachen aus, da traf ihn ein Rohr am Kopf. Er drehte sich um und erkannte Takeshi. Dieser kümmerte sich um Prismamon und begann gleichzeitig damit, Dinge nach Blastmon zu werfen. Dieser lachte nur. Was glaubte dieses Kind damit zu erreichen? Aber ihm sollte es recht sein. Es würde zuerst diese Störenfriede vernichten, danach war immer noch Zeit für das Buch. Er schritt auf die erschöpften Feinde zu und bereitete seinen Angriff vor, bis er plötzlich selbst angegriffen wurde. „Desperato-Raketen!“, rief jemand, und schon flogen Geschosse auf ihn zu. Vor Takeshi und Prismamon landete ein Digimon mit Flügeln, das halb nach einem Drachen, halb nach einem Insekt aussah. „Takeshi!“, hörte der Junge seine Stimme und sah zum Eingang. Er erkannte, wie Davis und Ken angelaufen kamen. Sie kamen vor ihm zu stehen und analysierten die Situation. „Prismamon... hat verloren. Obwohl es digitiert ist“, beklagte er. Ken nickte. „Es scheint auf sein Mega-Level digitiert zu sein. Natürlich hattest du da keine Chance. Bring dich in Sicherheit, Davis und ich erledigen den Rest.“ Takeshi wollte bereits folgen, da fiel ihm etwas Wichtiges ein. „Rurimon! Es befindet sich da hinten, wir dürfen es nicht im Stich lassen.“ Die beiden älteren DigiRitter verstanden. „Paildramon, lenk das Ding für uns ab!“, rief Davis und setzte sich dann in Bewegung. Dieses schwirrte um Blastmon herum, während Davis Rurimon packte und damit davonrannte. Zusammen entkamen alle durch den Eingang ins Freie. Im Inneren waren mehrere Explosionen zu hören, dann wurde Paildramon durch eines der Fenster befördert. Blastmon folgte und hinterließ einen tiefen Krater, wo es landete. Aus seiner Faust schossen Edelsteine, die Paildramon trafen. „Ken, wir müssen bei diesem Gegner ernst machen“, meinte Davis, und sein Freund nickte. Sie hielten ihre DigiVices in die Höhe, was Paildramon mehr Kraft verlieh. Sofort leuchtete es, und Takeshi sah zu, wie es immens größer wurde. Es war nun ein riesiger Drache, der Blastmon gegenüberstand. Dieser packte den nun kleineren Gegner und flog mit ihm in die Lüfte. Weit oben angekommen, ließ er ihn fallen, und Blastmon krachte unsanft auf dem Boden auf. Dann wechselte Imperialdramon seine Form und richtete eine gewaltige Kanone auf den Feind. „Laserfinger!“, schoss es einen breiten Strahl ab, der Blastmon kalt erwischte. Es löste sich in Daten auf, und die Gefahr war gebannt. Imperialdramon landete wieder und spaltete sich in Veemon und Wormmon auf. Rurimon sprang von Davis' Rücken herab und wandte sich Prismamon zu. Dieses wirkte sehr lädiert und hatte es schwer, bei Bewusstsein zu bleiben. „Wir müssen Prismamon helfen! Es geht ihm nicht gut!“, sagte es. Takeshi stimmte ihm zu und wandte sich an die älteren DigiRitter. Diese nickten einander zu. „Wir sollten es sicherheitshalber zu Izzy bringen“, entschied er. Niemand hatte Widerspruch. Eine Stunde später saßen sie in Izzys Werkstatt, wie er sie nannte. Da es sich um einen Notfall handelte, hatte er sich extra Zeit genommen. Mit einem Laptop analysierte er gerade Prismamon, das inzwischen vor Erschöpfung eingeschlafen war. Takeshi wanderte nervös hin und her. Ken hatte vorgeschlagen, dass er sich setzen sollte, doch das war ihm im Moment nicht möglich. Endlich war Izzy fertig und wandte sich dem Jungen zu. „Prismamon geht es soweit gut. Die Struktur seiner Daten scheint intakt zu sein. Ich denke, der Kampf hat es einfach zu sehr beansprucht. Gib ihm etwas Ruhe, und es wird sich vollständig erholen“, schlug er vor. Takeshi dankte ihm, und wenig später verließen sie ihn wieder. Während Ken sich gleich verabschiedete, begleitete Davis den Jungen nach Hause. Als sie dort ankamen, wandte sich Takeshi an ihn. „Danke. Ohne euch hätten wir es diesmal nicht geschafft. Dabei sind ich und Prismamon sogar stärker geworden. Und dennoch... hat es nicht gereicht.“ Davis betrachtete ihn einen Moment. Dann folgte ein Klapps auf den Kopf. „Ach, mach dir nichts draus. Weißt du es denn nicht?“ Takeshi wirkte verwirrt. „Was denn?“ Davis grinste. "Ich war auch einmal der Underdog. Das liegt daran, dass DigiRitter und Digimon konstant stärker werden. Du und Prismamon werdet beim nächsten Mal merken, dass ihr schon stärker geworden seid. Es ist eine Entwicklung, sowohl für den Menschen als auch für das Digimon. Deshalb müsst ihr weiterhin zusammenhalten, versteht ihr?" Takeshi beschloss, über die Worte nachzudenken, und verabschiedete sich. In seinem Zimmer legte er Prismamon behutsam ins Bett und ließ es erst einmal schlafen. Rurimon wich nicht von seiner Seite. Ihm wurde bewusst, dass er noch zu wenig über Digimon wusste. Also beschloss er, erst einmal zu recherchieren, um seine Lücken zu schließen. Nächstes Mal wollte er Prismamon unbedingt besser unterstützen als dieses Mal. Nach dem Schreck lud Davis ihn zuerst einmal auf eine Runde Ramen im Restaurant ein. Izzy machte gerade eine Analyse, doch Prismamon würde sich schnell erholen. Takeshi war froh, dass sein Partner so taff war. „Ach, stimmt ja. Ich wollte dir noch etwas geben“, sagte Davis nun. Takeshi horchte auf. „Nachtisch?“, fragte er hoffnungsvoll. Der Ramenkoch schmunzelte, schüttelte dann aber den Kopf. Er ging nach hinten, kehrte aber nach wenigen Minuten zurück. In den Händen hielt er eine graue Box, die er jetzt auf den Tresen stellte. „Hier, das möchte ich dir schenken“, sagte er schließlich und schob sie dem Jungen zu. Takeshi musste sich eingestehen, dass er doch recht neugierig war. Er schob seine Schüssel zur Seite und öffnete den Behälter. Er griff nach dem Gegenstand darin und holte ihn heraus. „Ist das... eine Fliegerbrille?“, hakte er nach. Davis nickte. „Ja, und ab heute gehört sie dir“, sagte er mit Stolz in seiner Stimme. Takeshi verstand aber immer noch nicht. „Ja, aber... was genau soll ich damit?“ Davis knurrte und klopfte seine Hände auf das Holz. „Na hör mal! Die wird von einer Generation zur nächsten weitergegeben! Und jetzt bist du an der Reihe!“, sagte er scharf. Takeshi wusste nicht ganz, wie er dies einschätzen sollte. Meinte Davis mit Generationen seinen Großvater? Die Fliegerbrille wirkte alt und bereits leicht abgenutzt. Dennoch spürte er, dass sie für ihn einen emotionalen Wert haben musste. Er setzte sie einen Moment auf, nahm sie aber wieder ab. „Äh, danke. Vielleicht trage ich sie mal.“ Davis seufzte und resignierte. „Einen Versuch war's wert. Eure Generation ist echt für nichts mehr dankbar.“ Takeshi entschuldigte sich und steckte die Brille ein. Nach dem Essen verabschiedete er sich. Zuhause konnte er aber nicht umhin, sich die Fliegerbrille noch einmal anzusehen. Irgendwie... strahlte sie tatsächlich etwas aus. Kapitel 8: Folge 8 - Entscheidung --------------------------------- Yasui wusste, dass er nachts eigentlich sein Zimmer nicht mehr verlassen sollte. Doch die Schlaflosigkeit plagte ihn, und außer ihm waren ohnehin keine anderen Patienten mehr unterwegs. Nur noch wenige Tage würde er im Krankenhaus verweilen, dann konnte er endlich wieder nach Hause. Er konnte es gar nicht mehr abwarten. Die ganzen Untersuchungen hatten ihn viel Kraft gekostet. Er wollte sich noch ein Getränk besorgen, fand den Automaten aber nicht mehr. Er beschloss einfach in die Lobby zu gehen und dort eines zu holen. Er bestieg den Fahrstuhl und drückte den Knopf für das Erdgeschoss. Dann ging die Fahrt los, doch etwas stimmte nicht. Der Lift hielt nicht im Erdgeschoss, sondern fuhr weiter. Yasui drückte den Knopf noch weitere Male, doch ohne Erfolg. Bald war er im untersten Geschoss angekommen und fluchte. Warum musste das Ding ausgerechnet bei ihm defekt sein? Zumindest war er nicht stecken geblieben. Er betätigte den Notschalter, doch dieser reagierte nicht. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als auszusteigen und jemanden zu fragen. Er fand sich in einem dunklen Gang wieder, er schien sich im untersten Kellerabteil zu befinden. Am Ende des Ganges erkannte er ein Licht und war froh, jemanden gefunden zu haben. Er erreichte eine Halle mit seltsamer Ausstattung. Sie war leer, und Yasui wunderte sich, was das hier sollte. Dann vernahm er ein Geräusch über sich. Er sah nach oben und erkannte Dinge, die von der Decke herabhingen. Yasui erinnerten sie irgendwie... an Kokons? Aber konnte das sein? Dann preschte etwas von oben auf ihn herab, und er verlor das Bewusstsein. Als Shun nach Hause kam, war er erleichtert, dass seine Eltern immer noch nichts von Koemon mitbekommen hatten. Sie hätten ihm bestimmt nicht erlaubt, das Digimon im Haus zu behalten. Nein, sie hätten ihm nicht einmal erlaubt, ein DigiRitter zu sein. Aber hatten sie damit im Grunde nicht recht? War Shun den anderen wirklich eine Hilfe? Er und die anderen waren abwesend, als die Stadt angegriffen wurde. Und letztens, als Takeshi Hilfe brauchte, saß er in der Nachhilfe und konnte ihm auch nicht beistehen. War es dann nicht besser, wenn er Koemon und sein DigiVice an jemand anderen weitergab? Jemanden, der wusste, was er tat? "Shun, wollen wir heute auf die Suche nach den Kugeln gehen?", wollte Koemon wissen. Dieser musste aber verneinen. "Nein, ich habe heute Nachhilfe. Zwar erst später, aber ich sollte mich vorbereiten." Koemon war anzusehen, dass ihn das nicht gerade erfreute. Es stand zu 100% hinter der Sache, während Shun sich ihr nur hin und wieder widmen konnte. Sein Handy klingelte, und er fischte es aus seiner Tasche. Es war eine Nummer, die er erst nicht erkannte. Dennoch ging er ran und meldete sich. "Hallo, hier ist TK. Ich hoffe, ich habe die richtige Nummer erwischt. Spreche ich mit Shun?", wollte er wissen. "Ja, am Apparat. Was gibt es?" T.K ließ ihn nicht lange warten. "Ich hatte mich gefragt, ob du dich heute mit mir treffen könntest. So in einer halben Stunde? Ich bin nicht weit von dir weg." Dies überraschte den Jungen sichtlich. Erst wollte er ablehnen, immerhin hatte er heute noch Nachhilfe. Allerdings würde diese erst in ein paar Stunden stattfinden, also wäre gegen ein Treffen nichts zu sagen. Besonders wenn man bedachte, wie sehr sich die Älteren um ihn und die anderen bemühten, wäre es unfreundlich gewesen abzusagen. Also erklärte er sich einverstanden und sagte zu. Als er auflegte, fragte Koemon, ob es mitkommen dürfte. Shun überlegte kurz. Er hätte T.K fragen können, ob er sein Digimon mitnehmen sollte. Also nahm er das erst mal an und packte Koemon in seinen Rucksack. Er machte sich fertig und schlenderte dann zur Haustür. Seine Mutter erinnerte ihn noch einmal daran, pünktlich zum Nachhilfeunterricht zu erscheinen, immerhin hätte er es nötig. Shun versprach es ihr und verließ das Haus. Er hatte sich mit T.K in der Nähe des Parks verabredet. Kaum war er dort angekommen, ließ er seinen Blick schweifen. Er erkannte den älteren DigiRitter auf einer Parkbank sitzen und machte auf sich aufmerksam. Dieser erhob sich und schritt lächelnd auf Shun zu. "Hey, danke, dass du die Zeit gefunden hast." Shun meinte, dass es kein Problem sei. Allerdings erwähnte er auch seine Nachhilfe. "Keine Sorge, ich habe so etwa zwei Stunden eingeplant", meinte T.K und gab Shun ein Zeichen, ihm zu folgen. Erst zögerte Shun damit zu fragen, was genau dieser plante. Als sie jedoch vor einem hohen Gebäude ankamen, konnte er nicht anders. "Ein Krankenhaus? Was wollen wir denn da?", fragte Shun. T.K rieb sich verlegen am Kopf. "Naja, du hast doch letztens von deiner Lernbehinderung erzählt. Und zufällig habe ich einen Freund, der Arzt ist. Ich dachte mir, dass eine zweite Meinung sicher nicht schlecht wäre." Shun fiel aus allen Wolken. Meinte er das ernst? "Moment mal! Ist ja nett, dass du dir solche Gedanken um mich machst. Aber das geht doch nicht so einfach. Und bezahlen könnte ich so jemanden auch nicht!", wand er ein. Doch T.K winkte ab. "Ach Unsinn, um Geld geht es doch gar nicht. Er ist sehr interessiert daran, dich zu sehen. Und ich versichere dir, dass er sehr gut in seinem Job ist. Sonst würde ich dir das hier nicht vorschlagen." Shun nickte und folgte T.K in das Krankenhaus. Ihm war etwas mulmig zumute. Er stand nicht gerne im Mittelpunkt, auch wenn es schmeichelhaft war, dass T.K sich so viele Gedanken um ihn machte. Dieser hatte sich gerade am Empfang angemeldet. Die Frau am Schalter teilte ihnen mit, dass sie gleich abgeholt werden würden. Dies war auch der Fall, und eine Krankenschwester brachte die beiden in ein Wartezimmer. Koemon beschwerte sich über die speziellen Gerüche an diesem Ort. Es dauerte nur einige Minuten, dann trat ein Arzt in weißem Kittel in den Raum. Er und T.K schüttelten sich sofort die Hände. "Vielen Dank, dass du dir extra Zeit nimmst. Ich schulde dir was." Doch der Arzt winkte ab. "Ach Quatsch. Ich bin inzwischen stellvertretender Chefarzt, ich darf so ziemlich machen, was ich will", schmunzelte er. "Das ist Dr. Kido. Er ist der Freund, von dem ich gesprochen habe. Und außerdem der beste Arzt, den ich kenne", stellte T.K vor. Dr. Kido legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Ich bin wahrscheinlich auch der Einzige, den du kennst, oder?" T.K wand ein, dass es da noch seinen Zahnarzt gab, worauf beide lachen mussten. Shun räusperte sich. "Also... Kido-sensei? Ich weiß nicht, was Ihnen T.K erzählt hat, aber..." Der Arzt griff in seinen Mantel und holte eine Akte hervor. „Nur von deinem Problem. Ich habe mir deine Akte ausgedruckt und studiert. Da gibt es durchaus einige Dinge, die ich nachprüfen möchte.“ Shun staunte. „Ähm... das haben Sie bereits? Wie sind Sie denn da rangekommen?“ Dr. Kido winkte mit der Akte. „Ach, heutzutage sind wir in der Medizin super vernetzt. Ich musste nur angeben, dass ich dein behandelnder Arzt bin. Zugegeben, ich habe dich noch nicht um dein Einverständnis gebeten und muss dies nun nachholen. Du hast doch kein Problem mit mir?“, fragte er. Shun schüttelte den Kopf. Was sollte er sonst tun? Er kannte den Arzt nicht, doch wenn er T.K Glauben schenken konnte, war er hier an der richtigen Adresse. „Gut, dann lasse ich euch beide alleine. Ich muss noch arbeiten, aber du kannst dich ganz auf Joe, also Dr. Kido, verlassen“, sagte T.K noch einmal und verabschiedete sich. Shun bedankte sich noch einmal, bevor der Arzt ihn bat, ihn zu begleiten. Die beiden suchten als nächstes sein Büro auf, wo sich der Junge setzte. Zu seiner Überraschung waren sie nicht allein. Shun hatte es erst für ein Stofftier gehalten, doch dann schlich sich ein weißes, geflecktes Wesen an seinen Rucksack und untersuchte diesen genau. Koemon konnte nicht länger stillhalten und befreite sich. Gegenseitig musterten sich die beiden skeptisch. „Sensei... Sie haben... auch ein Digimon?“, staunte Shun. Joe lächelte mild. „Ja, auch wenn Gomamon stets Unsinn anstellt, wenn ich ihn mit ins Krankenhaus nehme.“ Das Digimon reagierte empört. „Na und? Wenn ich zu Hause bleibe, beschwerst du dich immer, dass ich zu viel fernsehe!“, rechtfertigte es sich. Joe hielt ihm vor, dass dies immerhin die Wahrheit sei. Während die Digimon miteinander spielten, beantwortete Shun dem Arzt einige Fragen. Danach wollte er bei ihm ein EKG durchführen, und Shun begleitete Joe in einen der Behandlungsräume. Der Arzt schärfte den Digimon noch einmal ein, sich ruhig zu verhalten, was diese kleinlaut versprachen. Shun kannte diese Prozedur bereits und verhielt sich währenddessen ganz still. 20 Minuten später saßen sie wieder im Büro, und Joe überprüfte die Ergebnisse. Shun wagte es nicht, ihn währenddessen zu unterbrechen. Schließlich sah Joe zu dem Jungen auf. „Ah ja, das habe ich mir gedacht. Ich denke, dein Arzt hat das falsche Medikament empfohlen. Für Personen jüngeren Alters ist es in Ordnung, aber bist du inzwischen bereits Mittelschüler, richtig? Ich würde deinem Hausarzt gerne ein anderes vorschlagen.“ Shun nickte. „Wenn Sie das für richtig halten“, fiel ihm nichts Besseres ein. Joe war von seinem Vorschlag jedoch überzeugt und reichte dem Jungen seine Visitenkarte. Sie machten aus, dass sich der Junge in einigen Wochen noch einmal melden sollte, nachdem das Medikament erste Wirkungen zeigte. Shun dankte Joe vielmals, und mit Koemon im Gepäck verließ er das Büro wieder. Draußen, als er sich gerade verabschieden wollte, wurde Joe von einer Schwester angesprochen. „Was? Sind Sie ganz sicher? Ein weiterer Patient ist verschwunden?“, flüsterte sie ihm zu. Die Frau nickte. „Ja, ich glaube auch nicht, dass sie einfach gegangen sind, ohne sich abzumelden. Vor allem, weil ihre Kleidung noch in ihren Zimmern ist. Sollten wir die Polizei nochmal herholen?“ Joe überlegte angestrengt. „Uns wird wohl nichts übrig bleiben. Bitte kümmern Sie sich darum.“ Der Arzt wandte sich an Shun und entschuldigte sich. „Wie du siehst, haben wir hier immer eine Menge zu tun. Wir haben ja alles Nötige vereinbart. Du findest allein raus, ja?“, sagte er noch und machte sich dann auf zu gehen. Shun hatte Verständnis dafür und schritt zur Treppe. Während er noch über alles nachdachte, steuerte er auf den Ausgang zu und trat ins Freie. Dort wurde er jedoch von einem bekannten Gesicht überrascht. Es war jemand, den er bereits seit Jahren kannte. Nein, mit dem er sogar in eine Klasse ging. „Shun? Was machst du denn hier?“, fragte Takeshi überrascht. Der Junge war selbst daran gewesen, diese Frage zu stellen. „Im Krankenhaus? Lange Geschichte. Aber was willst du hier?“ Takeshi druckste etwas herum. Dann deutete er auf seinen Rucksack. „Rurimon hat eine neue Kugel geortet. Sie ist ganz in der Nähe, er vermutet sie im Krankenhaus.“ Shun verstand. Scheinbar würde er hier erstmal doch noch bleiben. Dann fiel ihm jedoch etwas Wichtiges ein. „Ok, kannst du alleine übernehmen? Ich habe gleich Nachhilfe, meine Eltern ticken aus, wenn ich da nicht aufkreuze.“ Takeshi kannte seinen Freund und hatte deswegen Verständnis dafür. „Klar, Prismamon geht es schon viel besser. Wir kriegen das hin“, versicherte er. Die beiden verabredeten sich später zu telefonieren, dann huschte sein Freund bereits an ihm vorbei. Shun beschleunigte seinen Schritt. Er war bereits einige Meter gegangen, da meldete sich Koemon in einem Rucksack. „Hey, ist das wirklich in Ordnung? Es ist unsere Mission, die Kugeln einzusammeln. Sollten wir Takeshi und Prismamon da nicht unterstützen?“ Sein Partner knirschte mit den Zähnen. „Ich habe eben keine Zeit! Verstehst du das nicht? Ich kann mich nicht immer um eure Probleme kümmern!“, schnauzte er ihn an und beschleunigte sein Tempo. Koemon wagte es nicht, ihm zu widersprechen. Es stimmte, es forderte zu viel von dem Menschen. Shun wurde in diesen Konflikt hineingezogen. Er half nur aus Freundschaft. Takeshi versuchte sich zu orientieren. Ein Krankenhaus beinhaltete eine Menge Räume; sie konnten sie unmöglich alle absuchen. „Hey, kannst du sagen, wo genau sich die Kugel befindet?“, raunte er nach hinten. Rurimon und Prismamon, die sich in seinem Rucksack aneinander schmiegten, hatten es alles andere als bequem. „Ich spüre.... die Kraft unter uns!“, sagte es dann. Unter uns bedeutete also im Keller. Takeshi suchte eine Treppe oder einen Fahrstuhl. Letzteren hatte er schnell gefunden und betrat ihn. Er betätigte den untersten Knopf, auch wenn es Besuchern sicher nicht erlaubt war, dieses Stockwerk zu betreten. Doch dies war ein Ausnahmefall; sie mussten einen wichtigen Gegenstand sicherstellen. Bald waren sie unten angekommen und stiegen aus. Doch der Gang, in dem sie landeten, war nach wenigen Metern zu Ende. Hier schienen nur Gerätschaften gelagert zu werden. Doch Rurimon strampelte in seinem Rucksack, woraufhin er es zusammen mit Prismamons ins Freie ließ. „Ich spüre hier eine Barriere! Erschaffen von einem Digimon!“, sprach der kleine Drache dann. Takeshi staunte. „Eine Barriere? Also so etwas wie ein Schutzschild?“ „Kannst du sie aufbrechen?“, wollte Prismamon wissen. Rurimon öffnete seine Tasche und holte sein Buch heraus. Er blätterte durch die Seiten, bis er scheinbar an der richtigen Stelle angekommen war. Er hob den Finger seiner Klaue hoch, an welchem sich eine kleine Flamme zeigte. Er hielt sie gegen die Wand, welche auf wundersame Weise verschwand. Dahinter wurde ein weiterer Gang sichtbar. Alle nickten einander zu und wagten sich dann voran. Bald waren sie in einer Halle angekommen, die zumindest auf den ersten Blick leer wirkte. Prismamon war der erste, der ihn darauf aufmerksam machte und nach oben zeigte. Takeshi erkannte mehrere Kokons von der Decke herab hängen. Dann ging alles sehr schnell. Eine Art Netz wurde auf Prismamon und Rurimon geworfen, das sie einhüllte und nach oben zog. Takeshi wollte reagieren und sein DigiVice benutzen. Doch er war nicht schnell genug. Fäden trafen seinen Arm und wickelten sich dann um den Rest seines Körpers. Bald war er komplett eingehüllt und ebenfalls in einen Kokon gewickelt. Er zappelte und versuchte sich zu wehren, doch da wurde er bereits nach oben gezogen. Shun studierte die Uhrzeit auf seinem Handy und stellte fest, dass er sich beeilen musste, wenn er nicht zu spät zur Nachhilfe kommen wollte. Da er sich doch etwas schäbig fühlte, Takeshi allein mit der Sache gelassen zu haben, beschloss er, diesen im Gehen noch einmal anzurufen und sich nach dem aktuellen Stand zu erkundigen. Es klingelte, doch sein Freund ging nicht ran. Shun wartete und wartete, dann legte er auf. Es war sicher nichts, Takeshi war sicher nur beschäftigt. Aber wenn er doch nur nach dieser Kugel suchte, hätte er dann nicht Zeit, ans Handy zu gehen? Shun wurde mulmig zumute. Was, wenn etwas passiert war? Letztes Mal war Takeshi in eine Falle gelaufen, als er nach einer dieser Kugeln gesucht hatte. Es war unwahrscheinlich, dass sich dies einfach so wiederholte. Doch konnte man auch nie sicher sein. Was sollte Shun also unternehmen? Er musste zur Nachhilfe. Sollte er Tsubasa verständigen? Oder einen der älteren DigiRitter? Aber diese würden ewig brauchen, um das Krankenhaus zu erreichen. Shun hingegen musste einfach nur zurücklaufen. Doch dann konnte er seinen Nachhilfeunterricht vergessen. Seine Eltern wären alles andere als begeistert. Wenn es jedoch um die Sicherheit seines Freundes ging, konnte die Entscheidung nur wie folgt lauten. "Koemon, wir gehen zurück. Mach dich bereit, falls wir wieder auf ein Digimon treffen", sagte er seinem Freund. Dieser verstand und holte seine Steinschleuder hervor. Shun rannte los und brauchte nur wenige Minuten, bis er wieder vor dem Krankenhaus stand. Er trat ein und erkundigte sich beim Empfang, ob dieses vielleicht seinen Freund gesehen hatte. Dies war zum Glück tatsächlich der Fall. Ein Junge, auf den Takeshis Beschreibung passte, war in den Fahrstuhl gestiegen. Shun bedankte sich und trat ebenfalls in den Lift. Doch wohin hatte es seinen Freund verschlagen? "Shun, wenn ich ein Digimon wäre, würde ich mich im Keller verstecken. So würde ich den vielen Menschen hier entgehen", kam es von Koemon. Der Junge hielt den Vorschlag für sinnvoll und betätigte den Knopf für das unterste Geschoss. Schon ging die Fahrt los und es ging nach unten. Als die Tür aufging, schlug ihnen Dunkelheit entgegen. Shun ließ Koemon heraus und gemeinsam wagten sie die ersten Schritte. "Shun! Sieh mal da vorne!", machte ihn das Digimon auf etwas aufmerksam. Sie erkannten ein großes Loch in der Wand, das definitiv nicht natürlich war. Sie zwängten sich durch und erreichten am Ende eine geräumige Halle. Sie hatten gerade die Mitte erreicht, als eine Warnung seitens Koemon erfolgte. "Shun, zur Seite!", rief es, doch der Junge konnte kaum reagieren. Koemon ergriff seine Steinschleuder und feuerte ein Geschoss ab. Shun sah nach oben und beobachtete, wie ein Konstrukt aus Fäden in Flammen aufging. Schnell ging er in Deckung und versuchte, sich der Situation bewusst zu werden. Über ihm an der Decke hingen mehrere Kokons, als hätten sich mehrere Raupen verpuppt und seien dabei, sich in Schmetterlinge zu verwandeln. "He he hehe. Schon verrückt, wie viele von euch Menschen sich inzwischen zu mir hinunter verirren. Und Digimon sind sogar auch einige dabei", erklang eine Stimme von oben. Shun versuchte, die Quelle der Stimme ausfindig zu machen. Sie kam ebenfalls von oben. Dort löste sich nun ein Schatten, und etwas schwang nach unten. Der DigiRitter erkannte einen großen, roten Tausendfüßler. Das Beängstigende war, dass seine Füße Klingen waren. "Bist du hierfür verantwortlich? Und was ist mit meinem Freund?", warf Shun ihm entgegen. Der Tausendfüßler lachte. "Ich bin Katabiramon, ein treuer Diener des Digimon-Königs. Und dein Freund schlummert hier oben bei mir. Eigentlich sollte ich nur diese Kugel zu meinem Meister bringen. Aber ich nutze die Chance, um noch ein paar Menschen zu verschlingen." Shun ballte die Fäuste. "Du glaubst ernsthaft, dass ich das zulasse? Koemon, bist du bereit?" Der kleine Affe nickte und wartete darauf, dass sein Partner das DigiVice aktivierte. "Koemon digitiert zuuuu.... Lianpumon!" In dieser Form war es ihm möglich zu schweben. Es nahm diese Chance wahr und war bald auf Augenhöhe mit Katabiramon. "Lass alle Menschen frei, oder trage den Preis!", warnte Lianpumon ihn. Doch der Gegner schien nicht daran zu denken. Er griff mit seinen Klingen an, doch Lianpumon wich geschickt aus. Es wechselte nun die Maske, was ihm erlaubte, Wind-Attacken einzusetzen. Es wehte die Kokons durcheinander, welche den Halt verloren. Bevor sie zu Boden stürzen konnten, fing es jeden davon auf und platzierte sie langsam auf dem Untergrund. Katabiramon nutzte den Moment der Ablenkung und schoss seine Fäden auf den Eidringling, erwischte Lianpumon voll. Dieser war von klebrigen Fäden umgeben, aus denen es sich nicht allein befreien konnte. Katabiramon zog es hoch und wetzte seine Klingen. Shun konnte nur hilflos zusehen. "Du musst dich befreien! Komm schon!", rief er. Doch der Erfolg blieb aus. Der Tausendfüßler lachte und wollte Lianpumon bereits verschlingen. "Harpune!", erklang plötzlich ein Geschoss, das Katabiramon traf und nach hinten warf. Jedoch ließ es den Kokon mit Lianpumon dabei nicht los. Shun drehte sich um und erkannte... ein großes Wahlross? Zuerst dachte er an einen weiteren Gegner, dann erkannte er Dr. Kido dahinter hervorkommen. "Dachte ich es mir! Ein Digimon steckt also dahinter", kommentierte er. Shun nickte. "Ja, er hat Lianpumon in seinem Kokon gefangen! Es kann sich nicht befreien!", beklagte er. Der Arzt wirkte ernst. "Nein, ich bin sicher, dass dein Partner dazu im Stande ist. Du musst nur an ihn glauben." Shun sah zur Seite. Das war leichter gesagt als getan. Klar, sein Partner war stark, aber was konnte er selbst dazu beitragen? Er war es immerhin nicht. Er war weder gut im Lernen, noch im Kämpfen. Das war die traurige Realität. Katabiramon näherte sich nun mit seinen Klingen dem Gefangenen, der immer noch hilflos strampelte. Shun hätte sich ohrfeigen können. Wieso dachte er in dieser Situation wieder nur an sich? Sein Partner war derjenige, der gerade Hilfe brauchte. "Hey, Kumpel! Ich glaube an dich, hörst du? Mach ihn gefälligst fertig, ja?", feuerte er seinen Freund an. Das Digimon schien neue Kraft zu schöpfen. Und es begann plötzlich zu leuchten. Shun und Joe sahen zu, wie es sich zu verformen begann. "Lianpumon Ultra-Digitation zuuuu.... Xingtianmon!" Wie aus dem Nichts erschien eine große Axt in der Hand des Digimon, mit der es den Kokon in zwei teilte und sich davon befreite. Seine Masken hatte es verloren, dafür schien sein gesamter Oberkörper aus einer grausigen Maske zu bestehen. Auch die Fähigkeit zu schweben hatte es verloren, was jedoch kein Problem darstellte. Es konnte sich leicht an den Wänden abstützen und war immer noch so wendig wie zuvor. Katabiramon nahm die Verfolgung auf und kreuzte die Klingen mit Xingtianmon. Dessen Axt war jedoch wesentlich größer und ähnelte dem Gesicht eines Onis. Es schleuderte den Tausendfüßler zurück. Dieser sprühte erneut seine Fäden, war aber zu langsam. "Donnergebrüll!", ließ es einen Blitzschwall aus seinem Maul schießen, der Katabiramon traf und eine Explosion verursachte. Das feindliche Digimon löste sich in Daten auf, und die Gefahr war gebannt. Shuns Partner landete auf dem Boden, während sich Joe um die Kokons kümmerte. "Wir müssen sie unbedingt davon befreien!", sagte er, und Shun nickte seinem Partner zu. Mit dessen Axt konnte er, zum Glück behutsam, alle Kokons aufschneiden und die Menschen darin befreien. Takeshi, Prismamon und Rurimon waren die letzten. Joe wies Shun an, Hilfe zu holen. Dieser wandte ein, dass es schwierig war, die Situation hier unten zu erklären, doch davon wollte der Arzt nichts wissen. Für ihn hatten die Patienten eindeutig Vorrang. Eine Stunde später saß Takeshi in einem Behandlungsraum, was dieser jedoch völlig übertrieben fand. Er war nicht verletzt und wollte Joe nicht länger in Beschlag nehmen. Dieser versicherte jedoch, dass seine Kollegen sich um die Patienten kümmerten, die sie von unten nach oben transportiert hatten. Einige von ihnen waren etwas dehydriert, aber ansonsten würden sie sich wieder erholen. Koemon und Gomamon saßen daneben, aneinandergekuschelt. Shun versorgte sie gerade mit Leckerlis. Besonders Koemon hatte sie sich verdient. Seine Entwicklung wirkte wirklich angsteinflößend, aber auch sehr cool. Sie hatten sie zusammen durchgemacht, und Shun schätzte seinen Freund inzwischen als Partner nur umso mehr. Rurimon hatte inzwischen die blaue Kugel an sich genommen, die sie in einem der Kokons sichergestellt hatten. Er öffnete sein Buch, welches die Kugel sofort absorbierte und in sich aufnahm. Shun vermutete, dass sie damit erstmal in Sicherheit war. "Ich bin euch zu Dank verpflichtet. Ohne euch hätte dieses Digimon bestimmt noch mehr Menschen entführt", kam es von Joe. Shon wehrte ab. "Nein, ich bin sicher, Sie hätten es auch ohne uns geschafft." Takeshi musste ihm innerlich rechtgeben. Wenn er daran dachte, wie kompetent Davis und Ken an den letzten Kampf herangegangen waren, war er sich sicher, dass Joe den Feind auch selbst erledigt hätte. "Danke, aber meine Aufgabe ist es inzwischen, mich um Verletzte und Kranke zu kümmern. Darum bin ich Arzt geworden", sagte er zuversichtlich. Wenig später verabschiedeten sich Takeshi und Shun und traten den Heimweg an. "Hey, du hast deine Nachhilfe verpasst, oder? Soll ich dich nach Hause begleiten, damit deine Eltern nicht so ausrasten?", schlug der Junge vor. Shun schüttelte den Kopf. Er war zwar dankbar für den Vorschlag, doch er wollte Takeshi nicht in seine Angelegenheiten hineinziehen. Sie verabredeten sich auf morgen in der Schule, dann trennten sie sich. Shun war etwas mulmig zumute, als er sein Haus betrat. Zu seinem Leidwesen waren nicht nur seine Mutter, sondern auch sein Vater anwesend. Er beschloss, die Belehrung schnell hinter sich zu bringen und suchte sie direkt auf. "Ah, Shun, wir haben bereits davon erfahren", sagte sein Vater. Der Junge wirkte etwas verdutzt. "Erfahren? Was denn?" Seine Mutter bereitete gerade das Essen zu. "Dr. Kido hat angerufen. Er hat sich entschuldigt, dass du wegen ihm die Nachhilfe verpasst hast. Aber er klang sehr zuversichtlich bezüglich der neuen Medikamente. Wenn sie wirklich helfen, werden sich deine Noten bestimmt verbessern." Sein Vater stimmte ihr zu. "Du hättest uns gleich Bescheid sagen können. Wir hoffen natürlich das Beste. Schließlich denken wir nur an deine Zukunft." Shun nickte nun verstehend. Joe hatte sich also für ihn eingesetzt. Der Junge verspürte eine tiefe Dankbarkeit. Beim Essen wich er allen Fragen aus, die verraten hätten, warum er die Nachhilfe wirklich hatte ausfallen lassen müssen. Danach zog er sich in sein Zimmer zurück und streichelte Koemon über den Kopf. "Sag mal... was hältst du davon, wenn wir morgen etwas Spaßiges unternehmen? Wir könnten ein Spiel spielen", schlug er vor. Koemon wunderte sich etwas, dann grinste es. „Ja, ich möchte noch eine Menge mit dir zusammen unternehmen!“, stand für es fest. Kapitel 9: Folge 9 – Liebe -------------------------- Im bequemen Sitz des Flugzeugs saß sie und betrachtete durch das kleine Fenster die Lichter der Stadt unter sich. Sie spürte die Aufregung in der Luft, als das Flugzeug langsam zur Landung ansetzte. Es war eine Reise voller Erwartungen und Vorfreude gewesen, und jetzt war der Moment gekommen, an dem sie endlich ihr Ziel erreichen würde. Schließlich hatte sie hier eine wichtige Aufgabe. Das Summen der Triebwerke wurde lauter, als das Flugzeug tiefer nach unten glitt. Sie spürte, wie sich ihr Herz schneller schlug, als sie sich dem Boden näherte. Als das Flugzeug schließlich die Landebahn berührte, spürte sie einen leichten Ruck. Vor ihr erstreckte sich das Flughafengelände mit seinen beleuchteten Landebahnen und geschäftigen Terminals. Das Surren der Triebwerke verebbte langsam, während das Flugzeug zum Stillstand kam. Mit einem erleichterten Seufzer löste sie ihren Sicherheitsgurt und erhob sich aus ihrem Sitz. Sie griff nach ihrem Handgepäck und machte sich bereit, das Flugzeug zu verlassen. Es war noch früh am Morgen, als das Flugzeug auf dem Flughafen Haneda landete. Die Passagiere stiegen aus, darunter auch die stilvoll gekleidete Frau mit breitem Sommerhut und rosafarbenem Kleid. In ihrer Begleitung befand sich ein Kind – oder so würden es die anderen Fluggäste zumindest wahrnehmen. Es war recht klein und trug ebenfalls einen Hut und eine Sonnenbrille, sowie ein Rüschenkleid, das kaum einen Blick auf das darunterliegende grünliche Hautmuster zuließ. Die Frau trat euphorisch in das Terminal und starrte hinaus. Endlich hatte Japan sie wieder. Tsubasa gab zu, etwas enttäuscht zu sein. Takeshi und Shun hatten die letzten Tage ein Abenteuer ohne sie erlebt. Und nicht nur das, es war ihnen außerdem gelungen, eine der Kugeln sicherzustellen, nach denen Rurimon auf der Suche war. Sie hatten sie nicht einmal eingeladen oder um Hilfe gebeten. Zugegeben, dafür bestand sicher keine Zeit, aber das Mädchen hätte dennoch gerne etwas dazu beigetragen. Da heute keine Schule war, beschloss sie, ebenfalls etwas zu unternehmen. Hebimon schlängelte sich auf ihrem Bett und verschlang einige Chipreste. Es erschrak, als Tsubasa plötzlich aufstand. "Hebimon, ich habe mich entschieden! Wir werden auch auf die Suche gehen. Das ist doch deine Mission, oder?", fragte sie. Die Schlange bestätigte es. "Gern, aber wir brauchen Rurimon, sonst haben wir keine Chance, sie aufzuspüren", erinnerte es sie. Tsubasa verstand und schickte Takeshi eine Nachricht. Sie verabredeten sich für später in einem Ramen-Laden, und der Junge sollte Rurimon mitbringen. Nachdem er zugesagt hatte, packte das Mädchen ihren Rucksack, in den Hebimon problemlos passte. Sie hätte das Digimon auch wie immer um den Hals tragen und als Schal ausgeben können – es wäre niemandem aufgefallen. Wenig später verließ sie das Haus und steuerte auf das Restaurant zu. Takeshi wartete bereits und verschlang eine Schüssel Ramen, die ihm Davis hingestellt hatte. Tsubasa hatte zwar schon einige Snacks gegessen, verspürte aber dennoch Lust auf etwas Richtiges. Also bestellte sie ebenfalls, nachdem sie sich von Davis beraten ließ. Dann fiel ihr jedoch etwas auf. Sie konnte weder Rurimon noch Prismamon entdecken. "Ach ja", schlürfte Takeshi. "Prismamon hat sich den Magen verdorben. Ich habe ihm erklärt, wie man die extra scharfen Ramen essen muss, aber er wollte nicht hören. Und Rurimon weigert sich, seine Seite zu verlassen." Tsubasa ließ die Schultern hängen. „Mist! Dabei wollte ich auch etwas beitragen und eine der Kugeln finden.“, beklagte sie. Takeshi wand sich an Davis. „Hey, kann Izumi-sensei nicht irgendein Gerät bauen, das dabei hilft. Er ist doch ein Genie, oder nicht?“ Der Ramen-Laden Angestellte überlegte kurz. „Das ist er in der Tat. Ich würde es ihm auch zutrauen. Am besten frage ich ihn bei nächster Gelegenheit.“ Tsubasa war sich jedoch sicher, dass dies einige Zeit beanspruchen würde. Ihren Plan musste sie jedenfalls aufgeben. Also beschloss sie das Beste daraus zu machen und aß ihre Ramen. Dann wurde unerwartet die Tür aufgeschlagen und ein neuer Gast schien einzutreten. Es war eine Frau Mitte 20, die aufgewühlt wirkte. Sie hatte lilane Haare und eine Brille. Sofort hatte sie Davis ins Auge gefasst. Sie schritt auf ihn zu, ihr Blick hätte töten können. "Wo ist er?", wollte sie wissen. Davis hatte aber keinen Schimmer, was sie meinte. Die Frau sah sich im ganzen Raum um und setzte sich dann. "Ich weiß genau, dass du mit ihm unter einer Decke steckst! Er hat angegeben, noch bei der Arbeit zu sein, doch ich habe angerufen! Er ist nicht dort! Das kann nur bedeuten, dass er mich betrügt!", rief sie aus. Davis seufzte und reinigte eine Schüssel. "Wenn wir von derselben Person reden, halte ich das für ausgeschlossen. Sonst würde er dich nicht in zwei Wochen heiraten wollen. Bestimmt hat er nur einen Außentermin und ist deswegen nicht in der Firma," versuchte er zu beruhigen. Die Frau presste die Lippen zusammen. Sie schien nicht daran gedacht zu haben. "Und wenn schon! Er hat mir versprochen, mir heute bei den Vorbereitungen zu helfen. Ich muss noch die ganze Sitzordnung planen und jemand muss mir bei den Stühlen helfen!" Davis wand den Blick ab. "Ich muss noch arbeiten, sorry," sagte er, falls seine Freundin dabei an ihn gedacht hatte. Die Frau wandte nun ihren Blick an die beiden Gäste neben ihr. Dann sprang sie auf und schien einen Geistesblitz zu haben. "Ach, ihr seid doch die DigiRitter, von denen mein Verlobter gesprochen hat!" Tsubasa und Takeshi sahen einander an. Natürlich handelte es sich bei der Frau um jemanden, der über Digimon Bescheid wusste. Sie erwarteten gar nicht mehr, in diesem Laden auf jemanden zu treffen, bei dem dies nicht der Fall war. "Ihr Verlobter?", hakte Takeshi nach. Dann erinnerte er sich daran, dass letztens doch jemand von einer Hochzeit gesprochen hatte. "Das ist Yolei, sie ist ebenfalls eine DigiRitterin. Und die unglückselige... äh fromme Person, die sie bald heiraten wird, ist Ken. Übernächste Woche soll es soweit sein," erklärte er. Die Frau schlug mit den Händen auf den Tisch. "Von wegen! Das wird sich niemals ausgehen! Hast du eine Ahnung, was noch alles zu tun ist? Wenn mir jemand zuvor gesagt hätte, wie viel Arbeit eine Hochzeit ist, hätte ich es sein lassen!" Davis schmunzelte. Er bezweifelte, dass dies der Fall gewesen wäre. Yolei wandte sich an die beiden Jüngeren. "Sagt mal... hättet ihr nicht vielleicht Zeit, mir etwas zur Hand zu gehen?", änderte sich ihre Miene und ihr Ton unverzüglich. Sie brauchte wohl dringend Helfer. Dennoch musste Takeshi sie enttäuschen. "Verzeihung, aber das geht nicht. Meinem Digimon-Partner geht es nicht gut. Ich muss gleich zurück und nach ihm sehen," entschuldigte er sich. Auch Tsubasa hob abwehrend die Hände. "Und ich... äh... habe noch Hausaufgaben," sagte sie schnell. Takeshi machte ein überraschtes Geräusch. "Aber sagtest du nicht, dass du heute nichts zu tun hättest? Und dass du deshalb heute nach den Kugeln suchen wolltest, woraus aber nichts geworden ist?" Tsubasa hätte ihrem Freund am liebsten auf den Fuß getreten. Wie konnte er sie nur so verkaufen? Doch da hatte Yolei bereits ihren Arm gepackt. "Sehr gut! Vielen Dank für deine Hilfe. Du bist genau die Person, die ich gesucht habe!", sagte sie erleichtert. Hilfesuchend sah Tsubasa zu Takeshi und Davis, doch diese waren einfach nur froh, selbst nicht verpflichtet worden zu sein. Dann wurde sie schon nach draußen geführt, wo Yoleis Auto bereitstand. Als sie einstieg, war sie sich nicht mehr sicher, ob dies wirklich so eine gute Idee war. 20 Minuten später waren sie vor einem breiten Gebäude angekommen. "Ähm... ist es hier?", wollte sie wissen. Yolei nickte. "Das Community-Center gehört meiner Familie. Deswegen können wir es auch kostenlos nutzen, weshalb ich sehr dankbar bin. Und es passen eine Menge Leute hinein, das ist das Wichtigste." Tsubasa verstand. "Wird es denn eine große Hochzeit?" Yolei schnallte sich ab. "Na ja, meine Familie, die ist schon groß genug, Kens natürlich und dann noch unsere ganzen Freunde und Bekannten. Es kommt schon einiges zusammen. Oh, du bist natürlich auch eingeladen." Tsubasa fühlte sich geschmeichelt, vor allem da sie noch nie bei einer Hochzeit war. Sie versprach zu kommen, falls ihre Eltern dies erlaubten. Dann stiegen sie aus und betraten das Community-Center. Dort erwartete sie bereits jemand. Tsubasa erkannte einen Vogel, der auf sie zueilte. "Yolei! Yolei! Ein Notfall!", rief er. Die junge Frau fasste sich mit beiden Händen an den Kopf. "Was denn jetzt schon wieder?" Erst dann kam der Vogel zum Stehen und sah fragend zu Tsubasa. "Ach, das ist mein Partner Hawkmon. Ich wünschte, er wäre auch bei den Vorbereitungen ein wirklicher Partner." Hawkmon stemmte die Flügel in die Hüfte. "Also wirklich! Ich gebe hier mein Bestes, ja?", rechtfertigte er sich. Tsubasa fiel etwas ein und stellte ihren Rucksack auf den Boden. Hebimon befreite sich daraus und kroch auf Hawkmon zu. "Hallo, ich bin Hebimon," stellte es sich vor. Hawkmon tat es ihm gleich und streckte seinen Flügel zur Begrüßung aus. Dann fiel ihm aber auf, dass Hebimon gar keine Hände besaß und zog ihn wieder zurück. "Tsubasa hilft uns heute etwas. Du hast ja leider keine Hände und kannst keine Stühle tragen," beschwerte sie sich. Hawkmon wollte schon wieder Einwand erheben, beließ es dann aber dabei. Dafür fiel ihm wieder ein, wieso er so aufgewühlt war. "Ach richtig, wir haben Besuch. Und ich fürchte, dass es dadurch noch mehr Arbeit gibt," sagte er schließlich. Yolei hakte nach, was er meinte, doch Hawkmon bat die drei ihm zu folgen. Er führte sie durch die bereits offene Tür zum hinteren Bereich des Centers, wo bereits eine weitere Person auf sie wartete. Yolei seufzte. "Verzeihung, das hier ist eine private Veranstaltung. Kann ich Ihnen irgendwie..." Sie wurde sofort unterbrochen. Die Frau vor ihr drehte sich um und entfernte die Sonnenbrille. "Helfen? Nein, meine Liebe, ich bin gekommen, um dir zu helfen. Ich habe nämlich gespürt, dass du ohne mich hoffnungslos verloren bist!" Yolei brauchte einen Moment, um ihre Überraschung zu verarbeiten. Dann fiel sie der Frau mit dem Sonnenhut in die Arme. "Ich wusste, dass Gott mich nicht im Stich lässt! Ich wusste, dass er mir einen Engel schickt, der mich rettet!", sagte sie den Tränen nahe. Die Frau streichelte ihr sanft den Rücken. "Na na. Jetzt bin ich ja hier, um dir Erleuchtung zu bringen." Tsubasa und Hebimon sahen einander immer wieder an. Sie hatten keine Ahnung, was hier vor sich ging. Eine kleinere Person kam hinter der Sonnenhut-Frau hervor und nahm nun ihre Kostümierung ab. Dass es sich ebenfalls um ein Digimon handelte, war inzwischen weniger erstaunlich. Es war grün und wirkte wie eine Efeuranke. "Verzeihung, Mimi war nur so überschwänglich, als sie erfahren hat, dass der Hochzeitstermin nun feststeht." Yolei und Mimi konnten sich nun endlich voneinander lösen. "Ja! Er ist schon übernächste Woche? Wann wolltest du mir Bescheid sagen?" Yolei ließ den Kopf hängen. "Wir werden ihn ohnehin nach hinten verschieben müssen. Es ist einfach noch zu viel zu tun und zu viel zu planen", erklärte sie. Mimi ergriff ihre Wangen und sah ihr tief in die Augen. "Das kannst du vergessen. Du heiratest in zwei Wochen, hast du mich verstanden?" Yolei nickte artig. "Also gut. Hilfst du mir?", bat sie flehend. Mimi bejahte. "Natürlich. Ich bin doch dein Engel." Sofort fiel ihr Yolei wieder in die Arme. Tsubasa tat ein paar Schritte rückwärts. "Also gut, da du bereits jemand anderen gefunden hast, der dir hilft, gehe ich mal wieder." Sie wollte sich bereits umdrehen, da hatten Mimi und Yolei sie schon an den Armen gepackt und zogen sie mit sich. Sie hatte sich zu früh gefreut. Chaperomon hatte große Schwierigkeiten, sich in dieser neuen Welt zurechtzufinden. Ihr Meister hatte die Menschen viel furchterregender beschrieben, als sie eigentlich waren. Sie waren recht klein und schwach. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie wirklich eine ernsthafte Gefahr darstellten. Aber nein, so durfte sie nicht denken. Menschen waren dafür bekannt, dass sie Digimon versklavten und gegen ihre eigene Art in den Kampf schickten. Menschen mussten unbedingt ausgelöscht werden; der Frieden der gesamten DigiWelt hing davon ab. Doch dafür musste sie erst ihre Mission erfüllen. Der König war auf der Suche nach dem Digimon mit dem Buch, aber auch nach den Kugeln, die einst dem Souveränen gehört haben sollten. Chaperomon hatte das Glück, Energiewellen wie diejenigen, die von den Kugeln ausgingen, spüren zu können, ähnlich wie Rurimon selbst. Deshalb wurde sie für diese Mission ausgewählt, und sie würde Takutoumon nicht enttäuschen, besonders da sie sich eine Belohnung erhoffte. Jetzt, da Gogmamon besiegt worden war, war eine Stelle als General frei, und Chaperomon hatte fest vor, diese Rolle einzunehmen. Aber dafür durfte sie nicht versagen. Und so hüpfte sie über die Dächer, sich der Energie immer nähernd, die sie bereits aus der Ferne gespürt hatte. Bald war sie auf dem Dach eines breiten Gebäudes und verschaffte sich Zugang. Durch ein Fenster gelangte sie ins Innere und tat alles Mögliche, um nicht entdeckt zu werden. Sie vernahm Stimmen; es befanden sich also Menschen hier. Sie hielt sich so gut wie möglich versteckt und beobachtete das Treiben. Dann wurde sie noch behutsamer. Sie erkannte nicht nur Menschen, sondern auch Digimon. Zwei ähnelten Tieren, das andere einer Pflanze. Waren das Diener des Digimon-Königs? Nein, dafür wirkten sie viel zu vertraut mit den Menschen. Das mussten Sklaven sein, die sich mit den Menschen zusammengetan hatten. Doch Chaperomon hatte keine Zweifel. Die Energie der Kugel musste sich hier befinden. Eigentlich war es ein Glücksfall. Sie würde ihre Mission erfüllen und gleichzeitig ein paar der widerwärtigen Menschen loswerden. Am Nachmittag hatte ein Transporter mehrere Stühle gebracht, die sie nun ins Innere des Gebäudes schafften. Zwar besaß das Community-Center bereits welche, aber diese waren der werdenden Braut nicht bequem genug. Ihre Gäste sollten sich schließlich wohl fühlen. Nachdem Tsubasa die ersten Stühle noch alleine tragen konnte, brauchte sie bald schon Hilfe, vor allem Hebimon und die anderen konnten nicht viel dazu beitragen. Hawkmon koordinierte zwar alles, doch das war eigentlich nicht nötig. „Können wir unsere Digimon nicht einfach digitieren? Dann hätten sie die Arbeit im Nu erledigt“, bemängelte sie. Yolei und Mimi sahen sie milde an. „Hawkmon hat leider immer noch nur Flügel, wenn es digitert.“ „Und Palmon hat Boxhandschuhe anstatt Hände. Wie du siehst, wären sie uns keine Hilfe.“ Tsubasa erinnerte sich, dass Hebimon nach seiner Verwandlung ebenfalls keine Hände besaß, wie es bei Schlangen meistens der Fall war. Nach einer Stunde war aber auch dies endlich geschafft, und sie gönnten sich erst einmal eine Pause. Yolei ließ sich erschöpft auf die Couch fallen. „Oh Mann, wieso müssen wir das Ganze hier stemmen? Es kann doch nicht sein, dass kein einziger der Jungs zur Verfügung steht.“ Tsubasa setzte sich ebenfalls. „Ich bin sicher, Ken-san würde gerne helfen, wenn er könnte.“ Yolei schien sich dessen aber nicht mehr so sicher zu sein. „Oder er hat einfach genug von mir und traut sich nicht, aufrichtig zu sein“, murmelte sie. Mimi stemmte ihre Hände auf Yoleis Schultern und begann, diese zu massieren. „Liebes, du weißt genau, dass das nicht stimmt. Ken ist überglücklich, dass er dich heiraten darf, das ist dir hoffentlich klar.“ Yolei seufzte. "Ich will ihn aber auch nicht enttäuschen. Die Hochzeit soll für ihn genauso schön werden wie für mich", sagte Yolei seufzend. Tsubasa rang sich ein Lächeln ab. "Das wird es definitiv. Denn das Wichtigste ist, dass ihr diesen Tag gemeinsam erlebt. Liebe ist schließlich das, worum es geht; alles andere ist nur Beiwerk." Mimi sah Tsubasa interessiert an. "Sag mal... gibt es zufällig jemanden, den du magst?", wollte sie wissen. Tsubasa fühlte sich von dieser Frage überrumpelt. "Stimmt ja, da war dieser Junge mit den weißen Haaren. Den habe ich schon öfter in Davis' Laden gesehen", stimmte Yolei darauf ein. Tsubasa hob sofort abwehrend die Hände. "Was? Takeshi? Nein, so ist das nicht. Wir sind lediglich Kindheitsfreunde!", stellte sie schnell klar. Doch Yoleis und Mimis Gesichtern war abzusehen, dass sie mehr hineininterpretierten. Allerdings war es Hawkmon, der das Thema wechselte. "Nanu? Wo kommt denn die Verpflegung her?" Die Mädchen standen auf und warfen einen Blick zum Tisch. Tatsächlich, dort war ein Korb aufgestellt, aus dem Hawkmon gerade einen Apfel nahm. Daneben stand eine Flasche Wein. "Mimi-san, das wäre doch nicht notwendig gewesen!", schielte Yolei bereits auf die Flasche. Ihre Freundin schüttelte aber den Kopf. "Nein, die kommen nicht von mir. Hat die etwa ein Lieferant gebracht?" Yolei klatschte in die Hände. "Ich weiß! Das ist bestimmt eine Überraschung von meinem Verlobten. Es tut ihm sicher leid, dass er nicht mithelfen kann, also hat er uns etwas zukommen lassen", fand sie schnell eine Erklärung. Mimi ergriff die Flasche und suchte nach Gläsern. "Dann wollen wir den Tropfen mal nicht verkommen lassen und gönnen uns ein oder zwei Schlucke. Ach Tsubasa, du darfst ja leider noch nicht trinken. Ich werde dir ein Wasser holen." Das Mädchen nickte. Sie wollte vor allem nicht, dass die zwei Ärger mit ihrer Mutter bekamen. Außerdem wusste sie nicht, wie sich Alkohol auf ihre Tabletten auswirkten. Doch auch so verspürte sie kein großes Interesse, Wein einmal auszuprobieren. Sie öffnete den Korb, aus dem Hawkmon bereits einen Apfel genommen hatte und diesen verspeiste. Tsubasa nahm zwei weitere und reichte sie Palmon und Hebimon. Das Efeu-Digimon griff sofort zu und biss ein Stück davon ab. Hebimon umschlängelte den Apfel zögerlich, ließ dann aber davon ab. "Oh, magst du keine Äpfel?", hakte seine Partnerin nach. Das Digimon schüttelte den Kopf. "Nein, das da riecht nicht gut." Tsubasa nickte und legte den Apfel zurück. "Dann schaue ich mal, ob ich etwas anderes für dich finde." Wenige Minuten später hatte sie eine Tafel Schokolade organisiert, die sie mit ihrem Digimon teilte. Mimi und Yolei hatten inzwischen die Weinflasche geöffnet und sich beide ein Glas eingeschenkt. "Wir müssen nachher noch mit dem Tortenlieferanten telefonieren. Also schenk mir bitte bis zum Rand ein," wollte sich Yolei damit vorbereiten. Mimi tat ihr den Gefallen, und sie genossen den ersten Schluck. "Hm, der schmeckt speziell. Was das wohl für einer ist?" Yolei ließ sich nicht vom Geschmack irritieren. Bald war ihr ganzes Glas leer. "Sicher nur ein Werbegeschenk, Ken erhält ständig solche Sachen." Tsubasa trank ein Glas Wasser, während Palmon und Hawkmon weiter munter Äpfel verdrückten. Sie verließ den Raum einen Moment, um das Glas in der Küche abzustellen. Hebimon begleitete sie und reckte dabei immer wieder den Kopf in die Höhe. Das Mädchen fragte sich, ob mit ihrem Digimon alles in Ordnung war. Als sie zurück waren, hatten Mimi und Yolei eine seltsame Haltung angenommen. Sie hatten Arme und Köpfe gesenkt, und ihre Haare verbargen ihre Gesichter. "Ist... alles in Ordnung?", fragte Tsubasa unsicher. Sie warf einen Blick auf die Digimon der beiden. Sowohl Palmon als auch Hawkmon lagen auf dem Tisch neben dem Korb und schliefen. Was war hier los? Hebimon schlängelte sich zu einem der Äpfel, die auf den Boden gefallen waren. Es schnüffelte noch einmal daran und sah dann zu seiner Partnerin. "Ich wusste es doch! Die sind vergiftet!" Tsubasa zuckte zusammen. "Vergiftet? Bist du dir sicher?" Ihr Partner bestätigte es. "Ja, mit Giften kenne ich mich aus. Allerdings verursacht das hier nur Schlaf, darum sind meine Instinkte nicht direkt darauf angesprungen," erklärte es. Tsubasa war erleichtert, dass die beiden Digimon lediglich in einen tiefen Schlaf verfallen waren, doch das löste natürlich das Problem nicht. Was war hier los? Ein heiseres Lachen drang durch den Raum. Tsubasa sah unwirklich dabei zu, wie der Korb, in dem sich die Äpfel befunden hatten, nun Hände sprossen und wenig später auch eine Zunge. "Der Korb... lebt?", schauderte das Mädchen. "Na klar, ohne meinen treuen Korb gehe ich nirgendwohin!" erklang eine weitere Stimme. Tsubasa sah zur Decke hinauf, wo eine weitere Gestalt hockte. Zuerst wirkte sie wie ein kleines Mädchen. Sie trug ein rotes Cape, märchenhafte Kleidung und Schuhe, die an Wolfsköpfe erinnerten. Hebimon stellte sich vor seine Partnerin. "Wusste ich es doch! Das da ist Chaperomon! Sie ist für ihre faulen Tricks bekannt!" warnte es. Das feindliche Digimon sprang zu Boden und nahm ihren lebendigen Korb wieder in Empfang. "Faule Tricks? Wisst ihr nicht, dass im Kampf und in der Liebe alles erlaubt ist? Aber ja, ich nahm an, schwerere Geschütze gegen euch auffahren zu müssen. Dass ihr euch durch ein paar meiner Äpfel und dem Wein schon ausknocken lasst, damit habe ich nicht gerechnet. Ich dachte nicht, dass Menschen solche Schwächlinge sind. Der König hat wohl übertrieben." Tsubasa hatte bereits geahnt, dass diese Fraktion um diesen Digimon-König wieder dahintersteckte. "Und jetzt rückt Azulongmons Kugel heraus, dann beende ich euer jämmerliches Leben schnell," forderte die Gegnerin. Tsubasa verstand sie nicht recht. "Kugel? Wie kommst du darauf, dass wir welche hätten?" Die Augen Chaperomons waren durch ihr Cape verdeckt, doch die Wut war ihr dennoch anzusehen. "Ich spüre ganz genau, dass hier eine sein muss! Aber wer nicht hören will, muss fühlen. Los, schnappt sie euch!" schrie sie hinter Tsubasa. Diese verstand erst nicht, auf wen sich das Digimon bezog. Dann wurde es ihr umso klarer. Mimi und Yolei reckten nun die Köpfe in die Höhe. Doch sie wirkten nicht wie sonst, ganz im Gegenteil. Ihre Augen waren geweitet, und sie fletschten die Zähne. Spitze Eckzähne hatten sich gebildet, und sie sabberten, als sie Tsubasa anstarrten. Wie zwei hungrige Wölfe. Das war also der Effekt des Weins gewesen. Sofort stürmten sie auf das Mädchen los. Dieses packte Hebimon einfach am Schwanz und zog es mit sich. Sie verriegelte die Tür hinter sich, doch das würde die beiden besessenen Frauen wohl nicht lange aufhalten. Hebimon beschwerte sich über die rüde Behandlung, doch seine Partnerin konnte gerade keine Rücksicht darauf nehmen. Sie rannte den Gang entlang und erreichte die Halle mit den Stühlen. Auch hier wollte sie hinter sich abschließen, besaß aber keinen Schlüssel für diese Tür. "Was machst du denn, Tsubasa? Wir müssen kämpfen!" beharrte Hebimon. Das Mädchen hatte aber keinen Schimmer, wie sich das Digimon dies vorstellte. "Wir können nicht einfach Mimi und Yolei angreifen! Wir könnten sie ernsthaft verletzen!" führte sie Hebimon vor Augen. Dieses konnte ihr natürlich folgen. "Dann... müssen wir Chaperomon direkt angreifen. Ist sie besiegt, wird auch jeder Bann gelöst, den sie ausgesprochen hat." Tsubasa horchte auf. Es gab also eine Chance, dass Mimi und Yolei wieder normal wurden? Und dass Palmon und Hawkmon aus ihrem Schlaf erwachten? Aber wie sollte sie das anstellen? Mimi und Yolei hatten sich inzwischen befreit und liefen auf die Halle zu. Da kam Tsubasa eine Idee. Sie rannte hinaus in den Garten und blockierte die Tür mit mehreren Stühlen. Die beiden Wölfinnen würden also etwas brauchen, um da durch zu kommen. Dann holte sie tief Luft und rief zu den Fenstern hinauf. "Hey, Digimon! Also gut, du hast gewonnen! Ich gebe dir die Kugel, aber schon mein Leben, ja?" Die Strategie schien aufzugehen, als Chaperomon in einem der Fenster erschien und schließlich nach draußen sprang. Sie landete einige Meter vor Tsubasa, die ihrem Partner nun ein Zeichen gab. Hebimon nickte. Es war bereit. "Hebimon digitiert zuuuu..... Julungumon!" Die Regenbogenschlange stand dem Rotkäppchen-Verschnitt nun gegenüber und war bereit für den Kampf. "Du hast ja gelogen! Das wirst du bereuen!" warnte Chaperomon und griff in ihren Korb. Erneut holte sie eine Weinflasche heraus und warf sie auf Julungumon. Sofort wurde klar, dass diese wohl mehrere Effekte zu haben schienen. Dieses wurde nämlich durch eine Explosion zurückgeschleudert. "Hebimon!" rief Tsubasa besorgt nach ihrem Partner. Dieser hatte einiges abbekommen, wich aber nicht zurück. "Halte Abstand, Tsubasa! Der Gegner ist trickreich!" warnte es. Das hatte die DigiRitterin bereits selbst festgestellt. "Kannst du... sie dennoch besiegen?" fragte sie hoffnungsvoll. Julungumon bäumte sich auf. "Das sehen wir gleich! Gift-Sichel!" schnellte es nach vorne, doch Chaperomon sprang in die Lüfte und wich dem Angriff leicht aus. Dafür holte sie erneut eine Weinflasche aus ihrem Korb und warf sie gegen den Angreifer. Erneut wurde dieser hart getroffen. Es war eindeutig, dass Chaperomon überlegen war. Nun holte es mehrere Messer aus ihrem Korb und warf sie in die Lüfte. Diese schienen ihr Ziel selbstständig zu erkennen, denn sie schossen auf Julungumon zu. Dieses wich aus, doch die Messer verfolgten es wie Drohnen. Schließlich wurde das Digimon Opfer mehrerer Schnitte. Tsubasa wäre ihrem Partner am liebsten zur Hilfe gekommen, aber was hätte sie schon ausrichten können? Hebimon war in der Lage, sich weiterzuentwickeln, aber sie doch nicht. Oder? Jeglicher Angriff des Digimon ging daneben, Chaperomon war einfach zu flink. Zusätzlich schien sich ein unendlicher Vorrat an Waffen in ihrem Korb zu befinden. Eine weitere Explosion ließ Julungumon beinahe zu Boden sinken. "Wir haben keine Chance! Ziehen wir uns erst einmal zurück!" versuchte das Mädchen die Strategie zu ändern. Doch ihr Partner schien dagegen zu sein. "Unmöglich! Chaperomon würde uns verfolgen, und ich könnte dich nicht beschützen. Und was ist mit den anderen? Wir können sie nicht im Stich lassen, sie sind unsere Kameraden!" erinnerte das Digimon. Tsubasa machte einen Schritt vorwärts. Wie konnte ihr Partner so etwas sagen? Es hatte Palmon und Hawkmon doch erst heute kennengelernt. Und trotzdem betrachtete es sie bereits als Kameraden? Aber war es bei Tsubasa denn anders? Auch wenn Yolei sie regelrecht überfallen hatte, hatte sie diese und schließlich auch Mimi sofort ins Herz geschlossen. Was hatte sie sich dabei nur gedacht? Natürlich konnte sie nicht so einfach fliehen und die beiden so wie ihre Digimon im Stich lassen. Sie waren im Moment nicht in der Lage, selbst zu kämpfen, also mussten sie und Hebimon das für sie übernehmen. "Es tut mir leid! Ich weiß, dass du geschwächt bist, aber wir müssen weiterkämpfen! Für die anderen!" rief sie ihrem Partner zu. Dieser stimmte ihr zu. "Meine Rede! Keine Sorge, ich werde definitiv gewinnen! Und zwar, wenn du mir deine Kraft gibst, Tsubasa!" versprach Julungumon. Die DigiRitterin nickte und spürte gleichzeitig ihr DigiVice glühen. "Ja, die bekommst du auf jeden Fall! Mach dieses Biest fertig!" feuerte sie ihren Partner an. Dieser begann nun zu leuchten und sich erneut zu verformen. Tsubasas Kraft hatte es erreicht. "Julungumon Ultra-Digitation zuuuu..... Sandiramon!" Tsubasa sah zu, wie ihr Partner sich erneut entwickelt hatte. Es besaß nun weniger Farben, dafür war es jetzt eine große Kobra mit scharfen Zähnen. "Tz! Wer ist jetzt derjenige mit den fiesen Tricks?" warf ihm Chaperomon vor. Sandiramon bäumte sich auf und machte sich bereit. "Das sind keine Tricks! Das ist die gemeinsame Stärke von mir und Tsubasa!" zischte es und preschte nach vorne. Chaperomon konnte gerade noch so ausweichen und schwebte in die Lüfte. Doch dies half ihr nichts. Sandiramon nutzte die Hauswand, um weiter nach oben zu gelangen. Es sprang in die Luft und schlug seine Zähne in den Gegner. Allerdings konnte dieser mit dem Korb abblocken. Dieser wurde zerstört, es war ihr also nicht mehr möglich, auf ihr Arsenal zuzugreifen. Doch Chaperomon schien sich zu weigern aufzugeben. Es schien noch Waffen zu besitzen. Als sie versuchte, es mit einem Messer anzugreifen, gelang es Sandiramon, diesem Angriff auszuweichen. "Blumenkanone!", rief jemand und gleich darauf wurde Chaperomon von einer Attacke getroffen. Sie wurde zu Boden geschleudert, und Tsubasa entdeckte eine wunderschöne Elfe am Himmel. Doch sie war nicht allein. Neben ihr tauchte ein grauer Vogel auf. "Schnitterschlag!", feuerte dieser einen Strahl aus einem langen Gewehr ab. Dieser traf Chaperomon und verletzte sie zusehends. "Na schön! Na schön! Ich gebe auf!", rief sie, doch scheinbar umsonst. Tsubasa sah nun zu, wie zwei äußerst aufgebrachte Frauen aus dem Gebäude stürmten. "Glaubst du, ich habe nicht schon genug Stress? Ich werde nicht zulassen, dass irgendwer meine Hochzeit ruiniert! Vulturemon, nimm Rache für mich!", rief sie ihrem Digimon zu. "Du auch, Lillymon, die Liebe darf nicht verlieren!", stimmte Mimi darauf ein. Beide Digimon feuerten eine erneute Attacke ab, welche Chaperomon den Rest gab. Diese löste sich in Daten auf, und der Kampf war vorüber. Mimis und Yoleis Partner nahmen wieder ihre ursprüngliche Form an und kippten müde zu Boden. Der Einfluss des Banns war wohl doch noch nicht ganz ausgeklungen. Yolei betrachtete ungläubig den Schaden. "Was machen wir nur? Das alles wieder in Ordnung zu bringen wird ewig dauern!", murmelte sie. Tsubasa streichelte Sandiramon, welcher sich langsam erholte. Sie digitierte zu Hebimon zurück und schlängelte sich um ihren Hals, wo es ein Nickerchen einlegte. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass sie die Aufräumarbeiten Profis überlassen würden und sich selbst erstmal Feierabend gönnten. Diesmal verzehrten sie bestelltes Essen und keine vergifteten Gegenstände. "Ich denke, der Bann wurde gebrochen, als Chaperomons Korb zerstört wurde", vermutete Hawkmon. Den anderen war dies ziemlich egal, hauptsache der Spuk hatte ein Ende gefunden. Doch dann fiel Tsubasa etwas ein. "Seltsam ist nur, wieso es dachte, dass wir eine Kugel bei uns hätten." Mimi sprang nun auf und kramte etwas aus ihrer Tasche. Es war ein rundliches Gerät, ihr DigiVice, wie sie kurz darauf erklärte. Tsubasa fiel auf, dass sich dieses von ihrem und Yoleis unterschied. Es gab wohl verschiedene Modelle. Mimi tippte darauf herum und eine blaue Kugel erschien. Die DigiRitterin fiel fast aus allen Wolken. Das feindliche Digimon hatte also die ganze Zeit recht? "Das ist der Grund, wieso ich eigentlich nach Japan gekommen bin. Gennai-san hat mich informiert, dass sich eine Kugel in Amerika befindet. Also habe ich sie gesucht. Und nachdem Izzy mich gebeten hatte, sie schnellst möglich zu liefern, bin ich sofort ins Flugzeug gestiegen", berichtete sie. Sie übergab sie Tsubasa, welche die Kugel vorsichtig in ihrem Rucksack verstaute. Später würde sie noch einmal bei Takeshi vorbeischauen und Rurimon diese überreichen. Sie konnte es gar nicht abwarten, die Gesichter ihrer Freunde zu sehen. Sie hätten bestimmt nicht damit gerechnet, dass das Mädchen wirklich noch eine Kugel finden würde. Der Tag hatte sich also im großen und ganzen doch gelohnt. Auch wenn Yolei etwas demotiviert wirkte. Doch Mimi nahm sie in den Arm und tröstete sie. "Keine Sorge. Ich bleibe bis zur Hochzeit in Japan. Gemeinsam schaffen wir das schon rechtzeitig", sagte sie zuversichtlich. Yolei dankte ihr und natürlich auch Tsubasa für die heutige Hilfe. Ohne sie wäre sie verloren gewesen, in doppelter Hinsicht. Wenig später verabschiedete sich die DigiRitterin von den beiden Frauen und sagte noch einmal zu, zur Hochzeit zu kommen. Auch Takeshi und Shun waren herzlich eingeladen. Auf dem Nachhauseweg bemerkte Tsubasa, dass Hebimon immer noch um ihren Hals schlummerte. Doch zum Glück schien niemandem etwas aufzufallen. Sie streichelte Hebimons Kopf und dankte ihm für den heutigen Einsatz. Dank ihrem Partner war auch sie stärker geworden. Kapitel 10: Folge 10 – Rache ---------------------------- Es war offensichtlich, dass Takutoumon innerlich brodelte. Ein wütender König war gleichzeitig ein unberechenbarer König. Er betrat den großen Saal, wo bereits drei seiner Generäle auf ihn warteten. Zuvor hatte er vier Digimon ausgewählt, aber Gogmamon war besiegt worden. Dies geschah, obwohl er seinem Diener zusätzlich eine der Kugeln von Azulongmon gegeben hatte. Er hatte sie im Kampf eingesetzt, jedoch ohne Erfolg. Der Feind war stärker, als er vermutet hatte. Aber eigentlich hätte er damit rechnen müssen. Diese Menschen waren zuvor in der Lage gewesen, die Meister der Dunkelheit zu besiegen; das allein sprach für ihre Stärke. Er trat vor seine Mitstreiter und sprach mit erhobener Stimme: "Hört, meine Kameraden! Ich dulde keine weiteren Niederlagen! Ich benötige jemanden, der diese Menschen ernst nimmt und nicht zögert, sie auszulöschen! Wer von euch ist bereit, als Nächstes in den Kampf zu ziehen?" Die drei Schatten am Ende der Halle sahen einander an. Dann trat der kleinste von ihnen vor und verbeugte sich leicht. "Werter Digimon-König! Bitte erlaubt mir, diese Aufgabe zu übernehmen. Ich brenne darauf, das Blut unserer Feinde zu kosten." Takutoumon sah zu seinem zweiten General hinab. Er ähnelte durchaus dem Aussehen ihrer Feinde, doch das musste nichts heißen. Er war fein gekleidet, trug einen Umhang und eine Maske, dazu zwei spitze Zähne, die in seinem Mund aufblitzten. "Also gut, erledige die Menschen und bring mir das Buch. Ich verlasse mich auf dich." Schließlich überreichte der König dem General noch eine der Kugeln, die ihm im Kampf sicher nützlich werden würden. Dann machte sich der Kämpfer auf den Weg in die Menschenwelt. Kari kam mit ihrem Terminkalender nicht hinterher. Yoleis Hochzeit war natürlich besonders dick mit rotem Stift eingekreist worden. So hatte sie ihre Prioritäten gesetzt. Besonders Gatomon freute sich auf diesen Tag, vor allem da es sich nicht wie meistens verstecken musste. Die meisten Gäste würden über Digimon Bescheid wissen, es würde also ganz zwanglos werden. Ihr Digimon sah dem Sofa und verschlang einen Pudding, den Kari am Vortag gekauft hatte. Sie selbst setzte sich an ihren Schreibtisch und arbeitete noch ein paar Sachen an ihrem Laptop ab. Für ihre Ausbildung als Erzieherin hatte sie verschiedene Werke gelesen und sollte deren Inhalte zusammenfassen. Sie war so darauf fokusiert, dass sie aufschreckte, als plötzlich ein lautes Geräusch hörbar wurde. Auch Gatomon sprang auf und versuchte die Quelle des Geräusches auszumachen. Es lief zur Balkontür, dessen Klinke es jedoch nicht erreichte. Kari stand auf und begab sich zu ihm. Sie öffnete die Tür und trat auf den Balkon. Missmutig stellte sie fest, dass eine Vase umgefallen war und nun in Scherben auf dem Boden lag. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Aber merkwürdig, die Vase war an einem Rand gestanden und es war recht schwer. Wie hatte es der Wind geschafft sie umzustoßen? Oder war es womöglich ein Vogel? Das hätte schon ein ziemlich großer sein müssen. Jedenfalls blieb ihr nichts anderes übrig als eine Kehrschaufel zu holen und die Scherben aufzufegen. Als sie die Tür wieder schließen wollte, stand Gatomon immer noch auf dem Balkon und starrte in die Nacht. „Was ist? Kommst du?“, wollte sie dieses aufrütteln. Die kleine Katze bewegte sich, wenn auch nur langsam. „Irgendwie... habe ich ein seltsames Gefühl.“ Kari hakte nach, was ihr Partner damit meinte, doch dieser konnte ihr es nicht beantworten. Also zogen sie sich wieder in die Wohnung zurück und widmeten sich wieder anderem. „Sag mal, Kari, du hast doch morgen frei, oder? Was unternehmen wir da?“, fragte Gatomon schließlich. Die junge Frau lächelte. „Ich hatte mir tatsächlich schon etwas vorgenommen. Aber es kommt darauf an, ob die Person, mit der ich etwas unternehmen will Zeit hat.“, sagte sie verschwörerisch. Es war noch früher Morgen als es an der Tür klingelte und Tsubasa aufhorchte. Sie eilte die Treppe hinunter, doch ihre Mutter war schneller als sie gewesen. Wie verabredet stand Takeshi vor der Tür und unterhielt sich gerade mit eben jener. Ihre Mutter hatte den Jungen ebenfalls seit ihrem Umzug nicht mehr gesehen und staunte, wie groß dieser geworden war. Zum Glück gelang es dem Mädchen diese schnell dazu zu bewegen sich anderem zu widmen, damit sie Takeshi allein sprechen konnte. Dieser nahm seinen Rucksack ab und reichte ihn seiner Freundin. „OK, alles wie abgemacht. Sollte irgendwas passieren, kannst du mich jederzeit erreichen. Ich bin die nächsten Tage bei meinen Großeltern, ich werde dich also nicht physisch unterstützen können.“ Tsubasa nickte und dankte ihm für das Vertrauen. Dann verabschiedete sie ihn bereits und verschwand mit dem Rucksack auf ihr Zimmer. Dabei immer achtend, dass ihre Mutter keine seltsamen Fragen stellte. Dort angekommen kam sie sich fast schon wie jemand vor, der illegale Substanzen gekauft hatte. Doch als sie den Rucksack abstellte und Rurimon befreite, fühlte sie sich schon besser. Hebimon kam angekrochen und begrüßte den Kameraden. „Also, bist du bereit?“, fragte es den kleinen Drachen. Dieser bestätigte es. „Ja, ich habe extra mein Buch dabei. Falls es uns gelingt eine neue Kugel zu finden, kann ich sie sofort darin aufnehmen.“ Tsubasa wollte anmerken, dass das Digimon sein Buch stets dabei hatte, ließ es dann aber. Sie hatte einen Plan gemacht an Orten, welche sie abgrasen konnten. Doch sie sollte bald feststellen, dass dieser Plan über den Haufen geworfen werden würde. Ihr Handy klingelte und sie war erstaunt Karis Nummer zu sehen. Sie war sich so unsicher, dass sie es dreimal klingen ließ, bevor sie ranging. „Yagami... Kari, was für eine Überraschung. Was kann ich für dich tun?“ Die junge Frau am anderen Ende kam schnell zum Punkt. „Hey, hättest du heute zufällig Zeit?“, hakte sie nach. Tsubasa hätte ihr gerne etwas anderes gesagt, doch sie verriet ihren Plan, Rurimon zu benutzen um die verbleibenden Kugeln zu finden. Allerdings schien dies für Kari kein Hindernis zu sein. „Ich wollte ohnehin vorschlagen, dass wir gemeinsam auf die Suche gehen. Was sagst du, wäre es ok für dich, wenn du mich dabei hättest?“ Für Tsubasa kam das unerwartet, doch es sprach nichts dagegen. Schließlich akzeptierte sie die Bitte und die beiden verabredeten sich. „Ich schätze je mehr wir sind, umso erfolgreicher.“, murmelte das Mädchen und trug Rurimon und Hebimon auf, sich für den Ausflug bereit zu machen. 20 Minuten später meldete sie sich bei ihrer Mutter ab und verließ das Haus. Mit der Bahn hatte sie bald ihr Ziel erreicht und traf sich mit Kari wie letztens bei ihrem Ausflug nach Shibuya am Bahnsteg. Sie wurde überschwänglich umarmt und Tsubasa erkannte einen Schwanz aus Karis Tasche herausschauen. Kari erkundigte sich bezüglich Rurimon und Tsubasa verwies auf ihren Rucksack. "Aber wo hast du denn Hebimon gelassen?", wunderte sie sich dann. Tsubasa grinste und streckte ihren Arm aus. Aus ihrem Ärmel lugte schließlich ein Kopf und es wurde ersichtlich, dass sich Hebimon um ihren Arm geschlungen hatte. "Praktisch, oder? Ich kann Hebimon überall an mir verstecken.", sagte Tsubasa. Kari lachte. "Du bist ja eine richtige Medusa.", sagte sie. So hätte sich Tsubasa selbst zwar nicht bezeichnet, aber etwas von einer Schlangenbeschwörerin hatte sie inzwischen schon. Dann begann sie von ihrem Plan zu reden, doch ihre Begleiterin unterbrach sie sofort. "Ich habe eine bessere Idee. Komm einfach mit.", meinte sie und die DigiRitterin nickte langsam. Sie staunte nicht schlecht, als sie sich wenig später in einem Einkaufszentrum wiederfanden. "Also, wohin möchtest du als erstes? Die haben hier ein tolles Café mit Konditorei. Oder sollen wir in den ersten Stock zu den Kleidern?", fragte Kari. Tsubasa stammelte etwas. " Äh... wir gehen shoppen? Wollten wir nicht die Kugeln suchen?", hakte sie nach. Kari neigte den Kopf nach rechts. "Aber klar. Aber Rurimon spürt die Nähe der Kugeln doch automatisch, richtig? Es spricht also nichts dagegen, wenn wir währenddessen anderen Tätigkeiten nachgehen.", sagte sie. Tsubasa war sich nicht sicher, ob sie dieser Logik folgen konnte. Konnte es sein, dass Kari ihre Suche nur als Vorwand nutzte, um einen gemeinsamen, spaßigen Tag zu haben? Nein, Tsubasa wehrte sich gegen diesen Gedanken. Kari war eine Vorbildsperson, jemand auf den man sich zweifellos verlassen konnte. Sie würde ihre Mission wenn dann noch ernster nehmen, als das Mädchen selbst. Nun ergriff sie einfach Tsubasas Hand und zog sie mit sich. Sie nahmen die Rolltreppe nach oben und sahen sich im ersten Bekleidungsgeschäft um. Nachdem das Mädchen sich die Auswahl eher halbherzig ansah, begann Kari ein paar Sachen für sie auszusuchen. "Das hier musst du unbedingt mal anziehen, Ich finde es passt zu deinen Augen.", reichte sie dem Mädchen ein Kleid. Dabei war sie so überschwänglich, dass Tsubasa es nicht wagte abzulehnen. Also zog sie sich in eine der Kabinen zurück und probierte es an. "Hey, Tsubasa. Was machen wir hier eigentlich?", wollte Hebimon wissen. Die DigiRitterin bat ihren Partner um Nachsicht. Kari würde sich bestimmt etwas dabei denken. Draußen hingegen war diese dennoch nicht so überzeugt und wollte, dass Tsubasa noch weiteres anprobierte. Am Ende hatten sie etwas gefunden, was auch dem Mädchen recht gut gefiel. Sie klapperten noch zwei weitere Geschäfte ab, bevor sie sich im Restaurant niederließen. Rurimon selbst war inzwischen eingeschlafen, Tsubasa rechnete nicht damit, dass es heute noch groß zum Einsatz kommen würde. Sie studierte die Karte und entschied sich für eine Variante mit viel Sahne. Kari wollte den Erdbeerkuchen. Sie wurden bald bedient und ließen es sich schmecken. "Schmeckt der Kuchen? Ich kann dieses Café hier nur empfehlen.", sagte Kari. Tsubasa nickte. "Schon. Nur... habe ich irgendwie den Eindruck, dass wir heute nicht viel erreicht haben.", sagte sie kleinlaut. Kari ließ eine Erdbeere in ihrem Mund verschwinden. "Ach. Findest du?", fragte sie. Tsubasa nickte. "Wir haben keine einzige Kugel gefunden. Irgendwie war der Tag... naja...", sagte sie. Kari legte ihre Gabel beiseite. "Verschwendet? Tja, das sehe ich nicht so. Du hattest doch Spaß, oder?", fragte sie. Tsubasa dachte kurz darüber nach und bestätigte es ihr dann. "Na also. Dann haben wir den Tag nicht verschwendet. Du musst dich auch manchmal um dich selbst kümmern, die Suche nach den Kugeln läuft uns ja nicht weg.", sagte Kari. Das Mädchen ließ sich dies durch den Kopf gehen. "Mag sein. Nur weiß ich nicht, wie ich das Takeshi und Shun erklären soll.", lenkte sie ein. Kari zuckte mit den Schultern. "Musst du doch auch gar nicht. Und selbst wenn das Digimon da in deinem Rucksack petzt, die beiden werden dir sicher nicht böse sein, wenn du einen Tag für dich beanspruchst. Schließlich sind sie deine Freunde und wollen nur das Beste für dich.", führte sie ihr vor Augen. Dann nahm sie eine Erdbeere mit der Gabel auf und hielt sie Tsubasa hin. Hebimon wagte sich aus ihrem Ärmel hervor und schnappte sie sich. "Sie hat recht, Tsubasa!", erwiderte das Digimon kauend. Zwar war dies Bestechung, doch Tsubasa gab ihrem Partner dennoch recht. Also begann sie die Sache lockerer zu sehen und dankte Kari, dass sie ihre Zeit für sie opferte. Nachdem sie aufgegessen hatten, verließen sie mit zwei vollen Taschen das Gebäude. Jedoch mussten sie bald eine Pause machen, da ihr Gepäck zusammen mit den Digimon etwas zu schwer war. Schließlich kam Kari eine Idee. "Hey, unternehmen wir doch einen Abstecher zu mir. Ich wohne nicht weit weg. Warten wir bis es später wird, dann musst du die Digimon auch nicht versteckt mit dir tragen.", schlug sie vor. Tsubasa fand die Idee gut, weshalb sie sich zu dem Wohnhaus begaben, in dem die junge Frau lebte. Allerdings sprang Gatomon schon aus seinem Versteck, bevor sie vor der Tür angekommen waren. "Hey, Gatomon, so geht das nicht. Du wirst noch gesehen.", wand Kari ein. Die Katze hatte ihren Kopf in die Höhe gerichtet und reagierte nicht. "Ist... alles in Ordnung?", hakte Tsubasa nach. Erst nach einer Weile wand sich Gatomon ihnen wieder zu. "Ja nur... das seltsame Gefühl von gestern. Egal, vergesst es einfach.", sagte es. Die beiden beschlossen nicht nachzuhaken und Kari schloss die Tür auf. Wenig später befanden sie sich in ihrer Wohnung und tranken einen Kaffee. Sie plauderten noch eine Weile, bis es dunkel wurde und es für Tsubasa Zeit wurde zu gehen. Sie verabschiedete sich und bedankte sich noch einmal vielmals für den heutigen Tag. Sie musste Kari versprechen, diesen bald mal zu wiederholen. Draußen ließ sie Rurimon aus dem Rucksack, welcher selbstständig neben ihr herging. In der aufkommenden Nacht würde er vermutlich ohnehin für eine Katze gehalten werden. Hebimon war Tsubasas Oberarm hochgekrochen und zischte ihr ins Ohr. "Diese Kari und Gatomon sind echt nett. Findest du nicht?", fragte es. Seine Partnerin bestätigte es ihm. "Ja, ich hoffe bald mal wieder etwas mit ihr zu unternehmen.", stand für sie fest. Kari streckte bereits beide Arme in die Höhe und beschloss heute zeitig ins Bett zu gehen. Der Ausflug mit Tsubasa hatte Spaß gemacht. Es war besser, wenn diese ihre Aufgabe als DigiRitterin nicht zu ernst nahm. Die Zeit mit einem Digimon-Partner bestand nicht nur aus Kampf, viele hatten länger gebraucht um diesen Umstand zu verstehen. Sie streichelte Gatomon, das immer noch etwas abwesend wirkte. "Soll ich heute mal wieder dein Fell ordentlich bürsten? Du hast den ganzen Tag in dieser engen Tasche verbracht.", fragte sie. Doch die Katze wehrte ab. "Lass mal. Hast du etwas dagegen, wenn ich raus gehe und frische Luft schnappe?", fragte Gatomon. Kari wunderte sich zwar etwas, hatte aber nichts einzuwenden. „Solange du von niemandem gesehen wirst, sicher.“ Allerdings hielten die Leute Gatomon meistens ohnehin für eine echte Katze, wenn man es versehentlich erblickte. Zugegeben, die wenigsten Katzen gingen auf zwei Beinen, doch zumindest das Mauzen hatte ihr Partner inzwischen recht gut drauf. „Ich gehe nur etwas hinauf aufs Dach, keine Sorge.“, meinte es und Kari gab ihr OK. Als es hinaus auf den Gang gelaufen war, begann sie doch etwas sich Sorgen um ihren Partner zu machen. Es verhielt sich seit gestern schon so. Irgendein Gefühl hatte Gatomon beschlossen, doch es konnte dieses nicht wirklich benennen. Kari beschloss, dass sich schon alles in Wohlgefallen auflösen würde und schritt ins Bad um eine Dusche zu nehmen. Sie warf ihre Klamotten in einen Korb und griff nach dem Shampoo. Wenig später ließ sie bereits den angenehmen Wasserstrahl über sich fließen, welcher ihr unverzüglich half, sich von dem anstrengenden Shoppingtag zu erholen. Sie stellte das Wasser ab und griff nach dem Handtuch um sich abzutrocknen. Sie stieg aus der Dusche und sah sich nach ihrem Fön an. Dieser lag einfach im Waschbecken und Kari kümmerte sich um ihre Haare. Seit sie sich diese etwas länger wachsen ließ, war auch der Aufwand etwas größer. Allerdings beklagte sie sich nicht, etwas Veränderung konnte ja nie schaden. Kari hielt kurz inne, als ein Schatten im Spiegel zu sehen war. Allerdings tat sie diesen als Spiegelung ab. Als nächstes beschlich sie das Gefühl, dass es im Badezimmer kälter wurde. War dies ebenfalls nur Einbildung? Im nächsten Moment musste sie feststellen, dass sie auf ihren Instinkt hätte hören sollen. Nein, sie hätte bereits Gatomons Gefühl ernster nehmen sollen. Sie erschrak, als sich plötzlich von hinten eine Hand auf ihren Mund legte. Sie ließ den Fön fallen, welcher zu Boden fiel und den Betrieb einstellte. „Keinen Mucks, Menschlein. Hast du verstanden?“, flüsterte ihr eine tiefe, fast schon düstere Stimme ins Ohr. Kari überlegte, ob sie sich wehren sollte, doch etwas bereitete ihr große Angst. Sie hatte das Gefühl, dass der Eindringling kein Mensch war. Denn immer noch starrte sie in den Spiegel vor sich. Eigentlich hätte sie darin die Spiegelung des Angreifers hinter ihr entdecken müssen. Aber... er besaß keine. Gatomon hatte inzwischen die Tür zum Dach betreten. Erneut beschlich es das selbe Gefühl wie gestern Abend. Irgendetwas war hier oben gewesen. Gatomon konnte immer noch seine Aura spüren. Sie war ihm vertraut und löste Traurigkeit in ihm aus. Das letzte Mal, dass es so etwas gefühlt hatte war... aber nein, das konnte immerhin nicht sein. Seine größte Sorge wurde aber kurz darauf zur Wahrheit. Von oben flatterten schwarze Wesen herab und Gatomon konnte gerade noch so zur Seite springen. Es erkannte nun mehrere Fledermäuse, die es auf es abgesehen hatten. Es riss die Augen weit auf. Nein, das hier konnte nicht echt sein. Sie hatten denjenigen, an den Gatomon im Moment dachte vor 10 Jahren besiegt. Und trotzdem... waren diese Fledermäuse nicht aus Fleisch und Blut. Als Tsubasa auf die Uhr ihres Handys sah, merkte sie, dass sie sich doch recht viel Zeit gelassen hatte. Sie hoffte, dass ihre Mutter nicht zu sauer war. Morgen war zwar keine Schule, doch Tsubasa hatte versprochen eigentlich viel früher wieder zurück zu sein. Doch wie hätte sie ahnen sollen, dass sie auf ihrem Ausflug so die Zeit vergessen würde? Im Nachhinein war sie froh nicht einfach ihrem Plan gefolgt zu sein. Auch wenn Rurimon sicher etwas sauer war, dass es quasi missbraucht worden war. Tsubasa beschloss sich bei dem Digimon zu entschuldigen. Sie wollte gerade dazu ansetzen, da hatte der kleine Drache innegehalten. Es reckte seinen Kopf in die Höhe und wand sich dann um. „Wir müssen zurück!“, sagte es dann. Tsubasa runzelte die Stirn. „Wieso? Hast du etwas vergessen?“ Rurimon verneinte. „Nein, ich orte eine Kugel. Die Energie kommt aus der Richtung, aus der wir kommen!“ Hebimon betrachtete es skeptisch. „Bist du sicher? Vielleicht irrst du dich. Und wieso sollte sie ausgerechnet jetzt zu spüren sein und nicht schon vorher?“ Das konnte Rurimon jedoch nicht beantworten. Aber fest stand, dass es sich absolut sicher war. Tsubasa überlegte kurz was sie unternehmen sollte. Würde sie jetzt zurückgehen, würde sie definitiv erst spät nachts zu Hause ankommen. Der Ärger war vorprogrammiert. Schließlich zückte sie ihr Handy und wollte Kari bitten sich der Sache anzunehmen. Sie ließ es mehrfach klingeln, doch sie ging nicht ran. Stand sie gerade unter der Dusche und hörte es nicht? Es blieb nichts anderes übrig. Tsubasa beschloss umzukehren und Rurimon lief schon mal voraus. Nach einigen Minuten waren sie völlig außer Atem als sie beim Wohnhaus ankamen. Eine ältere Frau verließ es gerade, was es Tsubasa erlaubte, einfach ins Innere zu gelangen. Auch dass diese Rurimon zu Gesicht bekam, kümmerte sie im Moment nicht. Sie fuhr hoch zu Karis Wohnung und klingelte. Ebenfalls ohne Erfolg. So langsam begann sie, sich Sorgen zu machen. „Tsubasa!“, zischte Hebimon und machte auf etwas aufmerksam. Das Mädchen wand sich zur Treppe und erkannte Gatomon herabsteigen. Zu ihrem Entsetzen, schien dieses verletzt zu sein. „Was ist passiert?“, wollte das Mädchen sofort wissen. Gatomon keuchte. „Er... er ist zurück. Ich weiß nicht wie, aber er ist wieder da.“ Tsubasa hingegen verstand kein Wort. „Zurück? Wer denn?“ Gatomon riss sich zusammen. „Myotismon! Er ist hinter Kari her! Aus dem Weg!“ Die kleine Katze versuchte die Tür zu öffnen. Als dies nicht gelang, übte es eine Attacke aus, um diese aufzubrechen. Seine Partnerin würde es ihm später sicher vergeben. Die Gruppe drang ins Innere der Wohnung ein. Sie war leer, von Kari keine Spur. Sie durchkämmten die ganze Wohnung und fanden im Bad dann Spuren eines Kampfes. Es war Tsubasa, die schließlich einen Hinweis entdeckte. Auf dem Bett lag eine blutrote Karte, auf der etwas geschrieben war. „Ich habe den DigiRitter. Wenn ihr sie lebend wiederhaben wollt, bringt Azulongmons Wiedergeburt so wie dessen Buch in die Parkgarage 300 Schritte östlich von hier.“, las sie vor. Gatomon schlug gegen den Pfosten des Bettes. „Das ist alles meine Schuld. Ich habe Kari im Stich gelassen und er konnte sie sich holen!“ Tsubasa konnte nicht glauben, dass diese tatsächlich entführt worden war. Aber hätte es nicht jeden von ihnen treffen können, wenn der Feind hinter Rurimon her war. Gatomon wand sich nun an diesen. „Du musst uns begleiten.“ Der kleine Drache wich unsicher zurück. „Keine Sorge, natürlich liefern wir dich nicht aus. Aber wir müssen so tun, damit Kari-san nichts zustößt.“, versuchte ihm Tsubasa klarzumachen. Rurimon nickte. „Ja, ihr habt recht. Wenn der Feind eine der Kugeln besitzt, müssen wir ohnehin versuchen diese zurückzuholen.“, stand für es fest. „Aber... sollten wir zuerst nicht Verstärkung besorgen?“, wand Hebimon ein. Seine Partnerin stimmte ihm zu. Aber wen sollte sie informieren? Takeshi war bei seinen Großeltern, er schied aus. Shun hatte heute Nachhilfe, müsste inzwischen aber schon zu Hause sein. Doch seine Eltern waren derart streng, dass sie ihm nicht erlauben würden, nachts nochmal aufzubrechen. Besonders nicht ohne plausiblen Grund. „Informiere T.K.“, sagte Gatomon schließlich und Tsubasa nickte. Sie rief diesen an und informierte ihn über die Lage. Er versprach so schnell wie möglich zu ihnen aufzuschließen. Dennoch war ihnen klar, dass sie nicht den Luxus besaßen auf ihn zu warten. Der Gegner hatte Kari in seiner Gewalt und wenn sie sich nicht beeilten, könnte es für sie ganz schön ungemütlich werden. Allerdings würden sie ihm direkt in die Arme laufen. „Hey, Rurimon! Du kannst die Energie der Kugeln doch spüren, oder?“, fragte Tsubasa, obwohl sich das inzwischen erübrigt hatte. Hebimon spürte aber, dass sie auf etwas hinauswollte. „Wir nähern uns einfach aus einer anderen Richtung. Wir überraschen den Feind. Aber.. wir brauchen jemanden, der ihn ablenkt.“, murmelte sie und sah zu Gatomon. Der Feind wusste von Karis Partner und von logischerweise von Rurimon. Doch er konnte nicht sicher sein, wie viele Personen wirklich auftauchen würden. Doch Gatomon zeigte sich schnell einverstanden. „Kein Problem, überlass das ruhig mir! Ich werde Kari definitiv retten!“, stand für es fest. Als alles abgemacht war, machten sie sich auf den Weg und trennten sich auf der Hälfte der Strecke. Rurimon konnte sofort feststellen, wo sich Myotismon und Kari aufhielten. Sie konnten sich ihm also von hinten aus nähern. Dennoch würde es nicht einfach werden. Kari war kalt und es gelang ihr mehr schlecht als recht innerhalb der dunklen Tiefgarage zu sehen. Myotismon hatte ihre Hände gefesselt, aber nicht ihre Beine. Dennoch war an Flucht nicht zu denken, das Digimon hätte sie sofort wieder eingefangen. Sein Ziel war klar, auch ohne, dass er es aussprach. Er konnte es nur auf Rurimon abgesehen haben. „Es wundert mich, dass du für jemand anderen arbeitest als für dich. Und dann noch für jemanden, der sich König nennt. Das hättest du früher nicht.“, versuchte sie ihn zu provozieren. Myotismon beäugte sie nur prüfend. „Früher? Sind wir uns denn schon mal begegnet?“, hakte es skeptisch nach. Kari stutzte. Dann keimte eine Vermutung in ihr auf. Diese konnte sie aber nicht überprüfen und es hätte ihr auch nichts genutzt. Die anderen würden bald da sein um sie zu retten. Vermutlich würden sie Verstärkung angefordert haben, doch alle die in Frage kamen, wohnten nicht unbedingt um die Ecke. Der einzige DigiRitter, der noch in der Gegend war, war Tsubasa. Kari hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt. Sie wollte dem Mädchen einen schönen Tag bescheren und jetzt brachte sie es stattdessen in Gefahr. Dabei hatte sie Tsubasa einfach nur unterstützen wollen. Aber ein Digimon-Angriff konnte ständig passieren, das war nunmal die traurige Realität. Myotismon horchte nun auf und Schritte waren zu vernehmen. Eine kleine Gestalt hatte die Tiefgarage betreten. „Gatomon!“, rief Kari aufgeregt. Es war tatsächlich ihr Partner, der es in die Höhle des Löwen gewagt hatte. Myotismon grinste nur. „Wehe du hast Kari etwas angetan! Dann wirst du es bereuen!“, schrie es den Gegner wüst an. Der Vampir streckte seine Hand aus. „Das kommt ganz auf dich an. Wie ich sehe hast du das Buch nicht dabei. Muss ich davon ausgehen, dass du nichts von unserem Deal hältst und ich das Menschlein hier aussaugen darf?“ Die Provokation wirkte und Gatomon preschte nach vorne. Myotismon wich mühelos aus und stieß die Katze gegen einen Betonpfeiler. Dieses hielt sich schmerzend die Pfote. „Gatomon, in dieser Form hast du keine Chance gegen es!“, warnte seine Partnerin. Doch das Digimon wollte nicht hören. „Das weiß ich doch! Aber... in dieser Form... hat es mich stets misshandelt. Ich bin es also gewöhnt.“ Myotismon hob aber nur eine Augenbraue. „Misshandelt? Was redest du da? Sind wir uns schon mal begegnet?“, wollte es wissen. Gatomon starrte den Feind unwirsch an. „Was faselst du da? Du hast mich jahrelang misshandelt und mich dann zu deinem Sklaven gemacht! Das werde ich dir niemals verzeihen! Und das mit Wizardmon schon gar nicht.“ Doch noch immer erfolgte seitens Myotismons keine Reaktion. Damit bestätigte sich Karis Vermutung von vorhin. „Gatomon, er erinnert sich nicht!“, rief sie ihrem Partner zu. Das Katzen-Digimon sah sie perplex an. „Verstehst du nicht? Das hat mit dem Reboot zu tun. Darum ist Myotismon auch wieder zurück. Seine Daten wurden zurückgesetzt und diese Version hatte nie das Vorhaben, die Menschenwelt anzugreifen!“ Es dauerte eine Weile bis Gatomon sich einen Reim darauf machen konnte. „Nach dem Reboot haben wir dich gefunden, bevor Myotismon es tun konnte. Darum ist er dir aus seiner Perspektive niemals begegnet. Er erinnert sich nicht an das, was er dir oder den anderen angetan hat.“, vollführte die DigiRitterin ihre Schlussfolgerung. Myotismon selbst wirkte unbeteiligt, er hatte keinen Schimmer wovon sie sprach. Gatomon torkelte hin und her. „Ver...gessen. Er hat es... vergessen?“ Sofort drängten sich dem Digimon wieder die Erinnerungen auf, wie Myotismon es geschlagen und gequält hatte. Und wie es Wizardmon in Stücke gerissen hatte. Das alles... sollte Myotismon schlichtweg vergessen haben? Wenn diese Erinnerungen es selbst auf ewig verfolgen würden? „Wie kannst du... so etwas vergessen?“, ging es erneut wütend auf den Gegner los. Dieser schlug Gatomon erneut weg, doch dieses sprang von einem Pfeiler ab und griff Myotismon erneut mit einer Blitzpfote an. Damit verursachte es tatsächlich einen Kratzer an seiner Wange. Doch damit machte es den Gegner nur noch wütender. Es packte Gatomon und drückte seinen Hals zu. „Gatomon!“, schrie Kari verzweifelt. Ihrem Partner war es unmöglich sich selbst zu befreien. Doch das musste er zum Glück auch nicht. „Giftaxt!“, wurde Myotismon von hinten getroffen. Es wurde weggeschleudert und Gatomon von seiner Umklammerung befreit. Aus der Dunkelheit tauchte eine furchteinflößende Kobra auf. Hinter ihr kamen ein blondes Mädchen und ein kleiner Drache zum Vorschein. „Tsubasa! Ihr dürft ihn nicht unterschätzen!“, warnte Kari. Zu deutlich waren die Erinnerungen, dass Myotismon selbst mit Ultra-Digimon spielend fertig wurde. Dieses öffnete nun seinen Mantel und ließ seine Fledermäuse auf Sandiramon los. Diese umschwirrten es und setzten ihm mit ihren Bissen stark zu. Tsubasa eilte zu Kari und befreite sie von ihren Fesseln. Sie kramte nun in ihrer Hosentasche und hielt plötzlich etwas in der Hand. „Hier, das habe ich mitgebracht.“, reichte sie es Kari. Diese nahm es entgegen und erkannte, dass es sich um ihr Digivice handelte. Sofort hellte sich ihre Stimmung auf. Sie erhob sich und überprüfte Gatomons Zustand. „Hey, alles in Ordnung? Kannst du... kämpfen?“ Doch für ihren Partner schien dies eine Selbstverständlichkeit zu sein. Es erhob sich und stellte sich dem Feind entgegen. „Kari... bitte... gib mir deine Kraft.“ Die DigiRitterin nickte und hob ihr Digivice. „Gatomon Ultra-Digitation zuuuu.... Angewomon!“ Tsubasa fiel aus allen Wolken als aus der kleinen Katze plötzlich ein wunderschöner Engel wurde. Während die Fledermäuse immer noch an Sandiramon nagten, spannte Angewomon einen Bogen aus dem Nichts. „Pfeil des Lichts!“, feuerte es ihren Angriff ab und der Pfeil traf Myotismon direkt in die Schulter. Dieser fluchte und er kochte vor Wut. Er überlegte einen Moment, dann trat es den Rückzug an. Es floh aus der Tiefgarage und auch seine Fledermäuse lösten sich auf. „Wir dürfen es nicht entkommen lassen, Kari!“, sagte Angewomon deutlich. Ihrer Partnerin war dies bewusst und sie folgte Angewomon, die nach draußen flog. Nachdem sich Tsubasa über Sandiramons Unversehrtheit überzeugt hatte, folgten auch die beiden. Draußen angekommen hatte Myotismon inzwischen gestoppt. Er war wohl doch stärker verwundet als erwartet. Angewomon wollte erneut angreifen, doch der Vampir schien noch einen Trumpf im Ärmel zu haben. Es holte eine blaue Kugel aus seinem Mantel hervor und grinste dabei. Rurimon war der erste, der das Unglück erkannte. „Oh nein! Er will die Kraft nutzen um sich selber stärker zu machen!“, warnte es. Myotismon biss in die Kugel und verschlang sie wie einen Happen. Es begann zu glühen und sich zu verformen. „Verdammt, wir konnten es nicht verhindern! Wird es jetzt zu VenomMyotismon? Oder gar MaloMyotismon?“, befürchtete Kari. Der Gegner lachte nur und wurde immer größer. Bald stand ein haushoher, lilafarbener Koloss vor ihnen. „Nicht ganz, aber ihr dürft mich gerne NeoMyotismon nennen.“ Sogar Sandiramon ließ nun etwas den Kopf hängen. „Tsubasa... ist das jetzt das Karma dafür, dass wir einen schönen Tag hatten?“ Seine Partnerin ballte die Fäuste. „Jetzt lass dich nicht unterkriegen! Es ist nur ein bisschen größer geworden!“, wollte sie nicht so schnell aufgeben. NeoMyotismon fuhr seine Kralle aus und ließ sie auf seine Gegner hinabfahren. Sandiramon konnte Tsubasa gerade noch so wegstoßen und Angewomon schützte Kari mit ihrem Körper. Danach flog sie hoch und schoss einen Pfeil auf das Monster. Dieser verpuffte aber sofort. Myotismon war zu mächtig geworden. Es fuhr erneut seine Kralle aus, welche Kari packten. „Ich werde dem König beweisen, dass ich sein stärkster General bin. Dafür werde ich euch alle zerquetschen!“, drohte er an. Sandiramon setzte seine Gift-Axt gegen eines seiner Beine ein, doch das verursachte leider so gut wie keinen Schaden. NeoMyotismon packte nun fester zu und Angewomon stieß Schmerzensschreie aus. Es schien eine Drohung wahrzumachen und das Digimon zu zerquetschen. Zumindest bis es von einem weiteren Angriff getroffen wurde. Ein Lichtstrahl traf es und es torkelte zurück. Dabei ließ es Angewomon los, welche zu Boden fiel. Tsubasa sah hoch und erkannte einen weiteren Engel. Doch dieser wirkte eher männlicher und hielt den Gegner erst einmal in Schach. „Kari! Alles in Ordnung?“, erklang eine Stimme aus der näheren Entfernung. Jemand kam angeflogen und Tsubasa erkannte in der Dunkelheit erst beim zweiten Blick, dass es sich um T.K. handelte. Er hatte es also rechtzeitig geschafft. „Ja, ich bin unverletzt. Aber wir stecken ziemlich in der Klemme.“, erwiderte sie. T.K. schien das aber nicht so zu sehen. „Nein, Myotismon ist wie immer alleine. Darum wird er auch verlieren wie immer. Angemon lenkt ihn ab und du und Gatomon gebt ihm den Rest. Klar?“ Er reichte Kari die Hand und half ihr auf. Auch Angewomon schien wieder fit zu sein und bereit für den Kampf. Kari hob ihr Digivice und verhalf ihrem Partner zur nächsten Stufe. „Angewomon Mega-Digitation zuuu.... Magnadramon!“ Tsubasa staunte nicht schlecht, als der ohnehin schon wunderschöne Engel sich in einen noch schöneren Drachen verwandelte. Dieser flog nun in die Lüfte. Diesmal war es Magnadramon, der Angemon vor einem vernichtenden Hieb seitens NeoMyotismons rettete. „Fall zurück, ich übernehme ihn jetzt!“, wies es den Engel an. Der kolossale Gegner lachte aber nur. „Habt ihr es immer noch nicht verstanden! Ich bin nun unbesiegbar!“ Das schien Magnadramon anders zu sehen und flog direkt auf seinen Kopf zu. Es öffnete sein Maul und schoss eine Lichtwelle daraus. Der große Vampir wurde getroffen und fiel nach hinten. Die Stelle an seinem Kopf rauchte und er schien Teile seiner Sicht eingebüßt zu haben. „Myotismon, du plagst die DigiWelt bereits viel zu lange. Diesmal wirst du ein für alle Mal für deine Taten bestraft werden. Feuerwind!“ Ein weiterer Strahl verließ sein Maul, diesmal gezackter und er schien den Gegner an mehreren Stellen des Körpers gleichzeitig zu treffen. Als sich NeoMyotismon in Daten auflöste, lachte es nicht mehr. Bald war nichts mehr von ihm übrig und der Sieg ging an die DigiRitter. Magnadramon landete wieder und verwandelte sich in Gatomon zurück. Angemon und Sandiramon taten es ihm wenig später gleich. „Kari... ich bin... erschöpft...“, ließ sich das Katzendigimon vor ihr nieder. Kari streichelte es sanft über den Kopf. Es hatte wirklich alles gegeben. „Ich fahre euch jetzt nach Hause. Deine Mutter wird sich schreckliche Sorgen machen.“, wandte T.K. sich auch an Tsubasa. Diese verzog die Lippen. „Keine Ahnung was ich ihr sagen soll. Sie wird sicher ausrasten.“, fürchtete sie. T.K. versicherte ihr jedoch, dass sie schon eine geeignete Ausrede finden würden. Kari war die erste die zu Hause abgeliefert wurde. Ihr Freund half ihr sogar dabei, die Tür notdürftig zu reparieren, die Gatomon zuvor ramponiert hatte. Dieses wollte sich entschuldigen, doch Kari legte ihm einen Finger auf den Mund. Das war überhaupt nicht nötig. Gatomon hatte nicht gezögert ihr sofort zur Hilfe zu kommen. Doch jetzt war der Alptraum vorbei. Myotismon war ein für alle Mal besiegt. Das einzige, was ihr noch Sorgen bereitete, war, dass sein Boss nicht so einfach aufhören würde. Doch das war ein Problem für einen anderen Tag. Sie verabschiedete sich von Tsubasa und nahm sie noch einmal in den Arm. Das Mädchen selbst ließ sich von T.K nach Hause bringen und täuschte gegenüber ihrer Mutter eine Autopanne vor. Danach fiel sie komplett erledigt ins Bett. Auch Rurimon und Hebimon kauerten zusammen auf einer Schlafstelle. Bevor sie einschlief, fragte sie sich, wie lange es noch dauern würde, bis sie und Hebimon wohl so stark werden würden wie T.K. oder Kari. Kapitel 11: Folge 11 - Hochzeit ------------------------------- Takutoumon schäumte vor Wut, als seine Diener etwas in seinen Thronsaal transportierten. „Das... ist alles, was von Myotismon übrig geblieben ist?“, starrte er auf eine rote Maske. Seine Diener bestätigten es ihm. Mit der Faust schlug er auf seinen Thron. Ein weiterer seiner Generäle hatte ihn enttäuscht. Hatte er einen Fehler gemacht, indem er sie auf diese Weise ausgewählt hatte? Ein weiterer seiner Generäle trat nun vor und bat um das Wort. Der König gewährte es ihm. „Myotismons Untergang hat er seinem Ego zu verdanken. Er hat sich für unangreifbar gehalten.“ Der König war geneigt, ihm zuzustimmen. „Und das ist bei dir anders, Mephismon?“, wollte er wissen. Der General, der wie ein Dämon mit Schafskopf aussah, bejahte. „Das Problem ist einfach, dass zu viele von diesen Menschen und diesen DigiRittern existieren. Wir müssten sie alle zusammen erwischen, um das Problem ein für alle Mal zu lösen.“ Takutoumon überlegte einen Moment. „Das ist gar keine so schlechte Idee. Wie es der Zufall will, haben mir meine Spione mitgeteilt, dass die DigiRitter in wenigen Tagen eine Art Fest abhalten. Nahezu alle sollen dort versammelt sein. Das wäre in der Tat eine gute Gelegenheit zuzuschlagen.“ Mephismon horchte auf. „Ein Fest? Was haben diese Menschen schon zu feiern? Glauben sie etwa, sie hätten uns schon besiegt?“ Takutoumon faltete die Hände. „Dann geh und erteile ihnen eine Lehre. Zeig ihnen, dass wir Digimon die überlegenere Spezies sind!“, trug er seinem Diener auf. Mephismon versprach, siegreich zurückzukehren und machte sich dann auf den Weg. Ken war heute früher aufgestanden als sonst. Aufgrund seiner inzwischen leitenden Position war er stets früh morgens auf, doch heute war alles anders. Einzig allein Wormmon schlief in seinem Korb und wirkte, als könnte die Welt ihm nichts anhaben. Ken wurde neidisch, er hätte gerne mit seinem Digimon getauscht. Er probierte gerade seinen Anzug an, dieser wirkte noch feiner als der, welchen er bei der Arbeit trug. Im selben Moment fragte er sich, wie Yolei aussehen würde. Er hatte das Kleid bereits gesehen, das diese gemeinsam mit Mimi ausgesucht hatte. Allerdings sahen Kleider an jemandem noch einmal anders aus als am Ständer. Als er fertig war, ging er das Wagnis ein, Wormmon zu wecken. „Hm? Was? Wie spät ist es? Habe ich es verpasst?“, wollte es wissen. Ken konnte seinen Partner beruhigen. Es war noch jede Menge Zeit bis zur Hochzeit. Auch wenn das die Nervosität nicht kleiner machte. Yolei wartete bereits, Mimi und Kari halfen ihr bei den Vorbereitungen. Schließlich sammelte er Wormmon auf und machte sich auf den Weg zum wichtigsten Tag in seinem Leben. Takeshi hatte heute nicht gefrühstückt, da er sich sicher war, bei der Hochzeit so oder so genug Torte zu verschlingen. Er sah zu Prismamon, sparte sich aber die Frage, ob dieser Torte mochte. Bisher hatte er die Erfahrung gemacht, dass sein Partner alles mögliche in sich hineinschlang. Rurimon würde er ebenfalls mitnehmen. Da alle DigiRitter, die er bisher kennengelernt hatte, anwesend sein würden, gäbe es niemanden, der den kleinen Drachen im Notfall beschützen könnte. Es war also sicherer, wenn er mit ihm kam. Seine Mutter klopfte und fragte, ob er heute zu Hause sei. Takeshi verneinte, er hatte noch gar nicht Bescheid gesagt, dass er heute schon etwas vorhatte. Als er erwähnte, dass er zu einer Hochzeit eingeladen worden war, hätte er eigentlich damit rechnen müssen, dass seine Mutter ihn so nicht gehen lassen wollte. Sie suchte die besten Klamotten für ihn heraus und verpasste ihm eine neue Frisur. „Du musst schon nach etwas aussehen, wenn du eine Hochzeit besuchst.“, hatte sie gesagt. Nachdem Takeshi ihrer Meinung nach endlich bereit war, hatte es dieser gar nicht eilig genug, zusammen mit dem Digimon das Haus zu verlassen. Er hatte sich mit Shun und Takeshi an der nächsten Kreuzung verabredet, wo diese bereits auf ihn warteten. Tsubasa hatte sich ein weißes Sommerkleid angezogen, während Shun mit seiner Schuluniform vorlieb nahm. Dessen Mutter hatte ihm noch ein Geschenk mitgegeben und Takeshi überlegte, ob er auch schnell etwas kaufen sollte. Aber was schenkte man bei so einer Hochzeit? Einen Reiskocher eventuell? Nein, das hätte sein Taschengeld gesprengt. Tsubasa tat die Sache aber ab. Auch sie hatte gefragt, doch Yolei hatte ihr versichert, dass sie von Kindern ohnehin nichts annehmen würde. Sie ließen sich von Tsubasa leiten, welche die Location bereits kannte, da sie neulich ausgeholfen hatte. Dort hatten sich bereits mehrere Gäste eingefunden und die drei mischten sich einfach unter sie. Davis hatte ihnen erklärt, dass ihre Familien alle über Digimon Bescheid wussten, aber dennoch zögerten sie noch, ihre Partner herauszuholen. In der Halle erkannten sie Davis und Ken, Veemon und Wormmon standen ebenfalls bei ihnen. Keiner der Gäste schien sich noch groß über die Wesen zu wundern. „Ah, gut ihr seid schon da. Ich weise euch die Plätze zu. Falls... ich mich noch daran erinnere, welche eure waren.“, begrüßte sie der Bräutigam. Davis legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ganz ruhig, es wird schon alles klappen. Ihr habt immerhin jedes Detail geplant.“ T.K. trat an die Gruppe heran und räusperte sich. „Und was ist mit dir, Davis? Sicher, dass du an den Ring gedacht hast? Du bist immerhin der Trauzeuge.“ Dieser reagierte empört. „Na hör mal! Für wen hältst du mich? Als ob ich so etwas Wichtiges vergessen könnte! Ich habe ihn gleich hier in meiner...“ Davis kramte in seinen Taschen, wurde aber nicht fündig. „Oh, du hast recht. Ich habe ihn im Wagen gelassen.“ Ken warf den Kopf zurück. „Davis! Ich muss mich heute auf dich verlassen können!“ Sein Freund beruhigte ihn so gut es ging. „Kannst du ja auch! Ich werde ihn dir schon im richtigen Moment überreichen. Ich hole ihn gleich.“, versicherte er und lief los. Dafür trat ein anderer Mann zu ihnen. „Davis wie er leibt und lebt. Das hättest du einplanen müssen indem du ihn zum Trauzeugen machst.“ Er war fein gekleidet, trug eine Aktentasche bei sich und hinter ihm schielte ein Digimon hervor. Es war gelblich und gut gepanzert. Shun erinnerte es an ein Gürteltier. „Cody, du hast es geschafft. Ich habe mir schon Sorgen gemacht.“, grüßte Ken seinen Freund. Dieser lächelte. „Als ob ich deine und Yoleis Hochzeit verpasse. Dafür stelle ich auch gern das Lernen zurück.“ Ken und T.K. stellten den Kindern ihren Freund Cody vor, der momentan sein Staatsexamen ablegte. „Wenn eure Digimon mal Schäden verursachen, wendet euch einfach an mich.“, sagte der zukünftige Anwalt spaßhaft. Auf jeden Fall hätte er ein Monopol für diesen Geschäftsbereich, dachte Takeshi. Nun konnten auch Prismamon und die anderen nicht mehr an sich halten und kletterten aus ihren Verstecken. Interessiert an dem neuen Digimon begrüßten sie Armadillomon. In einiger Entfernung kamen Hawkmon und Gatomon angelaufen. „Ein Notfall! Es gibt ein Problem.“, verkündete der kleine Falke lautstark. Ken seufzte. „Was ist denn jetzt schon wieder?“ „Das Kleid hat einen Riss.“, berichtete Gatomon. Das war zwar kein Weltuntergang, doch Ken war sich da bei Yolei nicht sicher. Tsubasa meldete sich schließlich freiwillig, um zu helfen. Sie suchte den Raum auf, der für die Umkleide genutzt wurde, wo sie bereits Yolei, Mimi und Kari vorfand. Diese hatten Mühe, ihre Freundin zu beruhigen. Yolei lief auf Tsubasa zu und packte sie an den Schultern. „Es ist eine Katastrophe! Die zwei wollen mir ernsthaft vorschlagen, es zu nähen! Aber das sieht man doch!“, wandte sie ein. Tsubasa zweifelte daran, dass die meisten Gäste dem wirklich Aufmerksamkeit schenken würden, verstand aber Yoleis Drang zur Perfektion. „Ähm... und wenn wir die genähte Stelle verdecken? Indem wir den Schleier zum Beispiel anders positionieren, oder so?“ Sie nahm an, dass man ihre Idee schnell abtat, doch Yolei war tatsächlich überzeugt. Sie überließen die Arbeit Kari, welche noch am ausgeglichensten wirkte. Bald war die Stelle genäht und Mimi werkelte daran, diese so gut wie möglich zu verbergen. Tsubasa musste zugeben, dass das Kleid wirklich beeindruckend aussah. „Yolei-san... sieht wirklich wunderschön aus.“, konnte sie mit diesem Kompliment nicht an sich halten. Kari musste ihr zustimmen. Dabei hatte sich ihre Freundin bisher noch nicht einmal geschminkt. „Keine Sorge, du wirst auch einmal ein so schönes Kleid tragen.“, versicherte sie dem Mädchen. Diese errötete und ruderte mit den Händen. „Wie? Ach Quatsch! Was für eine Vorstellung! Ich werde noch lange nicht daran denken. Vielleicht wenn ihr alle schon lang verheiratet seid oder so.“, wehrte sie sich gegen den Gedanken. Kari rang sich ein Lächeln ab. „Ach Unsinn. Ich bin doch das Paradebeispiel für unerwiderte Liebe.“ „Äh...“, bekam Tsubasa nur heraus und wusste nicht, was sie sonst erwidern sollte. Mimi streckte die Hände wie zum Sieg in die Höhe. Yolei tat die ersten Schritte, um sich an das Kleid zu gewöhnen. Sie war zufrieden und die nächste Etappe konnte folgen. Mimi begann, sie zu schminken, Tsubasa hingegen traute sich nicht, etwas beizutragen. Sie hätte bestimmt etwas falsch gemacht. „So, fertig! Ken wird begeistert sein.“ Yolei hoffte, dass sie recht behalten würde. Immerhin war es nicht einmal mehr eine Stunde bis zur Trauung. Davis war endlich zurückgekehrt und zeigte den Ring vor. Die Blicke der anderen sprachen Bände, dass sie ihm auch durchaus zugetraut hätten, diesen zu Hause vergessen zu haben. Gatomon entging nicht, dass sowohl Hawkmon als auch Wormmon einen missmutigen Eindruck machten. Es scherte zu ihnen und erkundigte sich, ob alles in Ordnung sei. Wormmon sah es mit seinen Glubschaugen an. „Es ist nur... der Ring sieht so schön aus. Ich würde auch gerne so etwas tragen. Immerhin bin ich Kens Partner.“ Gatomon konnte sich ein Lachen nicht unterdrücken. „Ja, aber der Ring ist eher für den Partner fürs Leben. Also... nicht dass du das nicht für Ken wärst, aber... du weißt schon, was ich meine.“ Hawkmon räusperte sich. „Das ist auch nicht direkt das Problem. Wormmon war unglücklich darüber, dass es generell keinen Ring tragen kann. Es hat nämlich keine Finger.“, klärte dieses auf. Wormmon starrte auf seine Füßchen und ließ seine Fühler hängen. „Stimmt. Ich werde nie sowas tragen können.“ Hawkmon tätschelte ihm den Kopf. „Tja, ich würde nicht mit dir tauschen wollen.“ Gatomon verengte die Augen. „Ähm... dir ist klar, dass auch du keinen Ring tragen kannst? Du hast Flügel statt Hände, falls dir das noch nicht aufgefallen ist.“, holte es Hawkmon zurück auf den Boden der Tatsachen. Dieser betrachtete seine Flügel und ließ sich dann neben Wormmon sinken. „Gatomon hat recht. Wir sind Ausgestoßene.“, jammerte es nun auch. Gatomon seufzte und wandte sich an Kari, die gerade wieder zurückgekommen war. Es flüsterte seiner Partnerin etwas zu und diese nickte. Kaum 10 Minuten später kehrte Gatomon zu den beiden entmutigten Digimon zurück und holte etwas hervor. Hawkmon sprang als erstes auf. „Das sind ja...“, starrte es auf die Gegenstände in der Pfote des Digimon. „Bedankt euch bei Kari, sie hat euch diese Ringe aus dem Kaugummiautomaten um die Ecke gezogen.“, erklärte es und brachte erst einen Ring an Wormmons linken Fühler und den anderen an Hawkmons rechten Bein an. Kari hatte ihr erzählt, dass man das auch bei echten Falken machte, um daran Botschaften anzubringen. Wormmon und Hawkmon betrachteten ihre neuen Ringe und fielen Gatomon in die Arme. Sie waren unendlich dankbar. Tsubasa war inzwischen zurück und gemeinsam mit Takeshi und Shun wurden ihnen Plätze zugewiesen. Sie waren weiter hinten, doch das war in Ordnung. Die Sicht nach vorne war gut genug. Ken hatte gerade seine Eltern zu ihren Plätzen geführt. „Ich kann es gar nicht glauben, dass unser Ken tatsächlich heiratet.“, kam es von seiner Mutter. Der Bräutigam verzog die Lippen. „Hey, das klingt fast so, als wäre das für mich aussichtslos gewesen.“ Sein Vater lachte. „Das hat deine Mutter natürlich nicht gemeint. Wir sind einfach glücklich, Yolei als unsere Schwiegertochter zu bekommen. Sie ist wirklich gut für dich.“, meinte er. Ken nickte. Dem konnte er nichts entgegensetzen. Er wurde gerufen und ließ seine Eltern fürs erste allein. Als er einige Schritte gegangen war, sah er noch einmal zurück. Er hielt inne. Für einen Moment hatte er Sammy auf dem Stuhl neben ihnen gesehen. Zu gern hätte Ken diesem gesagt, wie glücklich er am heutigen Tag war. Aber wer weiß... vielleicht wusste es dieser ja auch. Dann traf schließlich der Priester ein und die Zeremonie schien langsam zu beginnen. T.K. und Kari waren die letzten, die sich setzten, während Davis vorne in Position ging. Schließlich betrat Yolei in Begleitung von Mimi die Halle und Ken stockte der Atem. Yolei wirkte wunderschön in ihrem Kleid und er konnte es immer noch nicht glauben, dass er kurz vor der Trauung stand. Beide standen sich nun gegenüber und der Priester begann zu sprechen. Doch die Aufmerksamkeit war natürlich an das junge Brautpaar gerichtet. Ken hielt Yoleis zarte Hand in seiner und blickte tief in ihre strahlenden Augen. Sein Herz pochte vor Aufregung, als er begann, sein Gelübde der Liebe und Treue zu sprechen. "Yolei, seit dem Tag, an dem ich dich zum ersten Mal sah, wusste ich, dass du die Frau meines Lebens bist. Du hast mein Herz im Sturm erobert und mein Leben mit Freude und Liebe erfüllt. Ich verspreche dir, immer an deiner Seite zu stehen, in guten wie in schlechten Zeiten. Ich werde dich lieben, achten und respektieren, solange ich lebe. Mit diesem Ring verspreche ich dir meine unendliche Liebe und Hingabe." Er musste sich erst leise räuspern, um Davis ein Zeichen zu geben. Dieser reichte ihm schließlich den Ring und Ken steckte ihn Yolei an. Yoleis Augen glänzten. Sie ergriff seine Hand fester und begann, ebenfalls ihr Gelübde zu sprechen. "Ken, du bist meine große Liebe, mein bester Freund und mein Partner fürs Leben. Du hast mein Leben mit Licht und Liebe erfüllt, und ich bin unendlich dankbar, dass ich dich gefunden habe. Ich verspreche dir, dich zu lieben, zu unterstützen und zu schätzen, in allen Höhen und Tiefen. Ich werde immer an deiner Seite sein und dich durch das Leben begleiten. Ich verspreche dir meine ewige Liebe und Treue." Ein Lächeln breitete sich auf Kens Gesicht aus, als er die Worte seiner geliebten Yolei hörte. Die beiden tauschten liebevolle Blicke aus und wandten sich dann dem Priester zu, um das Ja-Wort zu sprechen. "Und nun", sagte der Priester feierlich, "aufgrund eurer Liebe und eurer Versprechen, erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau. Ihr dürft euch jetzt küssen." Ken und Yolei lächelten sich an, bevor sie sich zärtlich umarmten und sich einen liebevollen Kuss gaben. Während der ganzen Zeremonie war es jedoch niemandem aufgefallen, dass diese einen Gast hatte, den niemanden hatte wahrnehmen können. Eine Kreatur mit dämonischen Kopf hatte sich die ganze Zeit im Schatten versteckt gehalten. Wortwörtlich, denn Mephismon besaß die Fähigkeit, diese zu seinem Reich zu machen. Besonders an einem Ort wie diesen, wo sich möglichst viele Personen aufhielten, gab es logischerweise auch viele Schatten. Jedoch hatte es beschlossen, noch nicht zuzuschlagen. Gogmamon und Myotismon – es war nicht zu glauben, dass sie vom ehrwürdigen König den Titel General erhalten hatten – hatten den Fehler gemacht und den Feind direkt angegriffen. Zwar hatte Mephismon dies auch vor, hatte jedoch die Möglichkeit, all ihre Feinde auf einmal auszulöschen. Und dafür hatte es einen Plan entwickelt. Es hatte inzwischen herausgefunden, dass die Digimon ihre Kraft von ihren menschlichen Meistern erhielten. Und dazu verwendeten diese Geräte, um ihre Digimon zur Digitation zu zwingen. Alles, was Mephismon tun musste, war also, diese an sich zu nehmen. Und genau dafür eignete sich seine Schattentechnik am besten. Die Aufmerksamkeit aller Menschen war auf ihre Zeremonie gerichtet, niemand hätte auch nur die Idee gekommen, dass sie einem unsichtbaren Angriff ausgesetzt waren. Die Schatten schlichen sich nun in die Taschen und anderen Behälter, welche die DigiRitter mit sich führten, und zogen ihre DigiVices mit sich. Es hatte bereits drei an sich genommen. Es überlegte, ob es erst die nächsten drei von den Gästen ganz hinten holen sollte. Das Problem war, diese ihre Geräte um das Armgelenk trugen. Das würde es schweren, diese unbemerkt an sich zu nehmen. Sollte es sich erst diese der DigiRitter vorne am Altar holen? Es beschloss, dass dies die sicherste Vorgehensweise war. Kaum bewegte es sich nach vorne, hielt es jedoch inne. Eines der Digimon starrte ihn an. Das war eigentlich nicht möglich, da er im Schatten völlig unsichtbar sein sollte. Dann verstand er, warum. Takeshi war überrascht, als Rurimon plötzlich von seinem Stuhl sprang und auf den Gang zwischen den Stuhlreihen zulief. „Hey, du kannst nicht einfach...“, wollte der Junge es davon abhalten. Doch er erwischte den Drachen nicht mehr. Prismamon überblickte die Situation als erstes. „Takeshi! Ruri muss eine der Kugeln gerochen haben!“, erklärte es das Verhalten seines Freundes. Shun beäugte ihn skeptisch. „Was? Hier drin? Und wieso nicht schon vorher?“ Sie erhielten die Antwort auf diese Frage schneller als erwartet. Rurimon streckte seine Hand aus und ein blaues Licht erfüllte den Bereich der Halle. Es war das Licht der Kugel. Diese zwang Mephismon nun auch, aus seinem Schatten zu kommen. Aus seiner Deckung gedrängt stand es nun direkt zwischen den Gästen. Einige sprangen auf, andere stießen Schreie aus. Das Digimon fluchte angesichts, dass es seinen Überraschungsvorteil verloren hatte. Es beschloss schnell zu reagieren und eilte nach vorne. Davis sollte sein erstes Opfer sein. Mit seiner Technik zog es dessen DigiVice aus seiner Tasche und machte es sich zu eigen. Weiter kam es jedoch nicht. Gatomon reagierte schnell und verpasste ihm einen Hieb mit seiner Blitzpfote. Wormmon und Hawkmon stellten sich schützend vor ihre Partner. Während Veemon und Palmon immer die Situation analysierten, reagierte T.K. sofort. „Alle herhören! Bitte verlasst jetzt alle die Halle, wir kümmern uns darum!“ Das musste er den Gästen nicht zwei Mal sagen. Während sich diese erhoben, positionierten sich Patamon und Armadillomon vor ihnen, um zu verhindern, dass Mephismon einen Angriff in die Menge starten würde. Mimi beschloss die Initiative zu übernehmen. Sie nickte Palmon zu und gemeinsam koordinierten sie die Menge. „Gut, ihr folgt mir jetzt alle nach draußen! Wir suchen einen sicheren Bereich!“, kündigte sie an. Alle waren froh, ihr diese Angelegenheit überlassen zu können. Takeshi und seine Freunde hatten es schwer, sich in die entgegengesetzte Richtung durchzuschlagen. Die Rookie-Digimon begannen Mephismon anzugreifen, doch dieser wich ihnen spielend aus. Kari war inzwischen aufgefallen, dass ihr DigiVice verschwunden war. Auch T.K und Cody mussten feststellen, dass es bei ihnen ebenso war. Es setzte nun eine Attacke ein, welche Gatomon, Patamon, Armadillomon und Veemon fortschleuderte. Takeshi nickte Shun und Tsubasa zu. Sie hatten ihre DigiVices noch, es lag also an ihnen, sich um den Gegner zu kümmern. Zum Glück waren ihre Partner bereit für den Kampf und gingen in Position. Danach ging die Transformation bereits los. „Prismamon digitiert zuuuuu.... PrismKnightmon!“ „Hebimon digitiert zuuuu.... Julungumon!“ „Koemon digitiert zu...... Lianpumon!“ Mephismon ging in Verteidigungsposition. Allerdings hatte es seine Ausaufgaben gemacht. Diese drei waren noch nicht lange DigiRitter. Es war sich sicher, ihre fehlende Erfahrung auszunutzen und einen Sieg zu erringen. Es attackierte sie mit seinem Schattenangriff. PrismKnightmon brachte sein Schild in Position, um die anderen beiden zu schützen. Ken wandte sich mittlerweile an Yolei. „Yolei, bring dich in Sicherheit. Ich werde sie unterstützen.“ Doch seine Frau dachte nicht daran. „Soll das ein Scherz sein? Ich habe mein DigiVice auch noch, ich kann euch also zur Hand gehen.“ Ihr Mann war überrascht von ihrem Elan. „Aber... das hier sollte doch der schönste Tag für uns werden. Du musst nicht...“, doch Yolei schien sich entschieden zu haben. „Ja, das sollte der schönste Tag unseres Lebens werden. Darum werde ich diesem Digimon niemals verzeihen! Du hoffentlich auch nicht. Hawkmon!“ Der kleine Falke schien genauso motiviert zu sein. Der letzte Gast schien nun evakuiert worden zu sein, es gab keinen Grund mehr, sich zurückzuhalten. Yolei und Ken nutzten ihre DigiVices, um die jüngeren DigiRitter zu unterstützen. „Wormmon digitiert zuuuu.... Stingmon!“ „Hawkmon digitiert zu..... Aquilamon!“ Mephismon wich zurück. „Nun gut, mein Plan hat nicht so funktioniert wie erhofft. Dann gebe ich eben mit weniger zufrieden.“ Nun verschwand es im Boden, ein Schatten bewegte sich im Flur entlang, unter den DigiRittern hindurch. Takeshi wandte sich um und erkannte das Unglück sofort. Mephismon tauchte wieder auf und ergriff Rurimon. „Hab ich dich. Du wirst meine Trophäe, die ich dem König überreiche.“ Es machte sich daran, aus der Halle zu verschwinden, doch das durften sie natürlich nicht zulassen. „Lasst es nicht entkommen!“, meinte Davis noch sagen zu müssen. Aquilamon und Stingmon, welche in der Lage waren zu fliegen, reagierten als erstes. Sie waren am schnellsten und konnten Mephismon einholen, als dieser gerade ins Freie gestürmt war. Sie attackierten den Gegner, welcher nach hinten geschleudert wurde. Scheinbar wagte es nicht, seine ganze Kraft einzusetzen, da es das Buch hätte beschädigen können. Takeshi und die anderen waren draußen angekommen und wiesen ihre Partner an, die bereits kämpfenden Digimon zu unterstützen. Die Gäste schienen bereits in Sicherheit gebracht worden zu sein, sie mussten sich nicht mehr zurückhalten. Zumindest was die Umgebung betraf, denn Mephismon hatte immer noch Rurimon in seiner Gewalt. Doch es war Lianpumon, das den Tag rettete. Es setzte sich nun eine schwarze Maske auf, was ihm erlaubte, Mephismons Technik zu kopieren und ebenfalls in den Schatten zu verschwinden. Es tauchte direkt neben ihm wieder auf und griff sich den kleinen Drachen. Kaum war es damit wieder abgehauen, verlor dieser seine Geisel. Der Feind kochte natürlich vor Wut. "Schwarzer Sabbath!" Schwarze Blitze schossen nun von oben herab und fügten den Digimon auf der Seite der DigiRitter erhebliche Schäden zu. "Ken, lassen wir es nicht damit durchkommen!" Ihr Mann stimmte ihr zu und ihre Partner gingen in Position. "Aquilamon Ultra-Digitation zuuu.... Vulturemon!" "Stingmon Ultra-Digitation zuu.... Jewelbeemon!" Nun noch einmal stärker griffen sie Mephismon an, welches Probleme im Nahkampf zu haben schien. Beide Attacken erreichten ihr Ziel und der Gegner wurde zurückgeschleudert. Veemon und die anderen feuerten die beiden an. Davis hatte immer noch nicht überwunden, dass er sich so einfach sein DigiVice hatte abnehmen lassen. Imperialdramon hätte die Angelegenheit im Nu erledigt. So riskierten sie, dass noch jemand verletzt wurde. Er war wirklich ein erbärmlicher Trauzeuge. Aber nein, noch war die Hoffnung nicht verloren. Nicht nur Ken und Yolei gaben ihr Bestes, auch die neuen DigiRitter schienen alles zu geben. PrismKnightmon blockte einen weiteren Angriff des Gegners ab, während Lianpumon mit seiner roten Maske einen Feuerkreis um den Feind herumzog. Dieser sah nun ein, dass er im Nachteil war. Verloren hatte es hingegen noch lange nicht. Es griff nun erneut in seinen Schatten und holte etwas hervor. Wie befürchtet handelte es sich um eine der blauen Kugeln. Sie konnte es nicht verhindern, dass es diese nun verschlang. Die DigiRitter hatten inzwischen eine ziemlich gute Vorstellung davon, was als nächstes geschah. Mephismon begann zu glühen und zu enormer Größe anzuwachsen. Bald darauf stand es auf vier Beinen und seine Hände hatten sich in Klauen verwandelt. Es war nun Gulfmon und konnte wesentlich mehr Verwüstung anrichten. Es brüllte in die Luft, um seine Gegner zu verunsichern. Das gelang ihm auch. "Todesschrei!", führte es eine Attacke aus und schoss schwarze Blitze aus seinem Maul. PrismKnightmon erhob wieder sein Schild, doch es reichte diesmal nicht mehr aus, um die Attacke effektiv abzublocken. Die DigiRitter hinter ihm wurden zur Seite geschleudert. Yolei war eine von ihnen und Ken eilte zu ihr. Sie schien nicht verletzt zu sein, war aber unsanft gelandet. "Sorry... die Hochzeit ist nicht ganz nach Plan verlaufen.", entschuldigte sie sich. Ken fasste ihr liebevoll an die Wange. "Du Dummerchen. Wir haben noch genug Zeit, um schöne Erinnerungen zu schaffen.", sagte er zuversichtlich. Yolei versuchte zu lächeln. "Naja... nicht wenn wir hier verlieren.", klang sie etwas entmutigt. Doch davon wollte ihr Mann nichts hören. Er stand wieder auf und schritt auf Gulfmon zu. Seine Miene verriet, dass er wirklich sehr sauer war. "Ken! Geh nicht zu nahe ran!", warnte Davis. Doch sein Freund hörte ihn nicht. Er platzierte sich vor dem riesigen Gegner und reckte seinen Kopf nach oben. "Was fällt dir eigentlich ein? Wie kannst du nur meinen schönsten Tag ruinieren? Und noch dazu meine Frau verletzen? Das... werde ich dir niemals vergeben!", rief er ihm entgegen. Gulfmon ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken. Erneut wollte es eine Attacke ausführen, doch Jewelbeemon führte eine Schnittattacke durch, welche diese erstmal unterbrach. Wenn auch nicht lange. Das Digimon landete neben seinem Partner. "Ken! Du kannst jederzeit auf mich zählen! Es gibt jetzt umso mehr zu beschützen und ich werde dafür sorgen." Sein Partner nickte ihm dankend zu. "Gut! Dann zeigen wir es diesem Ungeheuer jetzt!", entschied er und hielt sein DigiVice in die Höhe. Jewelbeemon flog wieder in die Höhe und Gulfmon bereitete einen Angriff vor. Bevor er diesen ausführen konnte, begann Kens Digimon zu leuchten. "Jewelbeemon Mega-Digitation zuuuu.... BanchoStingmon!" Das Digimon war nun pechschwarz und trug ein rotes Cape. Ken sah zu ihm auf. Sein Partner hatte seinen Ruf erhört, die zu beschützen, die ihm wichtig waren. "Zeig es diesem Mistkerl!", feuerte er es an. BanchoStingmon fuhr einen Stachel aus, der mehr an ein Schwert erinnerte, und flog auf den Gegner zu. Dieser hob seine Klaue und ließ sie auf den Angreifer hinabsausen. Doch Kens Partner zerschnitt diese mühelos. "Ihr Narren! Ich werde euch alle vernichten!", kündigte er an. Doch das ließ BanchoStingmon nicht zu. Es erhöhte sein Tempo und stieß seinen Stachel tief in die Brust des Gegners. Dies schien der entscheidende Schlag gewesen zu sein. Gulfmon heulte auf und begann sich in reine Daten zu verwandeln. Die Gefahr schien vorerst gebannt zu sein. BanchoStingmon landete und verwandelte sich aufgrund der Anstrengung zu Minomon zurück. Ken sammelte es ein und kehrte dann zu Yolei zurück. Diese hatte sich wieder aufgerichtet. T.K kümmerte sich darum, die DigiVices wieder einzusammeln, die nun auf dem Boden herumlagen. Kari eilte zu Mimi, um sich nach dem Zustand der Gäste zu versichern. Diese hatte sie in den Park gleich nebenan geführt. Als Kari berichtete, dass es wieder sicher war, beratschlagten diese. Die meisten bereiteten sich schließlich einverstanden zur Location zurückzukehren. Einige wenige – darunter auch der Priester, doch dieser hatte seine Aufgabe ja erfüllt – beschlossen lieber zu gehen. Und so kam es, dass es wenig später doch noch zu Festlichkeiten kam. Immerhin war die Torte noch nicht einmal angeschnitten worden, ein Unding, das schnell nachgeholt werden musste. Cody übernahm die Ehre und teilte jedem einen Teller aus. „Gib mir lieber noch ein zusätzliches Stück für Veemon. Du weißt ja, wie viel er verputzen kann.“, bat Davis. Cody nickte. „Ah ja, für Veemon. Natürlich.“, meinte er, erfüllte den Wunsch seines Freundes aber. Mimi FaceTimete mit Izzy und berichtete ihm von dem Zwischenfall. „Die Angriffe der Feinde werden tatsächlich mehr. Besonders bei so einer Veranstaltung ist das inakzeptabel. Wir sollten ein Meeting abhalten und besprechen, wie wir weiter vorgehen.“, schlug er vor. Mimi verkniff sich ein Statement zu Izzys Wortwahl, der seiner Rolle als Firmenchef vollends gerecht wurde. Dennoch musste sie ihm zustimmen. Sie hatten so viel in diese Feier investiert und dann wurde sie doch von einem Digimon unterbrochen. Nicht nur das, der Gegner war diesmal schlauer vorgegangen und ohne die Aufmerksamkeit Rurimons wäre es für sie schlimm ausgegangen. Izzy versprach sich einen Schlachtplan zu überlegen. Doch das hatte Zeit bis morgen. T.K trat nun aufs Podium und räusperte sich. Auch wenn die Halle recht groß war, benötigte er kein Mikrofon, eine erhöhte Stimmlage reichte. „Ich wollte dem Paar nur noch mal alles Gute wünschen. Ich weiß, der heutige Tag war nicht nur schön für euch. Aber ab heute wird sich alles ändern. Ihr habt euch als Kinder kennengelernt und euch sofort ineinander verliebt. Ihr wusstet, dass ihr füreinander bestimmt seid und immer füreinander da sein werdet. Das macht die Liebe zwischen euch aus. Aber jetzt genug über Ken und Yolei geredet, ich möchte auch noch ein paar Worte über Davis verlieren.“ Der gesamte Saal brach in Gelächter aus. Auch die beiden DigiRitter versuchten ein Lächeln aufzusetzen. Dann hielt T.K noch eine ernstere Rede für das frisch gebackene Ehepaar und mischte sich wieder unter die Gäste. Am Ende wurde die Feier doch noch schön und die ersten Gäste verabschiedeten sich. Takeshi, Shun und Tsubasa hatten sich bereit erklärt, noch beim Aufräumen zu helfen. Die Stühle wurden aneinander gereiht und das Geschirr in die Küche gebracht. Prismamon mampfte das letzte Stück Torte. Tsubasa murrte, dass sie nicht rechtzeitig daran gedacht hatte, sich noch ein Stück einpacken zu lassen. Doch Yolei fiel ein, dass es noch einen Kuchen im Kühlschrank gab für den Fall, dass es mehr Gäste als Tortenstücke gegeben hätte. Sie eilte los, stoppte aber nach einigen Metern. „Seltsam. Wieso... dreht sich denn alles hier?“, fragte sie. Bevor jemand etwas erwidern konnte, verlor sie den Halt und fiel zu Boden. „Yolei!“, rief Ken und eilte zu ihr. Er versuchte sie wachzurütteln, doch es gelang nicht. Kari wies die anderen an, einen Krankenwagen zu rufen. Cody war der erste, der sein Handy zückte. Es dauerte noch quälend lange Minuten, bis Hilfe eintraf. Ken und Davis hatten die Braut inzwischen auf einen weichen Untergrund gelegt. Die Sanitäter untersuchten sie, konnten aber nicht feststellen, was ihr fehlte. Also verfrachteten sie sie erst einmal in den Krankenwagen. Ken wurde erlaubt mitzufahren, die anderen mussten selbst für die Fahrt sorgen. „Können... wir etwas tun?“, wollte Takeshi wissen. T.K winkte aber ab. „Nein, im Moment könnt ihr nichts tun. Es wird außerdem spät. Fahrt schon mal nach Hause, wir werden euch über alle Neuigkeiten unterrichten.“, versprach er. Die drei nickten und machten sich dann daran aufzubrechen. Der Tag war nicht verlaufen wie sie erwartet hatten. Und geendet schon gar nicht. Sie hofften, dass mit Yolei alles wieder in Ordnung kam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)